Chäppelihäx zum Dritten

Die noch frische, an keltisches Brauchtum anknüpfende Chäppelihäx- und Funggefüürtradition zog auch dieses Jahr über 200 Menschen an. Vor allem dem Füürreedli-Schlagen wurde stark zugesprochen.

Ausnahmsweise: Chäppelihäx und Tüüfel posieren für die Presse.  Fotos: Thomas Brunnschweiler
Ausnahmsweise: Chäppelihäx und Tüüfel posieren für die Presse. Fotos: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Punkt 18.30 Uhr füllte sich der Ernst-Feigenwinter-Platz beim Bürgergemeindehaus mit lautstark sich gebärdenden Treichelschwingern. Die Geräuschkulisse der grossen Rumorete wurde verstärkt durch historisch eingekleidete Tambouren und Rärenträger. André Sprecher, der Präsident des Vereins Chäppelihäx, hiess die Gäste willkommen und stimmte das Chäppelihäx-Lied von Hansjörg Hänggi an.

Schon brannten die beiden Feuerwagen lichterloh, als die zahlreichen Schwestern der Haupthexe in den magischen Ring tänzelten, gefolgt von der furchteinflössenden Chäppelihäx selbst und ihrem finsteren Kumpan, dem Tüüfel. Die beiden führten darauf den perfekt choreografierten Tanz auf, der einen wesentlichen Teil des Chäppelihäx-Geschehens ausmacht. Am Rande hatten sich einige geschminkte Hexen in schwarzen Gewändern und Hüten postiert, äusserlich eher am Typus der Professorin für Hexerei aus Hogwarts orientiert als an der Chäppelihäx.

Wydli als Wintersymbol
Dann deckte sich das Publikum mit Fackeln ein, die an einer Feuerwanne entzündet wurden. Gemächlich folgten Jung und Alt der Chäppelihäx, dem Teufel und den anderen Hexen. Vom Zielort beim Leiwald, wo sich der Holzstoss für das Funggefüür erhob, wirkte der Fackelzug wie ein funkelnder Tatzelwurm. Die weit über 200 Zuschauerinnen und Zuschauer reihten sich um das morastige Feld auf, wo die Hauptakteure nochmals ihren Tanz aufführten, um danach die Aufmerksamkeit des Publikums dem brennenden Funggefüür zu überlassen. Auf seiner Spitze, angestrahlt von einem Spot, erhob sich das Wydli, ein Männchen aus Weidenholz.

Laut dem Aberglauben halten sich in der Weide böse Geister auf und der Baum gilt als unfruchtbar. So ist das Wydli prädestiniert, das Symbol des zu überwindenden Winters zu sein. Bei den Abschlagrampen für die Füürreedli war einiges los. Sowohl Kinder als auch Erwachsene versuchten sich in dieser «Sportart», die eine Art Feuerhornussen ist. Der Brauch könnte noch vertieft werden, denn die dazu gehörenden Verse waren noch kaum zu hören. Um 21 Uhr kehrte die Menge nach Reinach zurück, wo im Cherus-Zelt noch gefeiert werden konnte.

Ortsspezifischer Brauch
Chäppelihäx und Funggefüür haben nichts mit der Fasnacht zu tun, auch wenn aus dem vorchristlichen «Fungge» das Fasnachtsfeuer hervorgegangen ist. Der Brauch ist im ganzen schwäbisch-alemannischen Raum verbreitet. Im Gegensatz zu anderen Orten ersetzt in Reinach das Wydli die verbreitete Hexenpuppe. In Reinach ist die Chäppelihäx positiv besetzt. Sie hilft, den Winter zu vertreiben, der im Wydli symbolisiert ist.

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