Komplexe Abstimmungsvorlage verständlich gemacht

Es gibt viele Fragen zur AV2020. In Münchenstein kamen die Antworten letzten Mittwochabend von Buchautor Hans-Ulrich Stauffer. Kommunalpolitiker freuten sich über den Grossandrang zur Infoveranstaltung.

Fakten zur Altersvorsorge: Christina Hatebur (CVP), Gastreferent Hans-Ulrich Stauffer und Andreas Knörzer (Grünliberale) freuten sich über die zahlreichen Zuhörer im Saal der alten Gmeini Münchenstein (v. l.).  Foto: Bea Asper
Fakten zur Altersvorsorge: Christina Hatebur (CVP), Gastreferent Hans-Ulrich Stauffer und Andreas Knörzer (Grünliberale) freuten sich über die zahlreichen Zuhörer im Saal der alten Gmeini Münchenstein (v. l.). Foto: Bea Asper

Andreas Knörzer von der grünliberalen Partei weiss, dass die Abstimmungsvorlage zur Altersvorsorge keine leichte Kost ist. Deswegen lud er zusammen mit Christina Hatebur von der CVP Arlesheim-Münchenstein die Bevölkerung nicht zu einem Streitgespräch, sondern zu einer Informationsveranstaltung ein und war hoch erfreut über den Grossandrang letzten Mittwoch in der alten Gmeini Münchenstein. Gastreferent Hans-Ulrich Stauffer liess sich auf kein Parteigeplänkel ein. Für den Basler Anwalt, Buchautor und Mitgründer der Stiftung Abendrot ist «der politische Kompromiss, der in dieser Vorlage steckt», mit ein Grund, warum er nicht für diese Vorlage brennt. «Mehr Technokraten als Politiker wären mir persönlich oft lieber.» Trotzdem empfahl er den Anwesenden, die Vorlage anzunehmen. Es gebe keine Aussicht auf eine rasche Alternativlösung und die jetzige Gesetzeslage zur beruflichen Vorsorge treibe die Pensionskassen weiter in den finanziellen Engpass. Aufgrund der Zinslage sei die Senkung des Umwandlungssatzes richtig, die Zeiten, in denen die Pensionskassen die versprochenen Renditen erzielen konnten, seien vorüber. «Es braucht eine Anpassung wie auch eine Lösung für Teilzeitbeschäftigte.»


Umwandlungssätze sinken


Die sogenannte zweite Säule war 1985 eingeführt worden. Wer mindestens 20 500 Franken im Jahr verdient – und dies soll nun tiefer angesetzt werden – ist verpflichtet, einen bestimmten Prozentsatz des Lohns in die Pensionskasse zu zahlen; während der Betrieb sich ebenfalls zur Hälfte an den Beiträgen beteiligen muss. Mit dem Umwandlungssatz wird die Höhe der Rente festgelegt. Ein Umwandlungssatz von 6,8 (neu 6) bedeutet, dass man später vom erreichten Altersguthaben pro Jahr 6,8 Prozent bis zum Ableben als Rente ausbezahlt bekommt.


Ja zum Generationenvertrag

Da die durchschnittliche Lebensdauer gestiegen ist, geht den Pensionskassen das Geld aus, eben auch der AHV. Diese war nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt worden, als die Lebenserwartung bei knapp über 70 Jahren lag und das Prinzip, dass die jungen Erwerbstätigen die Rentner finanzieren, aufging. Jetzt stehe man vor dem Problem, dass weniger junge Erwerbstätige die Rente von mehr Älteren und über eine längere Zeit finanzieren müssten. Stauffer stritt nicht ab, dass man sich über gewisse Punkte in der Vorlage (die 70 Franken für Neurentner) streiten könne. Er betonte aber, dass man sich für das Prinzip des Generationenvertrages stark machen sollte – dies sei weiterhin die Säule der Gesellschaft – selbst wenn sich die Moral «des Sparens fürs Alter» heute geändert habe. Auch die Jungen von heute zählten später auf die Jungen von morgen. Stauffer, selbst Vater, mahnte denn auch: «Vermehret euch.»


Flexibles Rentenalter

Auf die Frage aus dem Plenum, ob das Rentenalter nicht auf 70 Jahre erhöht werden müsste, verwies Stauffer auf die Flexibilisierung (60 bis 70), die in der Vorlage steckt. So wird das Rentenalter für Frauen auf 65 Jahre erhöht und für Männer freiwillig auf 70 Jahre ausgebaut. Stauffer sieht in der Flexibilisierung die richtige Antwort. Für Erwerbstätige, welche schwere körperliche Tätigkeiten ausrichten, brauche es die Möglichkeit, mit 60 in Rente zu gehen – mit finanzieller Überbrückung.

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