Schule im Obstgarten

Der Natur-und Vogelschutzverein Münchenstein (NVVM) macht mit einer Lernbroschüre mit Erklärungen und Aufgabenstellungen den Obstgarten Hofmatt zum natürlichen Schulzimmer.

Fortbildung: Die Lehrerinnen und Lehrer lauschen den Erklärungen von Susanne Haas.  Foto: Tobias Gfeller
Fortbildung: Die Lehrerinnen und Lehrer lauschen den Erklärungen von Susanne Haas. Foto: Tobias Gfeller

Rund 30 Primarlehrpersonen haben sich am Dienstagabend im Obstgarten Hofmatt eingefunden, um ihr neustes Schulzimmer kennen zu lernen. Das grosse Interesse überraschte selbst Projektleiter Pit Schmid. «Wir hätten nicht gedacht, dass gleich zu Beginn so viele kommen würden. Aber das freut uns natürlich sehr.» Die Lehrpersonen setzten sich auf die von Förster Fredi Hügi fabrizierten Baumstammhocker und lauschten gespannt den Erklärungen von Susanne Haas, Präsidentin des Natur- und Vogelschutzvereins Münchenstein, der zuständigen Biologin Annemarie Brennwald und Pit Schmid.

Der Obstgarten Hofmatt gehört der Gemeinde und wird von den Mitgliedern des Natur- und Vogelschutzvereins naturnah gepflegt. «Lebende Pflanzen und Tiere gehören hier genauso dazu wie tote», erklärt Susanne Haas. Der Obstgarten sei ein «Netzwerk zwischen fressen und gefressen werden». Die Artenvielfalt ist dank der naturnahen Pflege sehr gross: Dutzende Vogelarten, Fledermäuse, Schläfer, Igel, Spinnen, Schmetterlinge, Schwebfliegen, Käfer und andere Insekten leben im Obstgarten. Die Hochstammbäume kennzeichnen diesen zusehends seltener gewordenen Raum.


Mit den Sinnen wahrnehmen

Nun wird der Obstgarten Hofmatt auf Anregung des Natur- und Vogelschutzvereins zum Naturlernort für Münchensteiner Primarschuklassen. Dafür hat Biologin Annemarie Brennwald den Obstgarten während eines Jahres studiert, das Leben und Sterben darin intensiv beobachtet. Mit den Erkenntnissen verfasste sie zusammen mit Tanja Dietrich eine Lernbroschüre für den Unterricht mit Erklärungen, Zeichnungen und vielfältigen Aufgabenstellungen zu allen vier Jahreszeiten. Die Kinder sollen sich langsam der Natur annähern, betont Annemarie Brennwald. «Es geht sehr viel ums Beobachten. Was sehe, höre und rieche ich, wenn ich unter einem Baum sitze?» Dabei gehe es nicht darum, so Biologin Brennwald, etwas zwanghaft zu bestimmen, sondern viel mehr ums Wahrnehmen der Umgebung.


Unterstützung von der Gemeinde


Projektleiter Pit Schmid ist von der Idee des Naturlernorts überzeugt. «Das ist ein Weg, den wir immer mehr gehen sollten, da wir uns immer mehr von der Natur entfernen. Gerade auch Kinder bekommen heute immer seltener die Möglichkeit, sich in der Natur zu bewegen.» Das Lernen im Obstgarten basiere auf Kompetenzen, wie es moderne Lehrpläne auch fordern. Auch Münchensteins Gemeindepräsident Giorgio Lüthi (CVP) glaubt an das Projekt und sagte zusammen mit seinen Gemeinderatskollegen die Unterstützung der Gemeinde zu. «Der Naturlernort ist ganz wichtig. Wir versuchen generell auf der Gemeinde, die Dinge integral anzustossen, was so mit dem Obstgarten auch passiert.»

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