Auch in der grünen Idylle läuft ohne Regeln nichts

163 Familiengärten drängen sich auf dem Fohrlisrain Seite an Seite. Dabei prallen immer wieder unterschiedliche Lebensweisen aufeinander.

Familiengärten: Für die einen ein stiller Rückzugsort, für die anderen ein perfekter Platz für Familienfeten.  Foto: ZVG/Paul Fahrni
Familiengärten: Für die einen ein stiller Rückzugsort, für die anderen ein perfekter Platz für Familienfeten. Foto: ZVG/Paul Fahrni

Die Familiengärten oberhalb Münchensteins auf dem Fohrlisrain sind eine Augenweide: Blumen in allen Farben, säuberlich gepflegte Gemüsebeete und lauschige Spazierwege machen den Ort zu einer kleinen grünen Idylle ganz in der Nähe des Gewerbegebiets. 163 Gärten drängen sich auf dem Areal Seite an Seite. Oberaufsicht hat der Verein Familiengärten Münchenstein, der am Samstag zum 50. Mal den sogenannten Blumentag durchführte: Dabei beschenken die Pächter Bewohnerinnen und Bewohner des Alters- und Pflegeheims Hofmatt mit Blumen aus ihrem Garten (siehe unten).

Familiengärten im Wandel
Die Familiengärten bestehen seit 1965. Es war die Zeit, als in der Schweiz die Verstädterung rasant voranschritt. Das Bedürfnis nach Erholung im Grünen nahm zu. Seit 1970 hat sich die bebaute Fläche in der Schweiz fast verdoppelt. Heute leben drei Viertel der Bevölkerung in urbanen Gebieten. Familiengärten sind somit nicht nur grüne Erholungsräume für Menschen, die sich dort aufhalten, sondern bieten Räume für Biodiversität von Flora und Fauna. Die Art und Weise, wie die Gärten genutzt werden, hat sich jedoch seit den Anfangsjahren stark gewandelt: «Früher hatten alle Familien, die hier einen Garten hatten, selber Gemüse, Kräuter oder Blumen angepflanzt. Das hat sich geändert. Viele sind heute einfach hier, um sich zu vergnügen oder zu erholen», berichtet Verena Wehrli, Mitglied des Vereinsvorstands. Sie selber ist aber den Anfängen treu geblieben und deckt ihren ganzen Gemüsebedarf mit ihrem Garten ab.

Nichts dem Zufall überlassen
Gerade an Wochenenden, wenn ganze Familien die Gärten aufsuchen, steigt der Lärmpegel rasant an. Das freut natürlich jene nicht, die in ihrem Garten einfach die Hecke schneiden und Ruhe geniessen wollen: «Ich komme deshalb nur während der Woche in meinen Garten. Dann ist es angenehm ruhig», sagt ein Gärtner. Der Verein ist darum bemüht, den Austausch zwischen den Pächterinnen und Pächtern zu fördern und somit für ein friedliches Miteinander zu sorgen. «Meistens läuft es gut, aber manchmal müssen wir auch unsere Regeln durchsetzen», berichtet Wehrli. Erst beim kürzlich von der Gemeinde verhängten Feuerverbot musste der Verein einzelne Pächter mahnen, sich daran zu halten. Auch wie ein Garten auszusehen hat, überlässt der Verein nicht einfach dem Zufall: «Wir achten darauf, dass die Gärten einigermassen gepflegt sind.» Dabei gibt es trotzdem grosse Unterschiede: Einzelne Gärten sind fein säuberlich herausgeputzt, andere kommen etwas wilder oder sogar karg daher. «Wir schreiten dann ein, wenn es für andere störend wird.» Um den gegenseitigen Austausch zu fördern, veranstaltet der Verein regelmässig Hocks im Vereinslokal am oberen Ende der Gärten: «Wir möchten, dass sich möglichst viele unserer Vereinsmitglieder daran beteiligen.» Übrigens: In den Familiengärten Münchenstein sind noch Plätze für Interessierte frei. Weitere Informationen gibts unter <link http: www.fgv-m.ch>www.fgv-m.ch.

 

50 Jahre Blumentag

Seit 1968 führt der Verein Familiengärten Münchenstein jedes Jahr den Blumentag durch. Dabei holen Vereinsmitglieder Seniorinnen und Senioren mit dem Auto im Alters- und Pflegeheim Hofmatt ab und fahren mit ihnen zu den Familiengärten. Dort werden die Betagten mit Speis und Trank verpflegt und bekommen Blumen aus den verschiedenen Gärten geschenkt. «Der Blumentag ist bei den Hofmatt-Bewohnern sehr beliebt», sagt Verena Wehrli. Auch für volkstümliche musikalische Unterhaltung ist jeweils gesorgt.

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