Wenn es im Regelunterricht nicht mehr geht

Das Schwarzbubenland erhält in Dornach mit einer regionalen Kleinklasse sowie einer Sonderschulklasse Unterstützung in der schulischen speziellen Förderung.

Besondere Betreuung: Manchmal brauchen Kinder und Jugendliche einen neuen Anlauf um ihren Weg zu finden. Foto: ZVG
Besondere Betreuung: Manchmal brauchen Kinder und Jugendliche einen neuen Anlauf um ihren Weg zu finden. Foto: ZVG

Bea Asper

Separieren oder integrieren? Aus dieser Frage entstehe leicht ein Ideologienstreit, sagt Karl Diethelm, Leiter des sonderpädagogischen Zentrums «Bachtelen». Seiner Meinung nach braucht es beides. Diesen Mittelweg gehe der Kanton Solothurn mit der aktuellen Eröffnung der regionalen Kleinklasse und der Sonderschulklasse in Dornach.

Die neue Schule für das Schwarzbubenland ist in den Händen des «Bachtelen». Dieses hat seit Jahrzehnten Erfahrung in der sozialpädagogischen Förderung und führt für den Kanton Solothurn Sonderschulklassen. Beim alten System der Kleinklassen sei vielleicht zu oft und zu strikt separiert worden. «Heute ist in der speziellen Förderung der Besuch der regionalen Kleinklasse nicht für immer, sondern im Sinne einer Auszeit für drei bis neun Monate», führt Karl Diethelm aus und betont: «Das Ziel bleibt die Integration.»

Der Schüler besuche zwar die regionale Kleinklasse, bleibe aber in Kontakt mit seiner Regelklasse. Eine solche Massnahme, die mit der Lehrerschaft, den Eltern, der Schulleitung und dem schulpsychologischen Dienst getroffen werde, resultiere nicht aus einer Lernschwäche, sondern aus einer Verhaltensauffälligkeit. Zeige ein normalbegabter Schüler schwere Verhaltensauffälligkeiten, stehe in Dornach neu auch eine Sonderschulklasse mit sozialpädagogischer Tagesbetreuung zur Verfügung, erklärt Diethelm.

Die Integration in eine Regelklasse nach zwei bis vier Jahren bleibe auch hier das Ziel. Man starte in Dornach mit je einer Klasse und schliesse nicht aus, dass das Angebot im nächsten Jahr mit weiteren Klassenzügen ergänzt werde, sagt Diethelm. Über mangelnde Lehrkräfte für diese besondere Herausforderung kann er sich nicht beklagen. «Wir stiessen für den Standort Dornach auf eine Auswahl von sehr motivierten Lehrkräften», hält Diethelm fest. Wohl aus verschiedenen Überlegungen, doch sicherlich auch zur Optimierung der Immobilien eröffnet der Kanton das neue Angebot im Personalhaus des Spitals. Eine Einweihungsfeier ist nach den Sommerferien geplant.

Eine Chance in schwierigen Situationen
Das neue Angebot fülle eine Lücke, sagt Dornachs Schulleiterin Marie Thérèse do Norte, und zwar dort, wo die Regelschule mit der Förderung eines Kindes und der gleichzeitigen Förderung aller an ihre Grenzen stösst. «Die regionale Kleinklasse werde nicht zur Durchführung von disziplinarischen Massnahmen genutzt, sondern sie richte sich an Kinder, die nicht lernen können. «Dies aus sozialen Gründen, aus mangelnder Unterstützung zu Hause oder wegen Blockaden infolge Krisensituationen», so die Schulleiterin Marie Thérèse do Norte.

Vor dem Besuch einer Regionalen Kleinklasse stehe dem Kind in der Regelklasse die Hilfe einer Förderplanung und eine Förderlehrperson zur Seite. Der Unterschied zur ehemaligen Kleinklasse sei die Reintagration in die Regelklasse, erklärt do Norte. Der Unterricht in der regionalen Kleinklasse sei durch einen sozialpädagogischen Fokus mit einer Tagesstruktur geprägt. «Die Schülerinnen und Schüler erhalten Unterstützung in der Entwicklung ihres Arbeits-, Lern- und Sozialverhaltens. Sehr wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit den Eltern.»

Das neue Angebot sei eine Chance für die Schulen im Schwarzbubenland. «Die Kinder können noch individueller und ganzheitlicher gefördert werden. Die Klasse und die Lehrpersonen an der Regelschule werden entlastet und können sich auf den Wiedereinstieg des Kindes vorbereiten», führt Marie Thérèse do Norte aus. Sie sagt, dass im Dorneck-Thierstein etwa 12 bis 15 Kinder pro Jahr betroffen wären. Die Volksschule sei eine Schule für alle. Gleichzeitig gelte es der Individualität gerecht zu werden. «Es gibt Fälle, die für die Lehrpersonen, Klassen und das betroffene Kind eine Überforderung darstellen. Ich bin froh, dass mit dem schulpsychologischen Dienst und dem Volksschulamt jeweils genau abgeklärt wird, ob eine Integration für ein Kind sinnvoll und förderlich ist oder nicht», betont die Schulleiterin.