Italiener fordern ihre TV-Kanäle zurück

Gleich im Bündel wurden beliebte italienische Fernsehkanäle mit der Senderumstellung im Mai kostenpflichtig. Dagegen wehren sich zwei Reinacher nun mit einer Petition. Das könnte Erfolg haben.

Petition lanciert. Patrick Scarpelli (l.) und Michael Baumberger wollen die Streichung italienischer Kanäle aus dem Grundangebot der Quickline nicht einfach hinnehmen.  Foto: Lukas Hausendorf
Petition lanciert. Patrick Scarpelli (l.) und Michael Baumberger wollen die Streichung italienischer Kanäle aus dem Grundangebot der Quickline nicht einfach hinnehmen. Foto: Lukas Hausendorf

Eine Unterschriftensammlung soll der italienischen Diaspora im Birseck einige ihrer beliebtesten Fernsehprogramme aus der Heimat wieder kostenfrei in die Stube bringen. Die Senderumstellung vom 20. Mai führte bei dieser Bevölkerungsgruppe zu grossem Ärger. Die Programme Italia 1, Rai 3, Rete 4 und Canale 5, die zuvor im digitalen Grundangebot enthalten waren, sind nun in ein 8.90 Franken teures Sprachpaket verschoben worden. Eine bekannte Strategie zur Profitsteigerung, die auch von der Cablecom schon angewendet wurde. Für alle grösseren Migrantengruppen werden kostenpflichtige Programmpakete geschnürt. Denn bei dieser Kundschaft vermutet man eine hohe Zahlungsbereitschaft für das Fenster zur Heimat. «So nicht», sagen Patrick Scarpelli und Michael Baumberger. Die zwei Reinacher wollen mit einer Petition Druck auf die Gemeinde ausüben, dass diese sich als Aktionärin der interGGA für die Interessen der Italiener starkmacht. «In Onlineforen echauffieren sich viele darüber, wie das mit der Senderumstellung gelaufen ist. Mit einer Petition kann man das Anliegen gut artikulieren», erklärt Scarpelli. Vor zu wenigen Unterschriften brauchen er und Baumberger sich kaum zu fürchten. Alleine in Reinach sind 780 Italiener angemeldet und bilden damit die grösste Migrantengruppe im Dorf. Doppelbürger wie Scarpelli sind dabei nicht mitgezählt.


Nachahmer erwünscht

Reinach ist nicht die einzige Gemeinde im Birseck, die als Aktionärin bei der interGGA Druck machen könnte. Baumberger und Scarpelli hoffen deshalb auch, dass ihre Petition in den übrigen Gemeinden, die dem Verbund angeschlossen sind, Nachahmer findet. «Es ist ja nicht nur ein Reinacher Problem», so Baumberger. Und es ist beileibe kein aussichtsloses Unterfangen. «Wir können die Interessen der Kunden in unserem Versorgungsgebiet in die Quickline Partnerversammlung einbringen», erklärt Gregor Schmid, Geschäftsführer der interGGA. Allerdings könnten natürlich nicht alle Individualansprüche vollständig abgedeckt werden. Schmid verweist aber auch auf die Angebote der Konkurrenz. So kosteten 27 zusätzliche italienische Programme bei der Swisscom monatlich 60 Franken. Im Vergleich dazu sind die 8.90 Franken für das 17 Sender umfassende Paket bei der Quickline natürlich günstiger.


Ärger wegen Senderlisten

Individualisten haben beim Fernsehen zurzeit sowieso einen etwas schweren Stand. Viele, die nach dem Sendersuchlauf die Programmreihenfolge selber bestimmen wollten, waren überfordert. «Wir hatten eine Explosion solcher Kunden», sagt Eduard Burri vom Arlesheimer TV-Fachgeschäft Burri+Burri. Es seien Hunderte gewesen. Besonders die ältere Kundschaft sei überfordert gewesen und der Kundendienst des Providers nicht sehr hilfreich. «Vorher war das noch deutlich besser», urteilt Burri. Also bevor sich der interGGA dem
Quickline-Verbund beigetreten ist. Das Unternehmen hat aber nach eigenen Angaben von diesen Problemen nichts mitbekommen. Anhand der mitgesendeten LCN-Nummern sei das Erstellen einer individualisierten Senderliste einfacher als vor der Umstellung, sagt Schmid. Fachmann Burri widerspricht. «Wer eine eigene Liste will, hat ein Problem.» Wer die Senderliste vom Fachmann einstellen lassen will, muss dafür bis zu 250 Franken bezahlen.

Der Petitionsbogen kann per E-Mail bei den Initianten angefordert werden: <link mail>friends-of-italy@gmx.ch.

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