«Das Turnier wird immer hochkarätiger»

Am Sonntag noch durfte Marco Streller seinen achten Schweizermeistertitel mit den Rotblauen feiern. Jetzt spricht der FCB-Captain mit dem «Wochenblatt» über seinen Rücktritt, seine Lieblingsorte im Birseck und seine künftige Rolle beim Marco Streller-Cup des FC Aesch.

Vom Spieler zum Spielervater: Der Puls von Marco Streller schlägt dieses Wochenende höher – sein Sohn spielt erstmals mit den Junioren des FC Arlesheim um den Sieg «seines» Turniers – dem Marco Streller-Cup, Foto: Tobias Gfeller
Vom Spieler zum Spielervater: Der Puls von Marco Streller schlägt dieses Wochenende höher – sein Sohn spielt erstmals mit den Junioren des FC Arlesheim um den Sieg «seines» Turniers – dem Marco Streller-Cup, Foto: Tobias Gfeller

Tobias Gfeller

Wochenblatt: Marco Streller, der Rummel um Sie scheint in der Region Basel grenzenlos. Wie gehen Sie als Mannschaftssportler damit um, dass im Moment fast mehr über Ihre Person als über den Sport selber gesprochen wird?
Marco Streller: Es ist ja eigentlich normal, dass mit diesen vielen Titeln, die ich gewonnen habe und weil ich aus der Region komme, es schon sehr speziell ist. Ich spüre aber innerhalb der Mannschaft keinen Neid. Den einen oder anderen Spruch muss ich mir natürlich anhören, das ist klar. Ich selber stelle mich ja nie gerne in den Mittelpunkt. Aber ich weiss, dass das Geschäft nun mal so funktioniert und dass ich für Schweizer Verhältnisse eine sehr gute Karriere hatte. Ich versuche, diesem ganzen Rummel locker zu begegnen. Mir war einfach wichtig, dass wir Titel gewinnen. Darauf bin und war ich fokussiert.


Obwohl mittlerweile andere mehr Tore erzielen, gelten Sie noch immer als der beste Stürmer der Schweiz. Nicht alle können verstehen, dass Sie schon jetzt zurücktreten.
Marco Streller: Es ist halt schon so, dass viele, die das sagen, nicht so viele Titel gewonnen haben wie ich. Ich kann nicht genügend Titel gewinnen. Ich bin der 100-Prozent-Typ. Aber wenn du irgendwann spürst, dass der 100-prozentige Biss nicht mehr da ist, dann musst du es sein lassen. Sonst geht so viel kaputt. Und der Körper schmerzt auch immer mehr. Für mich ist jetzt der richtige Zeitpunkt für den Rücktritt gekommen.


Nach Ihrer Rückkehr aus Stuttgart 2007 zog es Sie mit Ihrer Frau wieder ins Birseck. Nach Arlesheim. Was macht diese Region für Sie persönlich aus?
Marco Streller: Wenn ich nicht gerade im Ausland spielte, lebte ich bisher an zwei Orten: in Aesch und in Arlesheim. Die Dörfer gefallen mir sehr gut und die Menschen sind sehr nett. Arlesheim wurde zu meinem Lebensmittelpunkt. Für mich war immer klar, nach meiner Rückkehr kommen nur Aesch, Arlesheim und Pfeffingen als Wohnort infrage. Es musste einfach im Birseck sein.

Was bedeutet Heimat für Sie?
Marco Streller: Das Birseck ist meine Heimat. Das Gefühl, nach Hause zu kommen, das habe ich in Aesch. Wenn ich bei meinen Eltern bin, habe ich Kindheitserinnerungen und alles von früher kommt wieder hoch.

Wenn Sie einem neuen Teamkollegen das Birseck vorstellen müssten und ihm Ihre drei Lieblingsorte zeigen würden, wo ginge es hin?

Marco Streller: Ich bin kein esoterischer Mensch. Aber ich finde die Ermitage sehr schön. Dieser Ort hat etwas Magisches. Wir gehen gerne dort spazieren. Dieser Ort mit dem Weiher, der gibt mir Kraft. Dazu finde ich die
Aescher Klus sehr schön. Auch weil ich Erinnerungen dran habe, wie wir dort früher ab und zu Partys feierten (lacht). Das war eine wirklich schöne Zeit. Und zum Schluss natürlich auf den Löhrenacker, wo ich in den jungen Jahren die meiste Zeit verbrachte. Ich verbinde mit dem Löhrenacker so viele schöne Zeiten, Freundschaften und ein Zusammenhalt unter den Kollegen.

Sie erhielten vor einem Monat den Aescher Sportpreis. Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger hielt eine sehr persönliche Laudatio. Was ging Ihnen da durch den Kopf?
Marco Streller: Es geht nicht darum, wie gross ein Preis ist. Dieser Aescher Preis und die Worte von Marianne Hollinger berührten mich sehr. Es war klein und familiär. Ich sah viele alte Gesichter. Zum Beispiel mein Lehrer war dort. Ich habe das Zusammentreffen mit all diesen Menschen sehr genossen.

Früher lehrten sie Ihnen Mathe und Deutsch und heute sind sie vielleicht Ihr Fan.
Marco Streller: Es ist manchmal witzig. Es sind natürlich auch Lehrer dabei, die mich als Schüler nicht so toll fanden. Und heute sagen sie stolz, der Marco Streller ging bei mir zur Schule und der war immer ein ganz Toller. Ich war ein Schüler, der stets sehr laut war, machte Mist und sass ab und zu vor der Tür. Meine Eltern mussten auch zwei-, dreimal aufs Rektorat des Neumattschulhauses, und dort hängt jetzt anscheinend ein Poster von mir. Rektorin Anna Iten (ist heute noch Schulleiterin, Anm. d. Red.) war die erste Frau nach meiner Mutter, auf die ich wirklich hörte und die mich im Griff hatte. Ihr hatte ich viel zu verdanken.

Am kommenden Wochenende steht bereits die siebte Ausgabe des Marco Streller-Cups auf dem Programm. Was verbindet Sie ausser dem Turniernamen persönlich mit dem Turnier?

Marco Streller: Als Gigi Pecoraro damals mit der Idee zu mir kam, fand ich das eine grossartige Sache. Das Organisationskomitee mit ihm, seiner Frau Karin und den vielen Helfern macht wirklich einen grossartigen Job. Der Marco Streller-Cup ist für mich eine Herzensangelegenheit. Dieses Jahr spielt zum ersten Mal mein sechsjähriger Sohn im Trikot des FC Arlesheim mit. Es ist sein erstes offizielles Turnier draussen. Deshalb ist es dieses Mal noch spezieller. Im Eröffnungsspiel geht es gleich gegen den FC Aesch. Da möchte ich natürlich dabei sein. Ich muss aber noch Paulo Sousa (FCB-Trainer, Anm. d. Red.) fragen, ob ich trainingsfrei haben kann.

Wie ist es, den eigenen Sohn spielen zu sehen?

Marco Streller: Ich verstehe jetzt meinen Vater, dass er so nervös ist, wenn ich spiele. Ich versuche, es mir zwar nicht anmerken zu lassen, doch als mein Sohn beim letzten Hallenturnier vor dem Tor stand, schlug mein Puls schon höher. Aber das muss alles in Grenzen bleiben. Mir ist wichtig, dass er Sozialkompetenz hat und auf die Schwächeren schaut. Und das tut er. Er hat einen gesunden Ehrgeiz. Und wenn sie mal verlieren, fliessen halt mal die Tränen. Das war bei mir genauso. Für mich brach früher eine Welt zusammen, wenn ich der Telefonnummer 182 anrufen musste und die Stimme sagte, unser Match sei abgesagt.

Wie sieht Ihr Engagement beim Marco Streller-Cup nach Ihrer aktiven Karriere aus?

Marco Streller: Ich werde viel mehr mithelfen können. So zum Beispiel in der Akquisition von Sponsorengeldern. Mein ganz persönlicher Wunsch ist es, dass irgendwann alle meine ehemaligen Vereine dabei sind. So der FC Thun, der VfB Stuttgart und der 1. FC Köln – das auf die Beine zu stellen, wäre mein Traum. Das Turnier wird schon jetzt immer hochkarätiger. Wenn ich mit meinen Beziehungen dem hervorragenden OK helfen kann, wird uns dies vielleicht gelingen. Ich freue mich sehr darauf, mich mehr für den Marco Streller-Cup engagieren zu können.

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