Nicht aus dem Rahmen fallen?

Antonio Turchiarelli realisiert mit den Theaterensembles «Tiramisù» und «Wechselstrom» das Stück «Normen». Das Stück wird am Freitag und Samstag in der Wirtschaftsmittelschule Reinach aufgeführt.

Achtung: Nicht aus dem Rahmen fallen! Die zehn Mitspielenden in «Normen».  Foto: ZVG
Achtung: Nicht aus dem Rahmen fallen! Die zehn Mitspielenden in «Normen». Foto: ZVG

Thomas Brunnschweiler

Das Generationenprojekt, bei dem die Theatergruppen «Tiramisù» aus Reinach und «Wechselstrom» aus Basel mitmachen, nimmt sich das Thema «Normen» vor. Das Episodenstück, das aus Improvisationen entstanden ist, zeigt, wie stark wir in unserer Gesellschaft vorgegebenen Erwartungen und Normen unterliegen. Der Rahmen bildet eine Reise durch Zeit und Raum. Diese amüsante Reise beginnt mit einem Check-in.

Julia Schwamborn, die selbst mitspielt, charakterisiert das Ensemble als «bunt, laut, leise, lustig, jung, alt und innovativ». Schon seit einigen Jahren arbeiten Antonio Turchiarelli und Priska Sager, die gemeinsam die Dramaturgie geschaffen haben, zusammen. Stets sind es gesellschaftlich relevante Themen, die sie auf die Bühne bringen.

Tabubrüche
Die Schauspielerinnen und Schauspieler haben sich gefragt, was Normen mit ihnen machen. Geben sie wirklich die Sicherheit, die wir brauchen? Oder sind wir bereits «Normzombies des modernen Zeitalters»? In ihrem neuesten Stück sagt die Truppe den Regeln und Zwängen des Lebens den Kampf an, natürlich mit einer Prise Humor und Sarkasmus. In einer symptomatischen Szene eröffnet die Grossmutter ihren beiden Enkeln, dass sie mit ihrer neuen grossen Liebe in die Ferien reise und das gemeinsame Weihnachtsfest ausfallen lasse. Die Enkel sollen das ihren Eltern mitteilen mit dem Zusatz, man könne das Fest an Neujahr nachholen. Der eher konservative Enkel hält nichts von diesem Vorschlag, die aufgeschlossene Enkelin hingegen ist vom neuen Lebenselan der Grossmutter begeistert.

Beim Durchspielen von alltäglichen Tabubrüchen kam es in der Gruppe auch zu heftigen Diskussionen. Darf man körperliche Annäherungen zwischen Lehrer und Schüler zeigen oder nicht? Wie weit darf man auf der Bühne gehen? Hier zeigte sich, dass Normen tief sitzen und sich nicht so rasch über Bord werfen lassen.

Integratives Generationenprojekt
Der Deutschlehrer und Theaterpädagoge Antonio Turchiarelli ist jeweils für das Textbuch verantwortlich. Bei «Tiramisù» wirken Jugendliche zwischen 17 und 20 Jahren mit. Zusammen mit Priska Sager gründete Turchiarelli 2004 das integrative Theaterprojekt «Wechselstrom», das 2007 den 13. Schappo der Stadt Basel erhielt. Bei «Wechselstrom» gibt es Mitspielende, die das 70. Lebensjahr bereits überschritten haben. Schon zum zweiten Mal arbeiten «Tiramisù» und «Wechselstrom» zusammen. Das Stück «Normen» wird viermal im Theater Arlecchino in Basel gezeigt und insgesamt viermal in der Aula des Bildungszentrums kvBL an der Weiermattstrasse 11 in Reinach. Es wäre erfreulich, wenn diese Theaterprojekte von der Bevölkerung noch stärker wahrgenommen würden.

Weitere Artikel zu «Reinach», die sie interessieren könnten

Reinach17.04.2024

Endress + Hauser weiter auf Wachstumskurs

Der Messtechnikkonzern mit Hauptsitz in Reinach konnte im vergangenen Jahr trotz glo­baler Un­sicherheiten den Umsatz weiter steigern.
Reinach17.04.2024

Caroline Mall will das Parteipräsidium – und dann plötzlich doch nicht mehr

Die Reinacher Landrätin Caroline Mall möchte Präsidentin der SVP Baselland werden. So liess sie es im Gespräch mit dem Wochenblatt verlauten. Am Mittwochmorgen…
Reinach10.04.2024

Die Wahl der Schulratswahl

Sollen Schulrätinnen und Schulräte wie bisher durch das Volk oder vom Einwohnerrat gewählt werden? Um diese Kernfrage dreht sich die Abstimmung «Teilrevision…