Isaac Reber wünscht sich Mut zur Veränderung

Ein flammendes Plädoyer für die Kantonsfusion wollte der Baselbieter Regierungspräsident an seiner 1.-August-Ansprache in Reinach nicht halten. Der Status quo sei aber auch nicht die Alternative.

Eindringlich: Regierungspräsident Isaac Reber hielt an der 1.-August-Feier in Reinach ein Plädoyer gegen den Stillstand, womit auch er auch das Baselbiet meinte.  Foto: Lukas Hausendorf
Eindringlich: Regierungspräsident Isaac Reber hielt an der 1.-August-Feier in Reinach ein Plädoyer gegen den Stillstand, womit auch er auch das Baselbiet meinte. Foto: Lukas Hausendorf

Lukas Hausendorf

Eigentlich wünschte man sich in Reinach schon 2011 Isaac Reber als Gastredner an der Bundesfeier. Damals war der erste grüne Regierungsrat des Baselbietes frisch im Amt und wurde von Anfragen überhäuft. «Ich habe sie dann auf 2014 vertröstet und dafür bin ich nun als Regierungspräsident hier.» Auf dem Weiermattparkplatz, wo die Reinacher 1.-August-Feier unter freiem Himmel stattfand, hiess man den Magistraten warm willkommen. Vom Risotto aus der Küche des Ausländervereins gestärkt und die Stimmbänder mit dem Singen des Schweizerpsalms auf Betriebstemperatur gebracht, zog Reber mit präsenter Stimme die Aufmerksamkeit der Festgemeinde sogleich auf sich.

«Die Schweiz ist und wird keine Insel des Glücks sein», sagte er zu Beginn seiner Ansprache. Einerseits sei es naiv zu glauben, dass die Flüchtlingsströme von den Kriegsschauplätzen in Osteuropa, im Orient und in Afrika einen Bogen um die Schweiz machen werden. «50 Millionen Flüchtlinge, so viele wie noch nie, können uns nicht gleichgültig sein.» Anderseits stelle er auch fest, dass destruktive Kräfte in den vergangenen Jahren die Oberhand gewonnen hätten. Darum seien wir umso mehr gefordert, die konstruktiven Kräfte zu unterstützen «und die Werte des gegenseitigen Respekts und der Toleranz hochzuhalten. Sie sind gefragt wie schon lange nicht mehr.» Aber nicht nur ausserhalb der Landesgrenzen sei vieles im Umbruch.

Auch bei uns stünden glücklicherweise friedliche Veränderungen an, mit denen wir uns auseinandersetzen müssten. Damit leitete er über zur Kantonsfusion, über die im September an der Urne entschieden wird. Zumindest werden die Weichen gestellt für eine ernsthafte Prüfung des Zusammenschlusses mit Basel-Stadt, weshalb gemeinhin von der Prüfung einer Kantonsfusion bei einem Ja die Rede ist.

«Der Wecker hat schon geschellt»
Die Regierung hatte in ihrer Botschaft zur Abstimmung die Vorlage zu Ablehnung empfohlen. Isaac Reber hatte aber nicht vor, in Reinach diese Botschaft zu widerrufen. «Vielleicht haben einige von Ihnen heute Abend ein flammendes Plädoyer für die Kantonsfusion erwartet», setzte er an. Und schob nach: «Genau das möchte ich aber nicht machen. Ich interpretiere meine Rolle anders.» Es folgte eine politische Gratwanderung. Mit Schlagworten wie «Aufbruch», «Veränderung», «gemeinsam» oder «Innovation» machte er klar, dass er sich eine ergebnisoffene Diskussion über die Strukturen im Kanton wünscht. «Wir müssen über die Bücher.» Wenn man das chronische Defizit sehe und dass viele Gemeinden nur dank des Finanzausgleichs über die Runden kämen, sei Handeln dringend angesagt. «Wir brauchen den Mut, Aufbruch zu wagen. Der Wecker hat schon geschellt.»

Reinach ist für Reber in dieser Hinsicht ein Paradebeispiel. Mit Endress und Hauser habe ein Weltklassekonzern seine Wurzeln in Reinach. Ein Paradebeispiel für die Innovationskraft der Region. Und politisch würdigte Reber die Birsstadt als gelungene Kooperation für gemeindeübergreifende Gebietsreformen und Plattform für die Entwicklung einer gemeinsamen Vision, wie eine Region vorangebracht werden könne. Der Status quo sei keine Option. «Nur Veränderungen bringen uns vorwärts», betonte er abermals.

Raketen brachten Stimmungshöhepunkt
Im Anschluss an Rebers engagierte Ansprache gehörte die Bühne der Barba-rella & Red Rock Country-Rock Band, die den geselligen Teil des Abends einläutete, der um 22.30 mit dem Zünden des grossen Feuerwerks seinen Kulminationspunkt fand. Dieses werde in Reinach vollumfänglich durch private Sponsoren finanziert, erklärte OK-Präsident Christoph Wyttenbach. Er konnte sich einmal mehr über ein durchwegs geglücktes Fest freuen. «Irgendwie haben wir stets Wetterglück.»

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