Grosse Solidarität mit der Dornacher Destillerie Zeltner

Nach dem Jahrhundertfrost im letzten Frühling geriet die Traditionsbrennerei in akute Nöte. Dazu kam ein Schaden an der Brennereianlage. Mit einem Crowd-funding soll nun das zu dessen Behebung nötige Geld zusammenkommen.

Öffentlichkeitsarbeit: Brenner Antonio Esposito zeigt Gästen die Brennanlage.  Foto: ZVG
Öffentlichkeitsarbeit: Brenner Antonio Esposito zeigt Gästen die Brennanlage. Foto: ZVG

Das Schlimmste ist überstanden, wir mussten die Bücher nicht deponieren», sagt Istvan Akos, Präsident des Verwaltungsrates der neuen Zeltner Destillerie AG. Nach schwierigen Monaten sieht es für das Dornacher Traditionsunternehmen wieder besser aus. Ganz über dem Berg ist sie aber noch nicht. «Wir sind weiter auf Unterstützung angewiesen», warnt Akos. Vor knapp eineinhalb Jahren sah es noch sehr gut aus. Der langjährige Patron Ruedi Zeltner fand in einer Gruppe von 21 Enthusiasten um Unser-Bier-Verwaltungsrat Istvan Akos eine Nachfolge für die einzige Brennerei im Schwarzbubenland, die bei Bauern und Gartenbesitzern als Lohnbrennerei und bei Schnapsliebhabern für ihre Eigendestillate weit über Dornach hinaus beliebt ist. Viel Geld wurde investiert. Der Laden wurde renoviert, das Erscheinungsbild wurde verändert und die Räumlichkeiten für Veranstaltungen eingerichtet. Die Destillerie schien gerettet. Doch der Jahrhundertfrost im Frühling 2017 und unerwartete Schäden an der Brennereianlage brachte das Unternehmen in finanzielle Schieflage. Die Obsternte fiel nach dem Kälteeinbruch fast komplett aus. «70 Prozent unserer Einnahmen generieren wir als Lohnbrennerei, wenn Bauern und Gartenbesitzer ihr Obst für den Eigengebrauch zum Brennen zu uns bringen. Dieser Verdienst fehlte im vergangenen Jahr fast gänzlich.» Auch musste ein neuer Schnelldampferzeuger für 80 000 Franken her, nachdem der eidgenössische Kesselinspektor den bisherigen Brenner nicht mehr abnehmen wollte. «In einer ersten Prüfung wurde uns noch gesagt, dass der Dampferzeuger gut aussehe und noch weitere Jahre funktionieren sollte», konstatiert Akos enttäuscht.

Herzblut für die Brennerei

Istvan Akos rechnete mit dem Schlimmsten. «Wir waren kurz davor, die Bücher deponieren zu müssen.» Mit einer Rückkaufaktion von Aktien zum Nominalpreis, die dann zu einem höheren Preis weiterverkauft werden konnten, wurden 150 000 Franken eingenommen. «Wir spürten eine grosse Solidarität aus Dornach und der ganzen Region.» 300 der aktuell 446 Aktionäre stammen aus Dornach. Viel Gratisarbeit wurde geleistet. «Es geht um viel Herzblut. Und das wollen wir nicht aufgeben.» Das Minus am Ende des letzten Jahres blieb dank diesem «Aktienhandel» lediglich bei 25000 Franken.

Die Aktionärsplattform soll weiter vergrössert werden. Zudem wurde ein Crowdfunding gestartet, mit dem 25000 Franken für die Reparatur des Brennhafens und die Revision der Anlage eingenommen werden soll. Spender können über eine Internetplattform spezielle Angebote der Destillerie Zeltner erwerben und so einen finanziellen Beitrag leisten. Auch da spürt Istvan Akos eine grosse Solidarität. Die Zielmarke ist greifbar. «Wenn mehr zusammenkommt, dann ist das auch recht. Es sichert den Betrieb der Brennerei über das aktuelle Jahr hinaus.»

Im August soll nach einer hoffentlich erfolgreichen Obsternte die Lohnbrennerei wieder in Gang kommen. In Zukunft möchten die Verantwortlichen die Brennerei noch mehr für Veranstaltungen öffnen. Im neu eingerichteten Eventraum werden Apéros, Treberwurst-Essen, Whiskykurse und Gin-Sessions angeboten.

Crowdfunding: <link https: wemakeit.com projects reparatur-brennhafen external-link-new-window>wemakeit.com/projects/reparatur-brennhafen