Fischförderprogramm: 2000 Aeschen in der Birs ausgesetzt

Der Fischerverein Münchenstein-Reinach hat mit der Hilfe der Kleinkraftwerk-Betreiber ein Fischförderprogramm gestartet.

Raus aus dem Kofferraum, rein in den Fluss: Hermann Koffel entlässt bei der alten ARA in Reinach Dutzende Jungfische.  Foto: Bea Asper
Raus aus dem Kofferraum, rein in den Fluss: Hermann Koffel entlässt bei der alten ARA in Reinach Dutzende Jungfische. Foto: Bea Asper

Zur Erholung von der Erwerbstätigkeit sucht sich der Fischer ein schönes Plätzchen an der Birs. Genüsslich atmet er den Duft der Natur ein, lässt die Seele baumeln und geht seinem Hobby nach: Er wirft die Angel aus und beobachtet, was sich im Wasser tut. Doch am Ufer in Reinach ist man selten allein. Neben ihm landet ein Stöckchen im Wasser und ein Hund springt hinterher. Der Hundehalter erhebt genauso Anspruch auf Erholung an der Birs wie der Fischer.
Der verdichtete Siedlungsraum und die verschiedenen Anspruchsgruppen wirken sich aus auf das Innenleben des Gewässers und auf die Uferzonen. Schutzmassnahmen, Renaturierungsprojekte und Fischförderprogramme sollen helfen, dass die Natur trotz hoher Menschenfrequentierung blüht und die Tierwelt in und an der Birs vielfältig ist. Unter anderem lancierte der Fischerverein Münchenstein-Reinach dank der Hilfe des Ökofonds der Kleinkraftwerk Betreiber EBM und IWB im Unterlauf der Birs ein Förderungsprogramm für die Aesche. 2000 Jungfische wurden letzte Woche in die Birs entlassen.


Ans Birswasser gewöhnt

Mit ausgeklügeltem System hatten die Fischer ihre Zöglinge auf das fliessende Gewässer und auf die Futtersuche unter Wasser vorbereitet. So waren die Aufzuchtgewässer mit Strömungen versehen worden und die Fütterung erfolgte nicht von oben – vielmehr waren die Planktonteilchen mit Druck nach unten gedrückt worden. «Ausserdem wurden die Fische an das Birswasser gewöhnt», erklärt Hermann Koffel, selbst passionierter Fischer und Präsident des Fischervereins Münchenstein-Reinach, an der Aussetzaktion letzten Freitag bei der alten Abwasserreinigungsanlage in Reinach. Mit Eimern fischt Koffel die Jungfische aus einem grossen Behälter im Kofferraum seines Autos, dann klettert er die Böschung runter, watet in die Birs und entlässt die Tiere in die Unterwasserwelt.
Auch in diesem Moment ist sein Verständnis für die verschiedenen Anspruchsgruppen gefragt. Ein Hund einer Spaziergängerin ist dem Fischer ins Wasser gefolgt und beschnüffelt den Eimer. Auf seinen Namen hört der Vierbeiner in diesem Moment nicht, doch die Tierhalterin versichert, der Hund tue den Fischen nichts. Koffel nimmt es, wie es ist – ohne Kommentar. Er steigt zu seinem Auto empor und sagt, er habe eine extra Fahr-und Park-Bewilligung eingeholt bei der Gemeinde, denn rasch sei es passiert, dass ein Spaziergänger der Polizei Meldung mache, dass die Verbote für Autos wohl missachtet worden seien. Dann widmet er sich wieder den Fischen. Mit einem Strahlen in den Augen bringt er den nächsten Schwarm Jungfische in die Birs. Sein Dank gilt den Betreibern der Kraftwerke. «Erst durch die finanzielle Beteiligung von IWB und EBM wurde unsere Idee überhaupt realistisch», sagt Koffel.


3000 Jungfische jährlich

Mit grossem Engagement nehmen sich die Fischer dem Förderprogramm an. In der Nähe von Ermatingen am Untersee holen die Fischer die Brütlinge und hegen und pflegen sie in Brüglingen. Wenn die Fische zu Sömmerlingen herangewachsen sind, kommen sie in die Birs. «Jährlich können bis zu 3000 junge
Aeschen von Dornachbrugg bis Birskopf eingesetzt werden – und dies über die nächsten zehn Jahre», freut sich Koffel. Behutsam neigt er den Eimer ins Wasser und lässt nochmals Hunderte von Aeschen davon ziehen.
Wie viele von ihnen sich in der Birs zurecht finden werden, wird sich weisen. Das Fischförderprogramm wird wissenschaftlich begleitet von den kantonalen Behörden. Bisher war die Birs zwischen Aesch und Münchenstein nicht sehr fischreich, doch das soll sich nun ja ändern.

 

Aesche: beliebter Speisefisch

Nach Schutzmassnahmen für für die Bachforelle soll zur Aufwertung der Birs und ihrer Artenvielfalt auch die Aesche gefördert werden, wie aus den Zielvorgaben der beiden Basel hervorgeht. Mit der finanziellen Unterstützung der Kleinkraftwerk-Betreiber konnte der Fischerverein Münchenstein-Reinach nun ein zehnjähriges Förderprogramm starten. Die Aesche war in den Schweizer Mittellandgewässern weit verbreitet, doch dann gingen ihre Bestände in vielen Flüssen und Bächen zurück. Aeschen sind kleiner als Forellen, gelten aber ebenfalls als hervorragende Speisefische und sind bei Anglern beliebt.

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