«Der Wechsel verlief völlig transparent»

Der Wirbel um die Inter-GGA nimmt kein Ende. Jetzt äussert sich der Gemeinden-Sprecher Reto Wolf, Gemeindepräsident von Therwil.

«Die Kommunikation war nicht gut.» Reto Wolf, Sprecher der InterGGA-Aktionärsgemeinden.  Foto: AZ Medien/Juri Junkov
«Die Kommunikation war nicht gut.» Reto Wolf, Sprecher der InterGGA-Aktionärsgemeinden. Foto: AZ Medien/Juri Junkov

Benjamin Wieland

Wochenblatt: Herr Wolf, sind Sie Inter-GGA-Kunde?
Reto Wolf: Ja, ich beziehe aktuell Fernsehen und Internet über das Kabelnetz von Therwil, zukünftig auch das Telefon. Ich bin also Inter-GGA-Kunde – zufriedener Inter-GGA-Kunde, wie ich betonen möchte.

Dann müssen Sie in den kommenden Wochen Ihre Rufnummer portieren lassen – so, wie Tausende andere der rund 40 000 Kunden im Birs- und Leimental auch. Warum ist das notwendig?
Reto Wolf: Grundsätzlich ist es so: Wir – sprich die Gemeinden – haben vor einigen Jahren feststellen müssen, dass das Angebot der InterGGA gegenüber der Konkurrenz unattraktiver wird und uns droht, dass wir Abonnenten verlieren an die sogenannte Telefonkabel-konkurrenz von Swisscom und Cablecom. Diese bauten ihr Angebot stetig aus, boten etwa neu zeitversetztes Fernsehen und Speicherfunktionen an. 2012 entschieden sich die Aktionäre der InterGGA für eine neue Strategie. Damit verbunden war, den Auftrag neu auszuschreiben – explizit mit der Bedingung, ein Full-Angebot zu bieten, also Internet, Telefonie inklusive Mobile, aber auch ein starkes TV-Angebot. Im Oktober 2013 vergab die Inter-GGA den Auftrag an die Quickline. Der Vertrag mit der früheren Providerin Improware wurde auf Ende 2014 ordentlich gekündigt. Die TV-Anschlüsse wurden schon im vergangenen Jahr migriert. Nun werden nach und nach auch Telefonnummern und das Internet den Provider wechseln. Der gesamte Prozess sollte per 31. März abgeschlossen sein.

Nun haben Sie aber nur die eine Hälfte der Geschichte erzählt. Die andere sind die Unstimmigkeiten beim Wechsel.
Reto Wolf: Aus Sicht von uns Gemeinden ist der Wechsel rechtlich völlig transparent verlaufen. Die InterGGA hat uns Aktionäre immer über die einzelnen Schritte informiert, ebenso die Kundschaft, und die Ausschreibung verlief korrekt – eine Klage gegen diese wurde nicht weiterverfolgt.

Es läuft eine Untersuchung gegen die InterGGA. Laut «Basler Zeitung» hat die Improware gegen die InterGGA geklagt, diese soll von Improware-Rechnern Kundendaten geklaut haben.
Reto Wolf: Datenklau ist ein harter Begriff und eine Vorverurteilung. Aus meiner Sicht gilt immer noch die Unschuldsvermutung. Grundsätzlich ist es aber so: Die Improware hat die Kunden im Auftrag der InterGGA versorgt. Auf den Rechnungen sind auch beide Logos aufgedruckt. Nun zu behaupten, die InterGGA hätte diese Kundendaten nicht nutzen dürfen, entspricht nicht meinem Rechtsverständnis. Denn die Kabelnetze sind Eigentum der Gemeinden. Diese haben die InterGGA im Jahr 2002 gegründet, um ihre Kräfte sprichwörtlich zu bündeln. Denn mit mehr Anschlüssen kann man auch ein besseres Angebot aushandeln. Diesen Auftrag, die Abonnenten mit TV, Telefonie und Internet zu versorgen, erhielt dann die Improware. Die vertragliche Situation ist deshalb relativ komplex.

Die Kommunikation der Inter-GGA war äusserst unglücklich. Wir haben zahlreiche Reaktionen von Lesern erhalten, die nicht wussten, wie es weitergeht.
Reto Wolf: Diesen Punkt sehe ich auch so. Die Kommunikation war nicht gut. Da muss die InterGGA zulegen, es ist aber schon deutlich besser. Man muss jedoch berücksichtigen: Die InterGGA übernimmt nun neu bestimmte Aufgaben, die zuvor der Provider für sie erledigt hat. Also die Verwaltung der Kundendaten, die Kommunikation, das Marketing und so weiter. Dafür musste man erst einmal die Infrastruktur aufbauen, Mitarbeitende schulen. Das System hat Kinderkrankheiten – das wird sich aber bessern.

Binningen ist aus dem InterGGA-Verbund ausgestiegen, Dornach hat den Wechsel sistiert. Sie sind offenbar mit Improware zufrieden.

Reto Wolf:
Darüber kann man verschiedener Ansicht sein. Für uns steht fest: Wir wollen einen Full-Anbieter – und Quickline bietet hier für unsere Bedürfnisse langfristig die besten Rahmenbedingungen.

Die Frage steht im Raum, ob Binningen überhaupt aus den InterGGA-Verträgen aussteigen durfte.

Reto Wolf:
Der Ausstieg war vorzeitig. Wir klären hierzu die Rechtslage und halten uns weitere Schritte vor. Dies ist jedoch keine Angelegenheit, die wir nun in der Öffentlichkeit austragen wollen.

In diversen InterGGA-Gemeinden sind Anträge aus der Bevölkerung hängig. Diese verlangen, dass der Wechsel rückgängig gemacht wird.
Reto Wolf: Das wäre eine sehr komplizierte Angelegenheit – und ich warne entschieden davor: Der Wechsel wurde vor zwei Jahren eingeleitet. Die Inter-GGA hat rechtsgültige Verträge abgeschlossen und ist verpflichtet, diese einzuhalten. Eine Rückkehr wäre technisch zwar möglich. Sie käme aber sehr teuer.

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