Baselbieter Kunstpreis geht nach Reinach

Die Performance-Künstlerin Irene Maag wurde am Montag von Regierungsrat Urs Wüthrich mit dem Spartenpreis Kunst 2014 des Kantons Basel-Landschaft ausgezeichnet. Der Preis ist mit 20 000 Franken dotiert.

Fliegen, 2007. Performance von Irene Maag, Kaskadenkondensator Basel, Destillat II.  Foto: Simone Fuchs
Fliegen, 2007. Performance von Irene Maag, Kaskadenkondensator Basel, Destillat II. Foto: Simone Fuchs

Thomas Brunnschweiler

Am Montagabend konnte Irene Maag den wichtigen Preis im Theater Roxy in Birsfelden entgegennehmen. Die in Reinach wohnhafte Künstlerin wurde in Liestal geboren und wurde schon im Elternhaus für Kunst sensibilisiert. Zunächst machte sie eine Lehre als Steinbildhauerin, erwarb danach das Diplom als Künstlerin HGK und 2012 den Master of Arts mit zugehörigem Lehrdiplom für Sekundarstufe II an der Basler Hochschule für Gestaltung und Kunst. Seit 1998 ist sie mit persönlichen oder kollektiven Arbeiten an Performancefestivals und Ausstellungen im In- und Ausland vertreten.

Wenn man die Leitlinien des Kulturdepartements für die Preisvergabe anschaut, erkennt man, dass Irene Maag alle Kriterien erfüllt: Sie hat ein herausragendes, kontinuierliches und eigenständiges Werk vorzuweisen, das über die Grenzen der Schweiz ausstrahlt, hat «grenzüberschreitend» gearbeitet, wird als «öffentliche Persönlichkeit» wahrgenommen und kann in Fach- und Medienkreisen eine hohe Reputation ausweisen.

Performance-Kunst im Rampenlicht
Für viele ist Performance-Kunst eher etwas Fremdes. Performance Art kommt vom englischen «to perform», was «durchführen, aufführen, spielen, agieren» heissen kann. Wenn man von den «Tableaux vivants» absieht, die es seit dem 18. Jahrhundert gibt, ist die Performance-Kunst mit dem Futurismus und Dadaismus geboren worden. In den 1960er-Jahren mit ihren Happenings begann sich die Kunstform zu etablieren. Irene Maag kam zur Performance Art durch einen Workshop an der Schule für Gestaltung. Theaterimprovisation und Pantomime interessierten sie schon immer.

«Für mich sind der Aufführungsort, die Handlung mit bestimmtem Material und das daraus entstehende Livemoment mit den Zuschauenden grundlegende Faktoren bei einer Performance», erklärt sie. «Ich verarbeite meine Eindrücke der Welt und lasse sie in ein solches Bild einfliessen, das meist einen Deutungsspielraum offenlässt.» Schon zwischen 1998 und 2005 war Irene Maag in der Performancegruppe GABI aktiv. Sie ist auch Mitbegründerin des Performancekollektivs Kollabor (www.kollabor.ch). Einige Jahre war sie auch im Kaskadenkondensator Basel engagiert, als Vorstandsmitglied, Kuratorin und Projektleiterin. Seit 1996 ist sie in der Kunstvermittlung tätig, in Projekten mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, Behinderten und psychisch
beeinträchtigten Menschen.

Körperliche Herausforderung
«Oft ist eine Performance eine körperliche Herausforderung», sagt Irene Maag, «etwa in kaltem Sand eingegraben zu sein.» Aber sie möchte ihre Ideen möglichst konsequent umsetzen und keine halbherzigen Kompromisse machen. Wenn Nacktheit dazugehört, wie etwa in der Performance «Brief an Yves», so exponiert sie sich auch körperlich, obwohl nicht immer die schockierendste Variante die richtige sei. «Ich arbeite gerne mit Irritationen und hinterfrage das Establishment. So kann eine Performance auch eine Herausforderung für das Publikum sein. «Je länger je lieber arbeite ich im öffentlichen Raum. Den öffentlichen Raum für Kunst zu nutzen ist stets ein politischer Akt. Dieser Raum soll nicht nur den kommerziellen Interessen überlassen werden», sagt sie, «es ist ein Zeichen offenen Denkens, wenn vieles in grosser Diversität zugelassen wird.»

In der Performance «Ahoi» von 2011, als für 20 Minuten ein Rosenbeet vor der Matthäuskirche zu einem Schiff wurde, zeigte sich etwas vom aktivistisch-spielerischen Element der Performance-Kunst. Über den Preis freut sich Irene Maag natürlich sehr. «Wenn etwas kommt, wofür man sich nicht beworben hat, ist das wunderbar. Es ist Anerkennung und Wertschätzung für meine Arbeit. Und das Preisgeld hilft mir, neue Projekte in Angriff zu nehmen.»

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