Münchenstein hat ein Larvenatelier – sehr zur Freude von Arleser Schülern

Seltene Ehre für Arlesheimer Primarschüler: Als Baselbieter dürfen sie Larven im Atelier einer traditionsreichen Basler Clique basteln – dieses Atelier ist erst seit Kurzem in Münchenstein untergebracht.

Vorfasnächtliches Erlebnis: Primarschüler aus Arlesheim massieren das Pappmaché in die Negativform der Larven ein.
Vorfasnächtliches Erlebnis: Primarschüler aus Arlesheim massieren das Pappmaché in die Negativform der Larven ein.

Bekanntlich gibt es in Basel nichts, was so streng genommen wird wie die Fasnacht. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass nur Basler Schulklassen die Basler Cliquenateliers besuchen dürfen, um in einem Crashkurs selbst Pappmaché-Larven herzustellen. Das Fasnachts-Comité teilt die Klassen normalerweise zu; und längst nicht alle kommen zum Zug. Eine Ausnahme macht diese und nächste Woche die Alte Garde des Central-Club Basel (CCB), welche die 6c der Primarschule Arlesheim zum vorfasnächtlichen Mummenschanz eingeladen hat. Aber die rund 15 mitarbeitenden Cliquenmitglieder stellen auch selbst eine Ausnahme dar: Sie dürften mit ihrem neuen Atelier in Münchenstein in der Dammstrasse die einzigen Basler Larvenbastler ausserhalb Basels sein.


Sujets aus dem Cliquen-Fundus


Mit den anderen Cliquenmitgliedern leitet der 77-jährige CCB-Veteran Willy Bayer die Schüler an. Das Modell einer Larve wird aus einem Tonblock herausgearbeitet und anschliessend in Gips getaucht, um eine Negativform zu erhalten. Diese werde dann mit drei Lagen Pappmaché ausgelegt und eine gute halbe Stunde auf dem Gasofen angetrocknet, wie Bayer erläutert. Die Negativformen bekommen die Schüler aus dem Fundus der Alten Garde mit gut 40 Sujets; sie selbst massieren das Pappmaché ein und schmieren den Weissleim als Schutz gegen Schmutz auf. Die erste Hälfte der Klasse war am Dienstag zu Gast, die zweite am Mittwoch.

Nachdem die Larven eine Woche haben trocknen können, geht es am nächsten Dienstag und Mittwoch pro Klassenhälfte weiter: Der überstehende Rand wird abgeschnitten, die weisse Grundierung aufgetragen, das Kopfteil aus Pappmaché («Güpfi») befestigt und die Löcher für Augen und Mund ausgeschnitten. Bemalen werden die Kinder die Larven in der Schule und sie dann am Fasnachtsfreitag im Rahmen des Arleser Kinderumzugs stolz tragen.
Die Alte Garde des CCB habe ihr Atelier 37 Jahre im Coop-Gebäude in der Elsässerstrasse gehabt, bevor dieses abgerissen worden sei, erzählt Bayer. Zuvor hatten die Narrensenioren drei Jahre Zeit, eine neue Heimat zu finden, was schliesslich in Münchenstein in einem Lagerraum der Möbelfabrik Bard gelang. Dort hat sich die Schreinerei Jäggi eingemietet, deren Inhaber Guido Jäggi Mitglied im CCB ist. Über ihn kam auch der Besuch der Arlesheimer Schüler zustande: Seine Tochter lernt selbst in der 6c. Lehrerin Marlou Abgottspon nutzte die Gelegenheit deshalb, ohne lange zu zögern. Zuvor hätten die Schüler im Werkunterricht nur einfache Pappmasken basteln können.


Fasnachtstupfer in Münchenstein


Für Münchenstein, das abgesehen von Schulumzügen eine fasnachtsfreie Gemeinde ist, dürfte das Atelier, das im vergangenen November seine Arbeit aufnahm, ein närrisches Novum sein. Bayer sagt vergnügt: «Die Gemeinde ist noch nicht informiert. Das dürfte eine Überraschung werden.» Er hat gut reden – als einziges Münchensteiner Mitglied der Alten Garde. Er ist zukünftigen Schulklassen aus dem Baselbiet und damit aus dem Birseck übrigens durchaus aufgeschlossen: «Aber immer nur eine pro Jahr», sagt er und lacht.

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