Es muss blinken und fiepen, leuchten und klingeln

Sieben Männer haben sich in Münchenstein ihren Teenagertraum erfüllt und rund 50 Flipperkästen aus allen Epochen zusammengetragen. Staunen und spielen ist für Besucher erlaubt.

Flippern seit ihrer Jugend mit Begeisterung: Thomas Reichenstein, Niggi Stirnimann und Andreas Borer (v. l.).  Foto: Boris Burkhardt
Flippern seit ihrer Jugend mit Begeisterung: Thomas Reichenstein, Niggi Stirnimann und Andreas Borer (v. l.). Foto: Boris Burkhardt

Nach vier Stunden werde ihm der Lärm dann zu viel, gibt Niggi Stirnimann zu. Dann müsse er mal raus an die frische Luft. Aber es lässt sich nicht leugnen: Was am meisten blinkt und fiept, leuchtet und klingelt, das gefällt echten Flipperfans am besten. Stirnimann, kurz vor seinem 50. Geburtstag, ist so ein echter Fan, Thomas Reichenstein und Andreas Borer, plus minus ein Jahr im selben Alter, zwei weitere. Sie gehören zu den sieben Aktivmitgliedern des Flipperclubs Regio Basel, der sein Domizil seit März 2016 in der Handwerkstadt an der Grabenackerstrasse 8 in Münchenstein hat. Kern ihres Vereinshobbys sind die rund 50 Flipperkästen von 1954 bis 2015, die nach Alter geordnet in der gemieteten Halle nebeneinander stehen: Rund 300 Gäste kommen bei zwölf geöffneten Wochenenden im Jahr.

Gerne führt Reichenstein durch die imposante Sammlung: Den Grossteil der Flipperkästen hat er selbst beigesteuert, vor allem die älteren. Er besitzt sogar noch ein Vorläufermodell von 1933. Bis in die 1960er-Jahre waren die Geräte komplett aus Holz, die Einflussmöglichkeiten auf den Ball gering. In den 1970ern kamen die ersten elektronischen Anzeigen und Geräusche dazu; in dieser Hochphase des Flipperwesens gab es rund 100 verschiedene Modelle der Chicagoer Firmen Gottlieb, Williams, Bally und anderen. Bei Flipperkästen ist es nicht unbedingt wie bei anderen Sammlerobjekten, dass die ältesten und seltensten die begehrtesten und teuersten sind, wie Reichenstein erklärt. Heute sei der beliebteste und teuerste Kasten eine Ausgabe im Stile der «Addams Family», von dem es mit 20 000 Stück weltweit am meisten gibt.


Flippern im Stil von «Star Wars»

«Die alten sind etwas langweilig», sagt Reichenstein unumwunden und man versteht, wovon er spricht, wenn er zu den Flipperkästen aus den 1980ern und 1990ern kommt. Rampen und Schanzen, Viadukte und Tunnel, mehrere Bälle gleichzeitig im Spiel, Figuren und ganze Burgen, die auseinanderfallen, wenn man den Ball durchs Burgtor schiesst. «Das ist für Laien vielleicht etwas zu viel Drumherum», sagt Stirnimann fast schon entschuldigend. Die Flipperkästen hätten angefangen, ganze Geschichten zu erzählen, fährt er fort, sogar die Suche nach dem Mörder im «Cluedo»-Stil ist möglich. Es gibt Kästen im Stil von «Star Trek», «Star Wars», «Indiana Jones», «Hook» und «Lord of the Rings».


Zwischen 6500 und 10000 Franken

«Ich war schon als Teenager ein Flipper-Enthusiast und spielte viel in den Beizen; aber mit der Zeit gab es immer weniger Kästen», erzählt Stirnimann. «Vor fünf bis sechs Jahren bekam ich dann einen beschädigtes Gerät geschenkt und entwickelte schnell den Ehrgeiz, ihn zu reparieren.» Sie alle hätten ähnliche Flipper-Karrieren hinter sich, sagt Reichenstein: «Als es sie in den Beizen kaum noch gab, dachte ich, ich kaufe mir mal einen für daheim. Da wurden dann schnell einige mehr draus.» Unter anderem auf Turnieren lernten sich die drei Flipperfans kennen und taten sich dann vor anderthalb Jahren zum Flipperclub Regio Basel zusammen.

Zwischen 6500 und 10000 Franken kostet ein Flipperkasten. Die meisten werden als Occasion von Beizern gekauft; tatsächlich gibt es aber auch einen Markt für Geräte, die direkt an Private verkauft werden. In der Deutschschweiz gibt es eine Handvoll ähnlicher Vereine, mit denen die Basler Flipperfans lose in Kontakt sind. Auch einen Flipper-Weltverband gibt es. Ein internationales Turnier fand im vergangenen Oktober sogar in Münchenstein statt.


Einmal im Monat geöffnet

Jeder, der im Club flippern will, muss Eintritt zahlen und passives Vereinsmitglied werden – wobei statt einer Jahres- auch eine Tagesmitgliedschaft möglich ist. Der Verein hat auf diese Weise einen Stamm von 100 Passivmitgliedern, mit den Tagesmitgliedern rund 300. Die Gäste sind zwischen sechs und 60 Jahre alt und kommen aus einem Einzugsgebiet zwischen Zürich und Freiburg im Breisgau. Geöffnet ist der Flipperclub einmal im Monat an einem Wochenende; das nächste Mal bereits am 20. und 21. Januar. Wer einmal Eintritt gezahlt hat, darf so lange bleiben, wie er will – bis ihm die Ohren klingeln.

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