Besuch bei seltenen Sorten

Bis Ende September bietet Pro Specie Rara in den Merian-Gärten jeden Sonntag von 15 bis 16 Uhr eine Führung durch die Vielfalt seltener Nutz- und Zierpflanzen an: ein idealer Sonntagsnachmittags- ausflug.

Einsatz für genetische Vielfalt: Corina Meier erklärt die Gewinnung von Saatgut anhand der Essbaren Klette.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Einsatz für genetische Vielfalt: Corina Meier erklärt die Gewinnung von Saatgut anhand der Essbaren Klette. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Bei sonnigem Wetter begann am Sonntag. 3. Juli, die Führung der kleinen Gruppe beim Lehmhaus beim Hof Unter Brüglingen. Corina Meier, die zum Gartenteam des Rehahauses Effingerhort in Holderbank gehört, führte die Gruppe fachkundig zur Samenbibliothek und durch den Garten. Die Samenbibliothek enthält 1600 Sorten von seltenen Zier- und Nutzpflanzen. Corina Meier erklärte den Unterschied von Samenbibliothek und Genbank. Während in Genbanken das Saatgut für Jahrzehnte eingefroren wird, wird das Saatgut aus der Samenbibliothek regelmässig angebaut und vermehrt. So können sich die Sorten laufend an sich ändernde Umweltbedingungen anpassen und ihre Nutzung (Anbau und Verwertung) bleibt lebendig erhalten. Pro Specie Rara kommt oft durch Schenkung von Sammlungen zu Pflanzen. So spendete etwa Agroscope, das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, einige Rhabarbersorten. Heute umfasst die Sammlung von Pro Specie Rara 22 Sorten dieser Pflanze, die ursprünglich als Abführmittel nach England kam und im asiatischen Raum als Gemüse verspeist wird. Die Rhabarbersorten werden vegetativ, d. h. durch Teilung, vermehrt und weiterkultiviert.

Vermehrung seltenen Saatguts

Corina Meier erklärte den Begriff der Sichtung. Jedes Jahr wird einer Art besonderes Augenmerk geschenkt. Bei Sichtungen werde getestet, ob das Saatgut noch gut keime und es zu keinen ungewollten Kreuzungen gekommen sei. Corina Meier erklärte darauf die Vermehrung des Saatguts anhand der Rande «Mobile monogerm» und des Knollenfenchels «Sirio». Wenn die Pflanzen verblüht sind, werden die reifen Samen geerntet, gereinigt und in der Samenbibliothek eingelagert, von wo sie zur weiteren Vermehrung an geschulte Privatgärtner weitergegeben werden. Die Gruppe lernte auch die Grosse Klette (Arctium lappa) kennen, deren Wurzeln und jungen Blätter essbar sind. Grosse Begeisterung stellte sich beim Probieren dieser Blätter jedoch nicht ein. Die Pflanze wird in Japan, China und Taiwan gegessen, ist aber auch als Heilpflanze interessant, da antivirale und antitumorale Wirkungen beobachtet werden konnten. «Insofern ist die Essbare Klette eine Pflanze der Zukunft», erklärte Corina Meier.

Hüterin der Artenvielfalt

Neben dem Gemüsegarten mit Pro-Specie-Rara-Sorten beherbergen und pflegen die Merian-Gärten auch eine Obstanlage mit 400 Sorten, eine Beerenanlage, Zierpflanzenbeete mit historischen Sorten sowie einen Hühnerstall mit Schweizerhühnern und Appenzeller Barthühnern wie auch Bündner Oberländer Schafe und Schweizer Feh-Kaninchen, alles alte Rassen, die von Pro Specie Rara gefördert werden. Pro Specie Rara ist eine schweizerische Stiftung, die 1982 in St. Gallen gegründet wurde. Zweck ist die «Erhaltung und Förderung der genetischen Vielfalt bei Kulturpflanzen und Nutztieren». Seit 2012 ist der Hauptsitz der Stiftung in den Merian-Gärten beheimatet.

Führungen Pro Specie Rara in den Merian-Gärten, jeden Sonntag bis 25. September, jeweils 15–16 Uhr. Treffpunkt: Lehmhaus, Unter Brüglingen. Anmeldung nicht nötig, freier Eintritt.
Tipp: Jeweils bereits um 14 Uhr findet eine Führung durch die anderen Teile der Merian-Gärten statt (Treffpunkt ist in Vorder Brüglingen). Die beiden Führungen können kombiniert besucht werden.

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