Der Gemeinderat hält am Schulzentrum Weiermatten fest

In Arbeitsgruppen wird über die künftige Identität des Surbaumquartiers und die Sicherheit auf den Schulwegen diskutiert.

Zuhören: Gemeinderätin Béatrix von Sury (r.) diskutiert mit Quartierbewohnern das umstrittene Reinacher Schulraumkonzept. . Foto: Tobias Gfeller
Zuhören: Gemeinderätin Béatrix von Sury (r.) diskutiert mit Quartierbewohnern das umstrittene Reinacher Schulraumkonzept. . Foto: Tobias Gfeller

Rund 60 Personen hatten Mitte September an einem von der Gemeinde organisierten Workshop zur Schulraumentwicklung in Reinach teilgenommen. Die Teilnehmenden äusserten damals zahlreiche Wünsche und Bedenken zum Vorschlag, im Weiermattquartier ein neues Schul- und Musikzentrum zu bauen und die Klassen des Surbaumschulhauses darin zu integrieren (das «Wochenblatt» berichtete). Unterdessen liess der Gemeinderat diese Ideen auswerten und prüfen – und legte die Resultate am Donnerstag vor einer Woche der interessierten Öffentlichkeit vor.

Die für Bildung zuständige Gemeinderätin Béatrix von Sury (CVP) erläuterte zuerst die Ergebnisse und das Fazit der aktuellen Planungen zum Reinacher Schulraumkonzept. Sie präsentierte die drei bis anhin verfolgten Strategien des Gemeinderats, aber auch jene Strategien, die aus den Rückmeldungen der Workshops vom September aus entstanden sind. Deren Vor- und Nachteile, Aspekte der Finanzierung (es geht um Beträge in Millionenhöhe) und vor allem die Zukunft des Quartiers Surbaum standen im Zentrum. «Der Gemeinderat erachtet auch nach der Prüfung diverser alternativer Strategien die Strategie des Schul- und Musikzentrums Weiermatten weiterhin als die nachhaltigste und zweckmässigste, die es weiterzuverfolgen gilt», resümierte von Sury mit Überzeugung. Wer in den Zuhörerreihen etwas anderes erwartet oder erhofft hat, wurde enttäuscht.


Surbaum: Quartierbewohner sauer

Der Gemeinderat möchte im weiteren Prozess die Bevölkerung mit einbeziehen. Es geht dabei aber weniger um die Mitwirkung bei der konkreten Konzeptausarbeitung – darüber muss zuerst der Einwohnerrat entscheiden –, als vielmehr um Inputs bei der Erhaltung der Identität des Surbaumquartiers, das wahrscheinlich sein Schulhaus verlieren wird. Von Sury nannte die Verschiebung des Hartplatzes beim Schulhaus auf den Spielplatz oder die Lancierung eines Quartiertreffs als mögliche Varianten zur Aufwertung des Surbaums. Ebenfalls in einer Arbeitsgruppe soll über die Sicherheit der Kinder auf ihren künftigen Schulwegen diskutiert werden.

Doch diese Einladung zur Mitwirkung konnte den Ärger vieler der rund vierzig anwesenden Personen nicht verhindern. 44 Zettel mit negativen Kommentaren gegenüber nur 18 Zetteln mit positiven Rückmeldungen sprachen eine deutliche Sprache. Wiederum stand das Surbaumquartier im Zentrum der Kritik. «Es macht sich Frustration breit. Die Anliegen aus den Workshops wurden nicht so ernst genommen», kritisierte eine Mutter im kleinen Kreis. Im Plenum warf ein Mann dem Gemeinderat vor, positive Rückmeldungen zu fördern und negative zu entgegnen. «So fühlt sich der Bürger nicht ernst genommen.»

Doch Gemeinderätin Béatrix von Sury entgegnete: «Diese Veranstaltung ist in keinster Weise eine Alibiübung. Wir haben Ihre Anliegen sehr ernst genommen.» Sie forderte die Quartierbewohner auf, ein Quartier auch ohne Schulhaus zu denken und dafür die Chance zu nutzen, etwas Neues entstehen zu lassen. «Uns ist aber klar, dass wir nicht in so kurzer Zeit die Tradition und Identität des Quartiers verändern können», so von Sury weiter. Noch die besten Noten erhielt die geplante, zentrale Musikschule im Zentrum Weiermatten. Doch vereinzelt wurde auch deren zentrale Lage und Grosszügigkeit infrage gestellt.


Volk soll über Konzept entscheiden

Der Fragenkatalog zum Schulraumkonzept wird nun mit den neusten Rückmeldungen überarbeitet. Der Gemeinderat unterbreitet dann im Dezember dem Einwohnerrat eine Vorlage, worüber dieser zum Ende des ersten Semesters entscheiden soll.

Gemeindepräsident Urs Hintermann (SP), der sich ebenfalls gegen die Vorwürfe der Alibiübung zur Wehr setzte, versicherte nochmals, dass «wir mit dem Konzept kein Prestige zu verteidigen haben». Der Gemeinderat wolle den Einwohnerrat und das Volk zuerst über das Schulraumkonzept als Ganzes entscheiden lassen. «Wenn die Bevölkerung bereit ist, 20 Millionen Franken zusätzlich für den Erhalt des Surbaumschulhauses zu bezahlen, dann machen wir das. Sind Sie sich einfach bewusst, dass die Bestellung und das Preisschild zusammengehören.»

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