Auferstehung im «Agglo-Theater»

Mit einer grossartigen Mozartcollage ist die Bühne von neuestheater.ch in die Saison gestartet. Das Stück «Da Ponte in New York» ist musikalisch hochkarätig besetzt, selbstironisch und unterhaltsam.

Aus der Zeit gefallen: Der wiederauferstandene Mozart (Solenn’ Lavanant Linke) singt vor der Bühne, auf der Da Ponte und seine Truppe sitzen.  Foto: ZVG
Aus der Zeit gefallen: Der wiederauferstandene Mozart (Solenn’ Lavanant Linke) singt vor der Bühne, auf der Da Ponte und seine Truppe sitzen. Foto: ZVG

Thomas Brunnschweiler

Ein Stück von Nestroy heisst: «Einen Jux will er sich machen». Dieser Devise verschrieb sich Georg Darvas, der die Idee zum Stück «Da Ponte in New York» hatte und dieses auch inszeniert hat. Die Ingredienzien dieses traumähnlichen Stücks mit Mozart-Arien sind ein künstlerischer Leiter, der einen Theaterdirektor spielt, der Lebemann, Hasardeur und begnadete Librettist Da Ponte, der wiedererweckte Mozart und vier von Da Pontes wichtigsten Ensemblemitgliedern. Der Abend beginnt mit der vom elfköpfigen, kraftvollen Da- Vinci-Orchestra gespielten Ouvertüre. Sie setzt sich aus Passagen der Ouvertüren der drei Da-Ponte-Opern von Wolfgang Amadé Mozart zusammen. Kaum hat das Ensemble einige Zeit gespielt, da ruft der Theaterdirektor plötzlich: «Abbrechen!». Er zweifelt am Erfolg seines neuen Theaters. «Wer will schon ein Agglo-Theater?» Hier flackern Selbstironie und die selbstreflektierende Verquickung von Realität und Traumwelt auf. Als Retter erscheinen Mozart und Da Ponte, der mit seinem eigenen Neuanfang in New York – der historisch verbürgt ist – das Dornacher Theater beflügeln möchte.

Vergnügliches Vexierspiel

Da Pontes Bühnenfiguren sind dank Mozarts Musik weltberühmt geworden: Don Giovanni, Leporello, Zerlina, Fiordiligi, Don Alonso, Figaro oder Cherubino. Sie alle sind Spiegelungen von Da Pontes kaleidoskopischem Wesen; in ihnen hat er sich buchstäblich verewigt. Ihre Arien und Duette erzeugen die Emotionen zum Spiel auf der Bühne. Da herrscht Zickenkrieg zwischen den Primadonnen Nancy Storace (Meike Hartmann) und der Ferrarese (Maya Boog). Auch Luigi Bassi (Eung Kwang Lee) und Felice Ponziani (Aram Ohanian) sind sich nicht immer grün.

Da Ponte (Hans Peter Blochwitz) versucht mit Mozart (Solenn’ Lavanant Linke) das Italian Opera House New York zu retten. Immer wieder verspielt Da Ponte sein Geld, obwohl ihn sein Freund Giacomo Casanova, der sich in Bassi und Don Giovanni spiegelt, vor den Italienern (!) warnt. Lavanant Linke verleiht Mozart mit ihrem angenehmen Mezzosopran eine gewisse Entrücktheit, so sitzt die Figur denn auch oft fast wie unbeteiligt am Rande. Natürlich gibt es ein Happy End und endlich brandet der Beifall des New Yorker Publikums auf. In der Realität rechnete sich Da Pontes Opernhaus nicht und brannte 1836 sogar ab. Das Begräbnis des 89-jährigen Impressarios wurde dagegen in der damaligen St.-Patricks-Kathedrale mit Pomp begangen.

Kompakte Gesamtleistung

Die Leistung aller Beteiligten lässt keine Wünsche offen. Auch das einfache, effektive Bühnenbild von Fidelio Lippuner weiss zu gefallen, wobei der Kopf Da Pontes an der Liberty-Statue den märchenhaften Charakter des Stücks unterstreicht. Obwohl «Da Ponte in New York», dessen Text von Gabriel Heim stammt, locker daherkommt, besitzt das Stück psychologische Tiefe. Als Eröffnungsschmankerl ist es die perfekte Wahl.

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