Viel Applaus für das «Wunderkind»

Im Konzert des Orchesters Reinach in der katholischen Kirche brillierte die erst 11-jährige Solistin Anna Schultsz auf der Violine. Die Stückauswahl liess das Ensemble seine Stärken zeigen.

Verbindet Talent und Fleiss: Anna Schultsz interpretiert die Romanze in G-Dur von Johann Svendsen. Foto: Thomas Brunnschweiler
Verbindet Talent und Fleiss: Anna Schultsz interpretiert die Romanze in G-Dur von Johann Svendsen. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Für Laien erscheint Virtuosität auf einem Instrument als höchstes Ziel. Darum werden sogenannte Wunderkinder vor allem daran gemessen. In Wirklichkeit ist Virtuosität heute die Voraussetzung, um überhaupt an eine grosse Musikerkarriere denken zu können. Auch Anna Schultsz’ Spiel basiert nicht auf einem übernatürlichen «Wunder», sondern auf dem Einfluss ihres musikalischen Elternhauses, dem Talent und dem Fleiss, den sie unweigerlich an den Tag legen musste, um bereits in ihrem jugendlichen Alter Preise einzuheimsen.

Am Sonntag spielte sie den Solopart in Johan Svendsens Romanze in G-Dur – das wohl meistgespielte Stück des norwegischen Komponisten. Der Einfluss Wagners ist unüberhörbar. Wenn man einer Anekdote glauben darf, entstand es wegen einer ausgefallenen Musikstunde und Svendsen verkaufte die Partitur zu einem viel zu tiefen Preis an den Verleger. Das Stück, das vom Schwierigkeitsgrad her durchaus von einem Laien gespielt werden kann, wird durch eine starke melodische Erfindung geprägt.  

Diese wird hauptsächlich von der Solovioline vorgetragen. Anna Schultsz wartete mit einem warmen, geschmeidigen und klaren Klang auf und interpretierte ihren Part mit einer Innigkeit, der auf eine überdurchschnittliche musikalische Reife hinweist. Für ihr Alter von 11 Jahren entwickelte sie eine erstaunliche klangliche Präsenz, obwohl sie mit der ¾-Geige verständlicherweise nicht das Volumen erreichen konnte, um bis ganz nach hinten die Balance mit dem Orchester zu halten.

Beachtliches Bläserensemble

Im 3. Satz von Émile Bernards Divertissement op. 36 für ein Doppelbläser-Quintett konnten sich die zehn Bläser voll entfalten. Der Satz beginnt mit einer sanft-schwebenden Melodie im ersten Fagott, die von den andern Instrumenten ergänzt wird, bis im 18. Takt Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Waldhorn gemeinsam spielen. Das Stück weiss durch Wechselspiele mit gegensätzlichen Themen und Figuren, Imitationen und der raffinierten harmonischen Ausarbeitung zu gefallen. Das Ensemble interpretierte das Werk differenziert und in guter dynamischer Abstimmung. In der Havanaise für Violine und Orchester op. 83 von Camille Saint- Saëns konnte Anna Schultsz ihre Virtuosität mit rasend schnellen Läufen, makellos reinen Tönen in der höchsten Lage, Glissandi und Doppelgriffen unter Beweis stellen.

Sie erntete für ihre Leistung den verdienten Applaus. Nach der Pause kam Franz Schuberts Sinfonie Nr. 6 in C-Dur zur Aufführung, in der sich Elemente von Haydn, Beethoven und Rossini finden. Im Hinblick auf die Funktion der Bläser in diesem Stück traf Dirigent Giorgio Paronuzzi mit diesem Jugendwerk Schuberts sicher eine gute Wahl. Für ein Laienensemble spielte das Orchester sehr frisch, transparent und dynamisch ausgewogen. Das Konzert wird in guter Erinnerung bleiben.

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