50 Jahre Ausländerdienst Baselland

Der Verein Ausländerdienst Baselland feiert sein 50-jähriges Bestehen. Geschäftsführer Franz Vogel wünscht sich zum Jubiläumsjahr mehr Toleranz und Verständnis im Umgang mit Migrantinnen und Migranten in der Schweiz.

Anlaufstelle: Eines der wichtigen Angebote des Ausländerdienstes sind die Beratungen.  Foto: ZVG
Anlaufstelle: Eines der wichtigen Angebote des Ausländerdienstes sind die Beratungen. Foto: ZVG

Oliver Sterchi

Die Heimat verlassen und in einem anderen Land Fuss fassen – ein grosser Schritt, die selten ohne Komplikationen vor sich geht. Oft ist es die fremde Sprache, die den Migrantinnen und Migranten das Leben schwer macht, etwa beim Ausfüllen von amtlichen Dokumenten. Hinzu kommen andere gesellschaftliche und kulturelle Gepflogenheiten, an die man sich erst mal gewöhnen muss.

Damit es mit der Integration trotzdem klappt, gibt es im Einwanderungsland Schweiz inzwischen mehrere Anlaufstellen für sprachunkundige Zuwanderer aus dem Ausland. Im Baselbiet ist dies der Ausländerdienst Baselland (ald), der heuer sein 50-jähriges Jubiläum feiert. Neben Deutschkursen für Anfänger und Fortgeschrittene bietet der Verein auch mehrsprachige Beratungen für private und amtliche Angelegenheiten an. Eine Besonderheit ist der Dolmetscherdienst des ald, der über 60 Sprachen umfasst, so auch Hindi oder Usbekisch. Beim Übersetzen kommen zumeist Secondos zum Einsatz, die neben ihrer jeweiligen Muttersprache auch Deutsch beherrschen.

Verein hatte Vorreiterrolle
Angefangen hat alles in den 1960er-Jahren, als die Schweiz im grossen Stil Gastarbeiter aus Portugal und Italien ins Land holte. Der Kanton Baselland sei auf den Zustrom der südeuropäischen Arbeitskräfte nicht vorbereitet gewesen, sagt Franz Vogel, Geschäftsführer des ald. Es war der damalige KIGA-Chef Adolf Ballmer, der die Initiative ergriff und unterstützt von zahlreichen Arbeitgebern und den beiden Landeskirchen die Anlaufstelle ins Leben rief. In den Jahren darauf erfolgte ein steter Ausbau der Dienstleistungen, wobei der Verein immer mehr Integrationsmassnahmen für die kantonalen Behörden übernahm.

Seit 2001 bestehen zudem Leistungsvereinbarungen mit Kanton und Bund. Vogel betont derweil die Vorreiterrolle, die der ald bei seiner Gründung innehatte: «Das war schweizweit eine der ersten Institutionen dieser Art.» Heute nutzen jährlich mehrere Hundert Migrantinnen und Migranten die verschiedenen Kursangebote. Sie kommen nicht nur aus Pratteln, wo der Verein seinen Sitz hat, sondern auch aus dem Laufental und dem Birseck. «Es sind jedoch eher die finanziell Schlechtergestellten, die uns aufsuchen», sagt Vogel. Also nicht die Expats aus der Basler Chemie, sondern Handwerker und einfache Angestellte.

Sich um Integration bemühen
Es gibt zurzeit wohl kaum ein Thema, das die Gemüter in der Schweiz so bewegt, wie die Migration. Das bekomme auch der ald zu spüren, meint Vogel. «Durch die Verschärfung des politischen Klimas sind immer weniger Leute bereit, unseren Verein zu sponsern». Der gelernte Käser sieht darin jedoch auch einen positiven Effekt: Der öffentliche Druck würde viele Zuwanderer dazu bringen, sich vermehrt um ihre Integration zu bemühen.

Die grösste Herausforderung der nächsten Jahre sieht Vogel im Umgang mit neuen Migrationsströmen: «Heute sind es nicht mehr die Italiener, die man integrieren muss, sondern die Nord- und Ostafrikaner, die haben eine ganz andere Kultur und das stellt uns vor neue Herausforderungen.» Für die Zukunft wünscht sich der Familienvater mehr Toleranz und Verständnis in der Gesellschaft im Umgang mit fremden Kulturen.