Das nächste Ziel heisst Rekordmeister

Marco Streller ist ewiger FC Aesch-Junior – und neuer FCB-Sportdirektor. Am Pfingstmontag, am Rande des Marco-Streller-Cups, erzählte er dem «Wochenblatt», welche Pläne er mit dem FCB hat, wie er mit grossem Druck umgeht und was ihn als ehemaligen Profifussballer besonders frustriert.

«Zweiter oder Dritter werden, das geht nicht» Marco Streller setzt die Messlatte für sich und den FCB hoch an.  Foto: T. Gfeller
«Zweiter oder Dritter werden, das geht nicht» Marco Streller setzt die Messlatte für sich und den FCB hoch an. Foto: T. Gfeller

Wochenblatt: Mit dem Cupsieg, der Meisterfeier und der Verabschiedung von Präsident Bernhard Heusler stiegen die Emotionen rund um den FCB auf ein Mass wie schon seit Jahren nicht mehr. Es kann also nur noch schlechter werden. Und Sie können nur verlieren.

Marco Streller: Ich hatte ganz ehrlich eine riesige Freude, dass am Ende alles so gekommen ist und wir jetzt so unter Druck stehen. Ich hatte zwei Jahre keinen Druck mehr. Damit kann ich umgehen (schmunzelt).


Scheitern Sie als neuer Sportdirektor, kratzt dies auch an Ihrem Heldenstatus in Basel.

Marco Streller: Dem bin ich mir sehr wohl bewusst. Aber als Bernhard Heusler zu mir kam und sagte, er würde mir gerne die sportliche Leitung übergeben, formulierte er dies nicht als Frage, sondern als Aufforderung. Der FCB ist mein Club. Wenn jemand mir diese Verantwortung übertragen will, muss ich dies doch machen. Das bin ich dem FCB schuldig. Ob das gut kommt, weiss ich nicht. Aber ich bin mit Herzblut dabei und habe mir mit Roland Heri, Remo Gaugler und Ruedi Zbinden ein operatives Team zusammengestellt, das auch meine Schwächen kompensiert und eigene Stärken einbringt.


Die Ausgangslage war für Sie doch lange verzwickt. Sie mussten Personalentscheide fällen, während die alte Führung noch im Amt war und die Spieler um Pokale kämpften.

Marco Streller: Es ist eine ganz spezielle Situation für alle. Die Saison war noch im Gange. Die jetzige Führung war noch da, die designierte Führung aber auch schon. Aus Rücksicht auf die Mannschaft haben wir mit Einzelgesprächen bis nach dem Cupfinal gewartet. Das machte es natürlich auch nicht einfacher.


Da gab es auch unangenehme Gespräche – etwa jenes mit Marc Janko, dem Sie mitteilten, dass er den Verein verlassen muss. Das verstanden nicht alle. Durch die Medien geistert der Name des holländischen Stürmers Ricky van Wolfswinkel. Was hat er, was Janko nicht hat?

Marco Streller: Definitiv ist noch nichts entschieden. Klar aber ist, dass wir von zwei völlig unterschiedlichen Stürmertypen reden.


Haben Sie mit dem Torschützenkönig Seydou Doumbia bereits gesprochen?

Marco Streller: Das wird in diesen Tagen passieren.


Er hat mit vielen Toren in den letzten Wochen Argumente für einen Verbleib beim FCB geliefert.

Marco Streller: Er hat wirklich eine hervorragende Torquote. Jeder weiss, was er drauf hat. Aber ich lasse mich von Momentaufnahmen nicht beeinflussen. Man muss immer die ganze Saison anschauen. Dazu gibt es auch immer eine wirtschaftliche Seite. Wir müssen dies in Ruhe analysieren.


Sie haben sich mit der eigenen Zielvorgabe an der Generalversammlung die Messlatte selbst hoch angesetzt: Meistertitel, im Europacup überwintern, schön spielen und dazu noch mit möglichst vielen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Ist das nicht utopisch?

Marco Streller: Wir können nicht auf einmal sagen, wir wollen Zweiter oder Dritter werden. Das geht nicht. Wir messen den Trainer nicht an den internationalen Erfolgen. Wir haben eine gewisse Spielart, die Trainer Raphael Wicky umsetzen möchte. Wir möchten mutig auftreten. Und daran wird der Trainer gemessen. Aber, offen gesagt: Ich mag Leute, die Ambitionen haben. Wir müssen dem Trainer das Spielermaterial bieten, das es auch möglich macht, junge Spieler zu bringen. Denn sie brauchen Etablierte, an denen sie sich aufrichten können.


Sie sprechen immer wieder von Emotionen, die Sie zurück ins Joggeli bringen möchten. Ist das mit der Erfolgsverwöhntheit überhaupt möglich?

Marco Streller: Wir haben letzten Freitag gesehen, dass es möglich ist. Und es ist auch über den Erfolg möglich. Und ich sage klar: Unser nächstes Ziel muss sein, Rekordmeister zu werden (es fehlen sieben Meistertitel auf Rekordmeister GC, Anmerkung der Redaktion). Das ist eine langfristige Vision, die wir haben. Vielleicht gelingt dies auch erst unseren Nachfolgern. Das ist die Vision von Basel. Aber es geht nicht nur darum, wie erfolgreich und schön wir spielen, sondern auch, wie die Mannschaft auf dem Platz auftritt.


Wie gehen Sie mit der grossen Belastung des neuen Jobs um? Als Fussballer wurde Ihnen alles abgenommen.

Marco Streller: Ganz ehrlich, was Georg Heitz zuletzt noch alleine machte, ist für mich mit Familie nicht machbar. Ich möchte mit meiner Familie während den Schulferien auch wegfahren können. Wir werden die Arbeit unter uns als Team aufteilen. Aber natürlich trage ich die Hauptverantwortung.


Wie geht es als Juniorentrainer weiter?

Marco Streller: Damit werde ich aufhören. Meine Junioren mit meinem Sohn steigen auf die kommende Saison hin in die E-Stufe auf. Dort trainieren sie dreimal wöchentlich. Dafür fehlt mir leider die Zeit. Es ist schade. Ich machte es sehr gerne. Die Kinder sind mir sehr ans Herz gewachsen.


Wie geht es mit der eigenen Karriere bei den Senioren des SC Dornach weiter?

Marco Streller:
Kürzlich haben wir ja den Cup gewonnen. Das war das erklärte Ziel. Ich spiele noch immer sehr gerne Fussball. Aber ich musste erfahren, dass man innerhalb von zwei Jahren körperlich schon abbaut. Zu Beginn kam ich noch locker am Gegenspieler vorbei. Jetzt fehlt mir die Zeit fürs Training. Wenn man mal etwas professionell machte und dann normal wird, ist es schon etwas frustrierend.

 

 

 

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