Dornröschenschlaf beenden
Mit einem neuen Gebäude beim Bahnhof Münchenstein will die Gemeinde städtebauliche Akzente setzen und die Entwicklung im Gstad vorantreiben. Letzte Woche wurden konkrete Pläne vorgestellt.
Gleich beim Bahnhof Münchenstein, zwischen Bahngeleisen und der angrenzenden Strassenbrücke, soll ein neues, rund 30 Meter hohes Gebäude entstehen. «Wir möchten das Gstad aus dem Dornröschenschlaf wecken», sagt Gemeinderat Lukas Lauper dem «Wochenblatt». Das Gebäude soll den nahegelegenen Bahnhof städtebaulich akzentuieren und Wohnraum an einer «hervorragend erschlossenen Lage schaffen», so die Gemeinde. Neben einer Vielzahl von kleineren bis mittleren Wohnungen soll das Erdgeschoss der Geschäftsnutzung vorbehalten sein. Heute steht auf der Parzelle eine Werkhalle, deren Nutzung nicht klar ist. Daneben sind über die gesamte Parzelle verwahrloste Fahrzeuge und Schiffe abgestellt (siehe Foto). Am vergangenen Donnerstag hatte die Gemeinde nun die interessierte Bevölkerung zu einer Informationsveranstaltung im EBM-Restaurant Zum Liechtboge eingeladen, um über die Quartierplanung, in deren Rahmen das neue Gebäude entstehen soll, zu informieren und Fragen der Bevölkerung zu beantworten.
Sorge um Dorfcharakter
Obwohl nicht sehr viele Anwohner der Einladung gefolgt waren, wurden manche Sorgen bezüglich des neuen Bauprojektes geäussert. So etwa, dass das neue Gebäude den Dorfcharakter des bestehenden Quartiers verdränge. «Natürlich wird sich wie bei jeder Entwicklung etwas verändern. Ich empfehle aber, dies pragmatisch zu sehen: Das neue Gebäude bietet Chancen für neue Inputs des Gstad-Quartiers», so Lauper. Im Zentrum des Quartiers zwischen Tram- und Bahnstation entwickelte sich in den vergangenen Jahrzehnten ein gemischtes Wohn- und Kleingewerbegebiet. Im Rahmen des Quartierplans soll dieses Zentrum einheitlich entwickelt werden, wobei einerseits die alten Gebäude geschützt, andererseits aber auch neue Akzente gesetzt werden sollen.
Gemeinde erwartet öV-Nutzung
Zu reden gab zudem der erwartete Mehrverkehr. Ein von der Gemeinde in Auftrag gegebenes Verkehrsgutachten habe ergeben, das der Mehrverkehr «problemlos aufzunehmen ist», so Lauper. Weiter gibt er zu bedenken: «Als Bewohner des neuen Gebäudes sind junge Paare oder Singles vorgesehen, welche wegen der Nähe zum Bahnhof vor allem den öffentlichen Verkehr nutzen.» Lauper führte gegenüber dem «Wochenblatt» zudem die eidgenössische Volksabstimmung aus dem Jahre 2013 zur Revision des Raumplanungsgesetzes in Feld: Die Initiative hatte die Absicht, die Zersiedelung in der Schweiz zu bremsen, Bauzonen zu verkleinern und bestehendes brachliegendes Bauland effizienter zu nutzen. Deshalb müsste an den bestehenden «Hotspots» verdichtet gebaut werden.
Mitwirkung erwünscht
Die Unterlagen zum Quartierplan sind bis zum 22. September in der Bauverwaltung während der Schalteröffnungszeiten und auf der Internetseite der Gemeinde einzusehen. Interessierte und Betroffene können sich innerhalb dieser Mitwirkungsfrist schriftlich äussern. Über den Quartierplan wird voraussichtlich an der Gemeindeversammlung im März 2018 abgestimmt.