«Neue» Hauptstrasse ist eingeweiht – beleben müssen sie die Einwohner
Knapp zwei Jahre lang war die Hauptstrasse eine Baustelle. Ob sich die Umbauarbeiten für fast 16 Millionen Franken gelohnt haben, wird sich zeigen. Skepsis und Zuversicht halten sich noch die Waage.
Silvana Schreier/Bea Asper
Die Reinacher waren neugierig. Sie wollten wissen, was die knapp zweijährige Umbauzeit ihrer Hauptstrasse gebracht hat. Endlich wollen sie das Resultat sehen, auf welches sie so lange hatten warten müssen. Das Einweihungsfest vom vergangenen Samstag sollte die Reinacher mit ihrer Hauptstrasse versöhnen. Dafür wurde viel Aufwand betrieben. Von der Coiffeurladen-Bar über die Modeschau bis hin zur Zumba-Act auf der Bühne: Es wurden einige Attraktionen und Überraschungen geboten. Die Schlange bei der Tramhaltestelle Reinach Dorf war den ganzen Abend über lang. Nicht, weil man mit dem 11er-Tram schnellstmöglich nach Basel fahren wollte. Sondern weil ein Oldtimer-Tram die Besucher des Festes durch Reinach chauffierte. Ein Highlight war sicherlich der reich gedeckte und längste Tisch, den Reinach je gesehen hatte. 850 Gäste nahmen Platz und genossen den aussergewöhnlichen Anlass. Schliesslich trug der Ausschank edler Tropfen am Dorfbrunnen ebenfalls zur guten Stimmung bei.
Von den offiziellen Rednerinnen und Rednern wurde «der neue und offene Ortskern» gelobt. Regierungsrätin Sabine Pegoraro ist überzeugt: «Die Erneuerung wird die Attraktivität des Reinacher Gewerbes steigern.» Gemeindepräsident Urs Hintermann meinte jedoch, das Ziel sei noch nicht ganz erreicht. Die Einwohner seien nun gefordert: Sie müssen das Zentrum beleben. Dem stimmten viele Reinacher zu. Doch gleichzeitig stellten sie sich auch die Frage: Was bringt die neue Hauptstrasse für die Geschäfte? Wird nun tatsächlich mehr im Dorf eingekauft?
Nebst viel Zuversicht gab es auch skeptische Stimmen zu hören. Monica Surer, Verkäuferin bei Jenzer Fleisch und Feinkost, sagte: «Alle Parkplätze im Ortszentrum wurden entfernt. Das wird sicher nicht für mehr Kundschaft sorgen.» In der Bäckerei und Confiserie Grellinger blickt man optimistischer in die Zukunft: In den letzten Monaten hätten zwar deutlich weniger Kunden in ihrem Laden eingekauft, das habe sich aber bereits verbessert.
Behindertengerechte Tramhaltestelle
Ebenfalls verbessert hat sich die Hauptstrasse für alle, die mit Rollstühlen unterwegs sind. Der Reinacher Jürg Fringgeli kann nun mit seinem Elektrorollstuhl hindernisfrei einkaufen gehen, seine Haare schneiden lassen oder sich im Buchladen neue Lektüre besorgen. BLT-Direktor Andreas Büttiker betonte: «Wir haben hier die erste behindertengerechte Tramhaltestelle im Baselbiet.» Grundsätzlich freute er sich sichtlich, dass die öV-Situation verbessert wurde.
Durch den Umbau wurden die Trottoirs für die Fussgänger verbreitert. Die Sicht auf die Ladengeschäfte sollte sich öffnen. Es bleibt mehr Platz zum Flanieren und Einkaufen. Für den Verkehr wird es aber enger. Tram, Autos und Radfahrer nutzen die Hauptstrasse gemeinsam. Ob sich die gewählte Variante bewährt, muss die Zukunft weisen.