«Wulle-Boutique» schliesst
Die Konkurrenz des Internets ist zu stark geworden: Nach zwölf Jahren beendet Brigitta Jeker den Wolleverkauf im eigenen Laden im Einkaufszentrum Zollweiden.
Brigitta Jeker von der «Wulle-Boutique» im Einkaufszentrum Zollweiden nimmt Abschied von ihren Kunden. Vor zwölf Jahren übernahm sie das Geschäft mit Garnen und Wollen und selbst gestrickten Mustern; in zwei Jahren wollte sich die 68-Jährige eigentlich zur Ruhe setzen. Nun gibt sie ihr Geschäft bereits zum 30. Juni auf; es wird ein Nachfolger gesucht.
«Generation Amazon»
Die Konkurrenz im Internet und in Deutschland sieht Jeker als Hauptursachen für die Absatzprobleme, mit denen sie seit etwa drei Jahren kämpfe. «Die Leute kaufen schlechte Qualität, meistens Acryl; aber das interessiert die wenigsten», ärgert sie sich. Immer öfter hätten sich die Besucher im Laden bei ihr Rat und Tipps geholt, um die Wolle dann im Internet zu kaufen.
Von ihren Stammkundinnen bekommt Jeker tröstende Worte; sie gehören offensichtlich nicht zur Generation Amazon: «Sie fragen mich, wo sie in Zukunft Wolle kaufen sollen.» Läden gebe es in der Region schon noch einige, erklärt Jeker; Baselland sei laut den Lieferanten sogar der Schweizer Kanton mit der höchsten Dichte an Wolleläden. Aber ihre Kundschaft sei von Riehen bis nach Laufen zu ihr gekommen, weil sie mit dem deutschen Hersteller Lana Grossa verlässliche Qualität verkauft habe, sagt sie.
In der Geschäftsführung und Buchhaltung stets zur Seite stand Brigitta Jeker ihr Mann Willy. Er erinnert sich, dass es nicht nur weibliche Kunden gab: «Aber die Männer genieren sich und geben nicht zu, dass sie stricken», erzählt er mit einem Augenzwinkern. Besonders interessiert am Stricken seien junge Männer um die 30 vor vier Jahren gewesen, ergänzt Brigitta Jeker, als gehäkelte Kappen, «Hatnuts» genannt, im Trend lagen.
Totalausverkauf
Im Totalausverkauf gibt es auf Sommer- und Wintergarne 40 Prozent Rabatt. Jekers haben keine grosse Hoffnung, einen Nachfolger für ihre «Wulle-Boutique» zu finden: Bleibt die Suche ohne Erfolg, müssen sie die nicht-verkaufte Wolle selbst loswerden; denn auf Kommission könne man diese Ware nicht kaufen. «Vielleicht gehe ich damit mal auf den Markt», sagt Jeker. Ihre selbst gestrickten Schals und Mützen verschenkt sie bisweilen schon.