Walzwerk: Scheitern die Träume der Investoren?

Münchenstein will in den kommenden 15 Jahren keine Umzonung auf dem Areal und die Birsstadt will auch ein Wörtchen mitreden. Für die heutigen Mieter des Walzwerks gibt es Grund zu Hoffnung.

Kreative Vielfalt: Noch sind die Tage der heutigen Walzwerknutzung nicht gezählt.  Foto: Edmondo Savoldelli
Kreative Vielfalt: Noch sind die Tage der heutigen Walzwerknutzung nicht gezählt. Foto: Edmondo Savoldelli

Wir stehen unter Schock», sagt Charles Blockey von der Visual Art School Basel. Wie viele der über 60 Mieter auf dem Walzwerkareal hat er vergangene Woche aus der Presse vom bevorstehenden Verkauf des Areals an die Swiss Finance & Property Investment AG erfahren. Seine Kunstschule ist erst seit fünf Jahren hier und richtete sich auf dem Areal für eine längerfristige Zukunft ein. Nun hat aber bald ein neuer Eigentümer das Sagen. Die SFPI hat sich das Kaufrecht für das rund 40000 Quadratmeter grosse Areal für 54 Millionen Franken gesichert. In den kommenden Wochen soll die Transaktion über die Bühne sein. Dann werden die Mieter, die jährlich 2,7 Millionen Franken Miete entrichten, offiziell informiert. Zwischenzeitlich mehren sich die Fragezeichen, ob die SFPI ihre Pläne für das «strategische Entwicklungsgebiet», wie sie das Areal in einer offiziellen Verlautbarung nennt, auch tatsächlich umsetzen kann. Die Zürcher Immobilien-Investoren möchten das Walzwerk zu einem Wohnquartier umnutzen.

Nachdem der Münchensteiner Gemeinderat den Verkauf vor einer Woche noch nicht kommentieren wollte, hat Gemeindepräsident Giorgio Lüthi diese Woche gegenüber der «BZ Basel» einige richtungsweisende Aussagen gemacht. Die letzte Zonenplanrevision liege noch beim Regierungsrat zur Genehmigung, da könne man nicht so rasch wieder eine Änderung vornehmen. Lüthi spricht von einer Planbeständigkeit von 15 Jahren. Zudem bricht er eine Lanze für die Nutzung in ihrer heutigen Form. Das Areal sei für das Kleingewerbe wichtig. «Meiner Meinung nach hat sich das Walzwerk gut entwickelt. Es bietet einen Kontrapunkt zum Dreispitzareal. Ich schätze das sehr», lässt er sich zitieren. Eine allfällige Umnutzung müsse im öffentlichen Interesse liegen und beim Entscheid müsse auch die Birsstadt miteinbezogen werden, nicht zuletzt weil ein Teil des Areals auf Arlesheimer Boden liegt. Gut möglich, dass die SFPI diese politischen Komplikationen unterschätzt hat.


Münchensteiner schätzen das Walzwerk

Eine Umnutzung, das ist schon jetzt klar, wäre politisch höchst umstritten. «Macht es wirklich Sinn, noch mehr Wohnungen zu bauen und das Gewerbe zu vertreiben?», fragt Diether Rehmann, Co-Präsident der SP Münchenstein. An der nächsten Gemeindeversammlung wird die SP eine schriftliche Anfrage an den Gemeinderat richten und nach Antworten verlangen. «Wir nehmen den Verkauf mit Sorge zur Kenntnis, da müssen mehr Informationen auf den Tisch.» Vor allem interessiert Rehmann, ob der Gemeinderat von den Investoren kontaktiert wurde und bereits Gespräche stattgefunden haben. Einen Teil der Antwort hat Lüthi in Form des Bekenntnisses zum Status quo auf dem Walzwerk nun bereits gegeben. Die Sorge der SP und Lüthis Aussagen zeigen zudem auch, dass das Walzwerk in seiner heutigen Daseinsform 18 Jahre nach dem Konkurs der Aluminium Münchenstein nach vielen Jahren des Argwohns einen grossen Rückhalt in der Bevölkerung geniesst. Die kulturellen und gastronomischen Angebote werden geschätzt.


Einige Mieter haben Garantien

Ausserdem haben einige Mieter auf dem Areal langfristige Garantien. Etwa der Band-Proberaum-Komplex Rockfact von Christian Plösser. Sein Projekt wurde 2011 mit dem Baselbieter Kulturpreis ausgezeichnet. Er habe eine im Grundbuch eingetragene Garantie für den Verbleib auf dem Areal bis ins Jahr 2032. Die Infrastruktur des Rockfact sei auch für eine langfristige Nutzung gebaut. Dennoch blickt er nun mit Sorge in die Zukunft. Die politischen Rahmenbedingungen geben jedoch für ihn wie auch für die benachbarte Visual Art School Anlass zur Zuversicht. Und: Noch hat die SFPI das Areal nicht gekauft.

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