Demenzprojekt mit Pflegepreis gekrönt

Freude bei der Stiftung Hofmatt in Münchenstein: Deren tiergestütztes Angebot mit Zwergschafen wurde mit dem 10000 Franken dotierten Viventis-Pflegepreis ausgezeichnet.

Zeremonie in St. Gallen: Jury-Mitglied Susi Saxer von der Fachhochschule St. Gallen (r.) überreicht Marc Boutellier und Gaby Zbinden stellvertretend für die Stiftung Hofmatt Münchenstein den Viventis-Pflegepreis 2018.  Foto: ZVG

Zeremonie in St. Gallen: Jury-Mitglied Susi Saxer von der Fachhochschule St. Gallen (r.) überreicht Marc Boutellier und Gaby Zbinden stellvertretend für die Stiftung Hofmatt Münchenstein den Viventis-Pflegepreis 2018. Foto: ZVG

Freudige Emotionen: Menschen mit Demenz reagieren auf die Schafe positiv.

Freudige Emotionen: Menschen mit Demenz reagieren auf die Schafe positiv.

Jeden Dienstag von März bis Oktober werden im Kompetenzzentrum für das Alter in Münchenstein besondere Gäste erwartet: Dann nämlich kommt Gaby Zbinden mit ihren dreizehn Zwergschafen, um mit dementen Bewohnern, Angehörigen und Pflegenden einen erlebnisreichen, naturnahen Tag im Garten der Hofmatt zu verbringen. Am Morgen wird das Gelände schaftauglich gemacht, die Gemüsebeete eingezäunt und der Futterplatz hergerichtet. Aufgaben, die Bewohner mit leichter Demenz gut bewältigen können. «Die Menschen erhalten so eine Rolle und eine Aufgabe, die sie mit Stolz erfüllt», erklärt Heimleiter Daniel Bollinger. Über Mittag gibt es eine Ruhepause für Tier und Mensch, bevor die bis zu vierzig in den Schafbesuchstag involvierten Menschen den Nachmittag erneut bei den Tieren verbringen. Auch die Hühner der Hofmatt sind dann im Garten unterwegs. Oft wird etwas auf dem Feuer gebraten oder im Garten gearbeitet. Auch die Verarbeitung der Wolle von der Schafschur bis zum Filzen und Stricken können die Bewohner der Hofmatt miterleben.

Schafe fördern Interaktion

Die positiven Auswirkungen der Schafsbesuchstage auf die Bewohner mit Demenz seien äusserst vielseitig, erklärt Marc Boutellier, der die letzten beiden Jahre für das Angebot verantwortlich war. Im Kontakt mit den Schafen zeigten Menschen, die sonst kaum mehr auf ihr Gegenüber reagieren, viele freudige Emotionen. Bewohner mit einer leichten bis mittleren Demenz könnten gut in die anfallenden Arbeiten miteinbezogen werden und würden sich aktiv beteiligen. Dies stärke das Selbstwertgefühl und hebe die Stimmung. «Die Tiere öffnen Türen, die bei dementen Menschen verschlossen sind», so Boutellier. Durch die Teilnahme von Angehörigen finde auch ein Generationenaustausch statt. Das naturnahe Leben mit freilaufenden Tieren, wie es früher im ländlichen Raum üblich war, wecke auch Erinnerungen an die Kindheit und Jugend der älteren Menschen.

Die «Schafbesuchstage» sind sehr personalintensiv und auch logistisch anspruchsvoll, wie Marc Boutellier erklärt. «Ohne Freiwilligenarbeit und das grosse Engagement der Mitarbeiter wäre dieses Angebot nicht möglich», betont Daniel Bollinger. Entstanden sind die Schafbesuchstage auf die Initiative von Gaby Zbinden. Motiviert durch ihre positiven Erfahrungen von tiergestützten Angeboten mit Kindern, will die gelernte Physiotherapeutin auch älteren Menschen Erlebnisse mit Tieren ermöglichen. Die Tiere würden mit ihrer nonverbalen Kommunikation einen Zugang zu Menschen finden, die über die Sprache nicht mehr erreichbar seien, erklärt Zbinden: «Tiere werten nicht und verhalten sich authentisch.» Bei der Stiftung Hofmatt stiess Gaby Zbinden mit ihrer Idee sofort auf offene Türen und es entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit. «Sie ist ein absoluter Glücksfall für uns», betont Marc Boutellier.

Als bestes Praxisprojekt ausgezeichnet

Die Viventis-Stiftung setzt sich dafür ein, die Wohn- und Lebenssituation von Menschen im Alter in der Schweiz zu verbessern. Zusammen mit der Fachstelle Demenz der Fachhochschule St. Gallen prämiert sie jährlich die besten Praxisprojekte in der Pflege und Begleitung von Menschen mit Demenz. Das tiergestützte Angebot der Stiftung Hofmatt begeistert die Jury des mit 10000 Franken dotierten Viventis-Pflegepreises auf Anhieb. Wie Susi Saxer von der Fachhochschule St. Gallen und Mitglied der Jury betont, habe sie der Besuch eines Schafbesuchstages in Münchenstein schnell überzeugt: «Die Menschen mit Demenz waren sehr aufgestellt, aktiv und lebhaft und auch den Tieren ging es gut dabei».

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