«Die Zeit ist aus den Fugen»
Am Jubilaren- und 80Plus- Treff der Gemeinde Münchenstein wurde gefeiert, doch auch über das Leben nachgedacht.
Bea Asper
Wir freuen uns immer sehr auf die Einladung der Gemeinde zum Jubilaren- und 80 Plus- Treff, und in diesem Jahr natürlich besonders», sagte Frieda Wiss-Koch dieser Zeitung. Sie und ihr Ehemann Alfred wurden von Gemeindepräsident Giorgio Lüthi und Gemeinderätin Heidi Frei geehrt als positives Beispiel für den Bund fürs Leben. Mit ihrer eisernen Hochzeit führten sie die Liste der Jubilare an. «65 glückliche Jahre, und die meisten davon auch in Münchenstein», sagte Frieda Wiss lachend und erzählte stolz von ihren zwei Kindern, zwei Enkelkindern und den beiden Urgrosskindern.
Sorgenvoller Blick auf die Gegenwart …
Einmal mehr waren die Sitzplätze im Kuspo fast restlos besetzt, über 350 Gäste waren der Einladung zum Essen gefolgt und genossen den Gedankenaustausch über das Leben und den Wandel der Zeit. «Die Zeit ist aus den Fugen …», sagte Gemeindepräsident Giorgio Lüthi. Wie in Shakespeares «Hamlet» würden auf einmal die Schreckensmeldungen überhandnehmen. «Die Demokratien geraten unter Druck», gab Lüthi zu bedenken und stellte die Frage, wie sich dies alles wohl auf das Leben in Münchenstein niederschlägt. «Auch bei uns gibt es negative Beispiele. Gespräche mit Lehrern, Polizisten und Verwaltungsangestellten zeigen, dass auch bei uns ein negativer Wandel im Gang ist. Und wenn Staatspersonal und Mitmenschen wie Sie und ich verbal, in Form von Mobbing oder sogar körperlich bedroht werden, wenn Toleranz und Respekt verloren gehen, dann ist die Zeit aus den Fugen geraten.»
In drei Wochen werde der internationale Tag der Toleranz begangen – ins Leben gerufen vor 16 Jahren von der Unesco. «Für mich ist Toleranz verbunden mit Respekt – Respekt gegenüber unseren Mitmenschen», sagte Lüthi und appellierte, für diese Werte einzustehen. Manchmal brauche es dazu nicht viel, «eine nette Geste oder Achtsamkeit an Tram- und Bushaltestellen, beim Einkaufen oder auf der Post, ein beherztes ‹Grüezi› oder ein aufmunterndes Zunicken.» Lüthi betonte aber auch, dass es von Münchenstein zum Glück nach wie vor sehr viel Positives zu berichten gebe.
… und Positives aus der Gemeinde
Gemeinderätin Heidi Frei und die Präsidentin des eben gegründeten Vereins «Aiuto», Monika Gerber, konnten stolz verkünden, dass die Drehscheibe für Dienstleistungen für Senioren erfolgreich angelaufen sei. Der Verein zähle schon 40 Mitglieder und täglich werden es mehr. «Einsatzfreudige Vereinsmitglieder werden in Kontakt gebracht mit Mitgliedern, die Hilfe in Anspruch nehmen möchten. Dadurch soll die Solidarität und gegenseitige Hilfe gefördert werden und dazu beitragen, lange im gewohnten Umfeld bleiben zu können», erklärte Frei.
Auf dem Anmeldetalon kann man aus einer Vielzahl von Möglichkeiten auswählen, zum Beispiel «Vorlesen und Unterhaltung, Begleitung, Spaziergänge; gemeinsames Kochen oder Nähen, Hilfe beim Einkaufen, Betreuung von Haustieren, Ausfüllen von Formularen, Begleitung bei Behördengängen, Kontakt mit Ämtern, Hilfe für Benutzung Internet oder Handy.» Der Verein hat für Dienstleistungserbringer eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Die Mitgliedschaft beträgt 25 Franken pro Jahr und Person, 30 Franken für Paare. Mitglied kann jede in Münchenstein wohnhafte Person werden, die das 60. Lebensjahr erreicht hat oder vorzeitig pensioniert wurde. Für Helfer besteht keine Altersbeschränkung.