Der «Schandfleck» Bahnhof erhält die erste Aufwertung
Mit einem 30 Meter hohen Wohnblock lanciert die Gemeinde Münchenstein die bauliche Aufwertung rund um den Bahnhof.
Zuletzt hatten es Quartierpläne im Birseck bei der Bevölkerung schwer. Für den Quartierplan im Gebiet Gstad am Bahnhof ist Münchensteins Gemeindepräsident Giorgio Lüthi (CVP) optimistisch. «Es gibt vereinzelt Kritik, allen voran von Direktbetroffenen. Aber ich gehe davon aus, dass der Quartierplan deutlich angenommen wird.» Gerade mal vier Personen besuchten am Donnerstag die Informationsveranstaltung des Gemeinderats auf der Gemeindeverwaltung. Am kommenden Montag wird die Gemeindeversammlung darüber befinden, ob Münchenstein den ersten Schritt im Rahmen der Aufwertung des Bahnhofsgebiets unternimmt. Für den Gemeinderat hat das Projekt Signalwirkung. «An diesem Punkt möchten wir eine städtebauliche Akzentnutzung», erklärte der für die Raumplanung zuständige Gemeinderat Lukas Lauper (SP). Mit dem geplanten Neubau soll das Wohnen am Bahnhof gestärkt und die Umgebung rund um den Bahnhof aufgewertet werden. Das Projekt soll eine Ära des Umschwungs rund um den Bahnhof und im Quartier Gstad einläuten.
Betreutes Wohnen geplant
Die knapp 1900 Quadratmeter grosse Parzelle 799 zwischen Bahnhofstrasse und Heiligholzstrasse – quasi in der Busschlaufe gelegen – wurde im Januar 2016 von der Gemeinde Münchenstein an die Bricks Immobilien AG veräussert. Die Stähelin Architekten aus Basel entwarfen einen 30 Meter hohen Bau mit rund 80 Wohnungen und möglicher Nutzung des Erdgeschosses für die Quartierversorgung. Lukas Lauper geht davon aus, dass mehrere kleinere Mieter und nicht ein grosser Ankermieter das Erdgeschoss beleben werden. «Für die Gemeinde und die Bevölkerung wäre es wünschenswert, wenn sich ein kleiner Einkaufsladen einmieten würde.» Die Bricks Immobilien AG als Investorin sei in Verhandlungen mit einem Anbieter für betreutes Wohnen, verriet dessen Vertreter Philippe Bruel. «Wir können uns vorstellen, dass ein Drittel bis die Hälfte der Wohnungen als betreutes Wohnen genutzt werden.» Dafür sei die Lage am Bahnhof mit der Anbindung an den öffentlichen Verkehr ideal, befand auch Gemeinderat René Nusch (SVP).
Schwieriger Partner SBB
Läuft alles optimal, kann in rund eineinhalb Jahren mit den Bauarbeiten begonnen werden. Für Lukas Lauper ist das Projekt «ein Puzzlestück für die Entwicklung des ganzen Gebiets Gstad». Danach folgt das van-Baerle-Areal, das sich aktuell in der Phase des Architekturwettbewerbs befindet. Die Entwicklung am Bahnhof ist aber mit vielen Hindernissen verbunden. Die SBB als Immobilien- und Grundbesitzer seien ein schwieriger Partner, klagte Giorgio Lüthi. «Man weiss bei den SBB nie, wer gerade Ansprechpartner ist.» Die SBB zeigten sich gegenüber einem eigenen Mitwirken an der Entwicklung verschlossen, so Lüthi.
Die Gemeinde packt den Bahnhof nun in Eigenregie an. Und das sei bitter nötig, findet Giorgio Lüthi. «Der Bahnhof ist ein Schandfleck. Es muss dringend etwas passieren. Diese Überbauung wird ein Signal: Hier ist Münchenstein!»
Ängste, wonach das ganze Quartier Gstad nun zugebaut würde, seien unbegründet, stellte Lukas Lauper klar. «Langfristig soll auch ein freier Platz entstehen, auf dem sich die Menschen treffen können.» Auch verhindere der Denkmalschutz, dass zwischen dem Gebiet Hofmatt und dem oberen Dorfkern zu hoch gebaut werde. Der Blick hinaus zur Hauptstrasse müsse gewahrt bleiben.