Zwei Brüder mit Sinn für Orientierung

Noah und Chamuel Zbinden aus Münchenstein wollen an die Weltspitze im Orientierungslauf. Dabei suchen sie nicht nur Posten im Wald, sondern auch die Aufmerksamkeit von möglichen Sponsoren.

«Motivation und Disziplin muss von uns kommen»: Die Brüder Chamuel (l.) und Noah Zbinden aus Münchenstein.  Foto: Tobias Gfeller
«Motivation und Disziplin muss von uns kommen»: Die Brüder Chamuel (l.) und Noah Zbinden aus Münchenstein. Foto: Tobias Gfeller

Es ist ungewöhnlich kalt für Ende März, die Bise zieht der Birs entlang und es nieselt. «Nachher gehts zum Training in den Wald», sagt Noah Zbinden. «Wetter hin oder her.» Der 21-Jährige und sein 19-jähriger Bruder Chamuel sind Einzelsportler. Für das Training sind sie selber verantwortlich. Ihnen sagt niemand, was sie tun sollen. Keiner feuert sie lautstark an. «Motivation und Disziplin muss von uns kommen. Wir sind dafür verantwortlich, dass wir Fortschritte machen», sagt Chamuel.

Während Noah den Sprung ins nationale Elitekader im vergangenen Jahr schaffte und sich trotz einer Verletzung etablieren konnte, strebt dies Chamuel als Ziel für die nächsten Jahre an. Zuerst möchte er sich dieses Jahr für die Junioren-WM in Ungarn qualifizieren. Nach langwierigen Verletzungen hofft er heuer auf eine konstante Saison. An den Schweizer Meisterschaften im Nacht-OL vor zehn Tagen in Gelterkinden wurde Chamuel bereits guter Fünfter. Noah musste das Rennen aufgeben, nachdem ein Fuss umknickte. «Ich hoffe, dass ich am kommenden Wochenende im Tessin die Schweizer Selektionsläufe für die Elite Europameisterschaften bestreiten kann.» Die Qualifikation sei für ihn als junger Athlet sowieso mehr ein Dürfen als ein Müssen. In der technisch anspruchsvollen Mitteldistanz rechnet sich Noah Zbinden die grössten Chancen aus. In dieser belegte er an der Junioren WM 2016 den hervorragenden fünften Platz.

Flexibilität in Schule und Beruf

Während Chamuel im kommenden Juni am Gymnasium Münchenstein die Matur macht, absolviert Noah zurzeit ein Praktikum in einem Basler Architekturbüro. Danach zieht es ihn an die Fachhochschule nach Chur. Im Gegensatz zur Fachhochschule Nordwestschweiz in Muttenz boten sie ihm in Chur grösstmögliche Flexibilität an, was seine sportliche Karriere angeht. Ohne diese gehe es nicht, weiss auch Chamuel. «Ich besuche zwar keine Sportklasse, aber trotzdem nehmen sie im Gymnasium Münchenstein Rücksicht auf meinen Sport.» Die beiden Brüder mussten sich diese Ausnahmeregelungen selber erkämpfen. Die Voraussetzung dafür sei klar, stellt Chamuel klar: «Wenn wir da sind, müssen wir auch in der Schule oder im Beruf Leistung bringen.» Disziplin auf allen Ebenen.

Gezielte Suche nach Sponsoren

Jedes Wochenende sind die Zbindens in der Schweiz für Wettkämpfe oder Trainings unterwegs. Rund achtmal pro Jahr reisen sie dafür auch durch Europa. Während die Ausrüstung verhältnismässig günstig ist, gehen die Reisen ins Geld. Um finanziell weniger abhängig von ihren Eltern zu sein, haben sie sich kürzlich ein gemeinsames Dossier erstellt, mit dem sie Unternehmen für ein Sponsoring-Engagement anfragen. Während andere solche Dossiers ziellos verschicken, suchen sich die beiden Brüder die Firmen gezielt aus. «Wir wählen Marken aus, die unserer Philosophie entsprechen und hoffentlich auch umgekehrt», erklärt Noah. Der Orientierungslauf stehe für Natur, Breiten- und Familiensport. Sich vor Firmenvertretern zu präsentieren und auch zu verkaufen sei nicht immer einfach, verraten beide. Um sich und somit auch möglichen Sponsoren eine Plattform zu bieten, sind beide auf mehreren sozialen Kanälen im Internet aktiv. Trotz aller Erfolge und seiner Beliebtheit bleibt der OL-Sport in der Schweiz eine Randsportart. Um wirklich im Rampenlicht zu stehen, muss man ganz an die Spitze. Und dort wollen die Zbindens hin.

<link http: www.zbinden-orienteering.ch>www.zbinden-orienteering.ch

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