Münchensteiner Kinder wollen einen Streichelzoo
Um das Unicef-Label «Kinderfreundliche Gemeinde» zu erhalten, hat Münchenstein in Rundgängen, Diskussionen und Workshops junge Menschen nach ihren Bedürfnissen gefragt. Als Nächstes wird ein Massnahme- und Aktionsplan erarbeitet.
Münchenstein bewirbt sich um das Unicef-Label «Kinderfreundliche Gemeinde» und will damit bescheinigen, für die Jüngsten ein lebenswerter Ort zu sein. Im Frühling hat die Gemeinde deshalb Rundgänge mit Kindern und Jugendlichen durchgeführt, um zu eruieren, was den jungen Menschen in Münchenstein gefällt und wo hingegen Verbesserungspotenzial besteht. Sechs Klassen der Primarschule Münchenstein waren mit Experten des Kinderkraftwerks – einer Fachstelle, die sich unter anderem den Beteiligungsrechten von Kindern im öffentlichen Raum verschrieben hat – sowie einer Vertreterin der Gemeinde auf Streifzug und begutachteten das Terrain unter den Aspekten Freizeitgestaltung, Freizeitorte sowie Mobilität. Die Erkenntnisse wurden anschliessend diskutiert und dokumentiert, ausserdem fanden zwei Partizipations-Workshops in Kindergärten statt. Ende Oktober wurde das Ergebnis an einer Vernissage der Bevölkerung präsentiert.
Vivian König, Leiterin Frühe Kindheit bei der Gemeinde, hat als Verantwortliche das Projekt von Anfang an begleitet. «Viele Plätze, die wir mit den Kindern besucht haben, eignen sich gut für verschiedene Arten von Ballspielen. Diese erfreuen sich grosser Beliebtheit», sagt sie gegenüber dem «Wochenblatt». Weiter hätten Diskussionen ergeben, dass die Herzen der Kinder für Tiere schlagen: «Viele wünschen sich dementsprechend Angebote wie einen Streichelzoo.» Als beliebte Freizeitaktivität wurde auch Klettern genannt, Skaten dagegen etwas weniger – trotz intakter Infrastruktur.
Bibliothek ist top
Wer den Untergang von Bibliotheken prophezeit, wird von den Münchensteiner Kindern eines Besseren belehrt: «In Bezug auf Freizeitorte schwingt die Bibliothek mit über 60 Nennungen obenaus», so König. Die hohe Verfügbarkeit und das vielseitige Angebot wurden besonders gelobt. Einige der bei den Kindern beliebtesten Freizeitorte lägen im Walzwerk oder im Joggeli, welches sich ausserhalb des Gemeindegebiets befindet. «Die Auswahl deckt sich mit den Angaben im Mobilitätscheck und der Elternbefragung, bei der knapp 20 Prozent angeben, in der Freizeit mit dem Auto unterwegs zu sein.» Auch Orte in der Brüglinger Ebene stehen bei den Kindern hoch im Kurs. «Die Anlage bietet die Möglichkeit, den beliebtesten Freizeitaktivitäten an einem Ort nachzugehen.» Beliebt sei auch der blaue Platz auf dem Schulareal Lange Heid, der in den Pausen, aber auch ausserhalb der Schulzeit von Kindern anderer Quartiere intensiv genutzt werde. Der neu gebaute Sportplatz Au stosse insbesondere bei Älteren auf grossen Anklang.
Lange Wege – kurze Pause
Auf die Frage, wie Münchenstein in Bezug auf die Mobilität bei Kindern ankomme, sagt König: «Die Kinder fühlen sich im Grossen und Ganzen sicher auf ihrem Schulweg und verfügen mehrheitlich über gute Fähigkeiten, sich im öffentlichen Raum frei zu bewegen.» Nichtsdestotrotz wurden in den Gesprächen 42 kritische Stellen auf Schulwegen erwähnt. Ein grösserer Teil der Kinder sei auf Gemeindegebiet zu Fuss oder mit dem Trottinett unterwegs. Für einige sei – bei einem Schulweg von 20 Minuten – eine Mittagspause von 90 Minuten zu knapp bemessen. «Das bedeutet, dass gerade zur Mittagszeit viele Schulkinder in Eile sind, was die Unfallgefahr erhöht und ein Stressfaktor ist.»
Aus den Evaluationsaktivitäten solle nun ein Aktions- und Massnahmenplan erarbeitet werden, welcher dann der Unicef Schweiz vorgelegt werde, wie der zuständige Gemeinderat David Meier (FDP) auf Anfrage mitteilt. Was der Antrieb für die Gemeinde sei, sich um das Label zu bewerben? «Kinder sind ein Teil unserer Gesellschaft und haben besondere Bedürfnisse an den Lebensraum.» Mit dem Unicef-Label erziele die Gemeinde nicht nur eine konkrete Verbesserung für die nachwachsende Generation, sondern erfülle auch die Anforderungen der von der Schweiz ratifizierten UN-Konvention über Kinderrechte.