Reinacher Bundesfeier mit Herausforderungen

Äusserlich bildete das nasse Wetter eine Herausforderung auf dem Festplatz. Die innere Herausforderung ortete Gemeinde- präsident Urs Hintermann in der Rolle der Schweiz der Zukunft.

Betonte die Notwendigkeit der Mitwirkung der Schweiz: Urs Hintermann bei seiner Rede.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Betonte die Notwendigkeit der Mitwirkung der Schweiz: Urs Hintermann bei seiner Rede. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Noch um 20 Uhr nieselte es leicht auf den Parkplatz des Weiermattschulhauses. Viele der feuchten Tische waren noch leer. Aber als dann die Musikgesellschaft Konkordia aufspielte, füllten sich die Reihen. Petrus meinte es offenbar gut mit der Bundesfeier. Christoph Wyttenbach, der OK-Präsident der Feier, begrüsste die Anwesenden und dankte den Vereinen, Zünften und den Mitarbeitern des Werkhofs für ihre logistische Arbeit. Beim Angebot von Klöpfern, Bratwürsten, Chicken Nuggets, Hotdogs oder Pilzrisotto konnte man sich gut verpflegen, bevor kurz vor 21 Uhr Gemeindepräsident Urs Hintermann seine Festansprache hielt.

Geschichtlicher Überblick
Das Jahr 2015 sei das Jahr der Jubiläen: 1315 Schlacht bei Morgarten, 1515 Schlacht bei Marignano und 1815 der Wiener Kongress, der das Birseck der Eidgenossenschaft zuschlug. «Zu Zeiten von Morgarten und Marignano waren wir noch Ausländer!», sagte Hintermann. Die moderne Schweiz sei erst im 19. Jahrhundert entstanden. Es sei ein Projekt gewesen, das fast ein Jahrhundert gedauert habe und mit manchen internen Konflikten verbunden gewesen sei. Hintermann verwies auf die Vielzahl unterschiedlicher kantonaler Gewichte, Längenmasse und Währungen. «Ich glaube, wir stehen heute vor einer ähnlichen Situation, wie unsere Vorfahren vor 200 Jahren – nur eine Stufe höher», erklärte er.

Heute seien es die Nationalstaaten, die sich im Rahmen der Globalisierung zusammenraufen müssten. Er erwähnte die Skepsis der Schweiz gegenüber internationalen Gremien. Die EU sei – bei allen Bedenken – eine wichtige Institution. Die EU brauche wie die Schweiz Zeit, sich zu konsolidieren. Zentralistische wie föderalistische Exzesse habe es auch in der Schweiz gegeben, sogar einen Krieg zwischen Liberalen und Konservativen. Hintermann liess keinen Zweifel daran, dass es oft ausländischer Mächte bedurfte, die Eidgenossen zu zwingen, «Lösungen für ihre Probleme zu finden.» Die Zeit, in der Nationalstaaten ihre Schwierigkeiten alleine lösen können, sei vorbei, auch was die Flüchtlingsströme, den Klimawandel und die militärischen Konflikte angehe. Die Schweiz habe letztlich der Welt einiges zu bieten, deshalb sei die Teilnahme in internationalen Gremien und Verhandlungen unabdingbar.

Mangelnde Aufmerksamkeit
Würde man den gesellschaftlichen Zusammenhalt an der Aufmerksamkeit für eine Rede messen, so stünde es um die politische Kultur in Reinach eher schlecht. An vielen Tischen wurde nämlich laut weitergeplaudert, was primär weniger von mangelndem Interesse als von fehlendem Respekt gegenüber dem Redner zeugte. Nach dem offiziellen Teil spielte das Duo «Peter und Peter» auf. Danach fanden der Lampionumzug der Kinder und die Übergabe der 1.-
August-Weggen statt. Um 22.30 Uhr schossen dann die Feuerwerkskörper in den Himmel und hüllten das Gelände in Schall und Rauch.

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