Im Gemeinderatszimmer wird es wohl grüner

Die Münchensteiner Gemeindewahlen versprechen Spannung. Mit Jürg Bühler, Felix Bossel und Christine Frey treten gleich drei Bisherige nicht mehr an. Der Grünliberale Daniel Altermatt könnte es diesmal schaffen.

Hier tagt der Gemeinderat: Am 28. Februar entscheidet die Bevölkerung darüber, welche Personen hier sitzen werden.  ZVG
Hier tagt der Gemeinderat: Am 28. Februar entscheidet die Bevölkerung darüber, welche Personen hier sitzen werden. ZVG

Lukas Hausendorf

Vor vier Jahren war Daniel Altermatt schon fast gewählt. Noch am Abend des Wahlsonntags glaubte man, er sei in den Gemeinderat gewählt worden. Eine Stimme vor dem SP-Kandidaten Felix Bossel. Dann tauchten am Montagabend noch 196 Stimmcouverts bei der Post auf und Bossel verteidigte den zweiten Sitz der SP. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Wahlkrimi am 28. Februar nicht wiederholen wird. Aber auch dieses Jahr verspricht die Ausgangslage viel Spannung. Daniel Altermatt tritt wieder an und auch die Grünen schielen mit Sergio Viva auf einen der sieben Sitze im Gemeinderat. Beide Parteien würden im Fall eines Wahlerfolgs zum ersten Mal in der Münchensteiner Exekutive vertreten sein. Und beide dürfen sich mehr als nur Aussenseiterchancen ausrechnen – im Gegensatz zum Parteilosen Markus Eggimann, der sich als neunter Kandidat zur Wahl stellt.

Denn im Gemeinderat werden gleich drei Sitze frei. Jürg Bühler (Komitee Pro Münchenstein), Christine Frey (FDP) und Felix Bossel (SP) treten nicht mehr zur Wiederwahl an. Bossel verlegt dieses Jahr seinen Wohnort nach Basel. «Dass er sich nach vier Jahren neu orientieren möchte, ist sehr schade», kommentiert Parteipräsident Dieter Rehmann den überraschenden Abgang seines Gemeinderats. Trotzdem ist die SP guten Mutes, den Sitz halten zu können. Jeanne Locher, Präsidentin der Gemeindekommission, verfügt über einen beachtlichen Leistungsausweis und ist im Dorf sehr bekannt. Der bisherige Lukas Lauper wurde vor vier Jahren schon mit einem sehr guten Ergebnis bestätigt und dürfte darauf aufbauen können. Helfen könnte der SP auch ihr erfolgreiches Engagement zur Wiedereinführung des Ortsbusses, der sich nun im zweiten Anlauf als Erfolg erweist und der Partei viel Goodwill einbrachte.

Bürgerlicher Block wird schwächer

Sitz halten ist auch die Devise bei der FDP. Hier steigt Parteipräsident David Meier ins Rennen um den frei werdenden Stuhl von Christine Frey. Der gebürtige Zentralschweizer hat sich mit seinem konzilianten Auftreten auch ausserhalb der FDP viele Freunde gemacht. Frey zieht sich aus beruflichen Gründen aus dem Gemeinderat zurück. Schon während der auslaufenden Amtsperiode musste sie einen Teil der Aufgaben ihres Departements Kind, Jugend und Familie innerhalb des Gemeinderats delegieren, was ihr Kritik eintrug.

Die Partei verliert gewissermassen aber einen Sitz auf sicher. Jürg Bühler, der sich via Komitee Pro Münchenstein als Vertreter des Dorfgewerbes wählen liess, ist auch FDP-Mitglied. «Ich war aber nicht für die FDP im Gemeinderat», betont er. Nach acht Jahren als parteiunabhängiges Mitglied des Gemeinderats hört er ebenfalls auf. «Ich bin kein Platzhüter», sagt er. Acht Jahre seien genug, jetzt brauche es eine frische Kraft. Von den beiden bürgerlichen Sitzen, die nun frei werden, steht mit David Meier aber nur ein bürgerlicher Kandidat in den Startlöchern.

Davon ausgehend, dass SP, FDP, SVP und CVP ihre bisherigen Mandate verteidigen, wird vermutlich Bühlers Sitz jener sein, um den sich GLP und Grüne zanken werden. Die Vorteile liegen dabei klar bei Daniel Altermatt (GLP). Er ist in der Gemeinde etabliert und seit vielen Jahren engagiert. Als Präsident der Geschäftsprüfungskommission und Landrat verfügt er über einen gut gefüllten politischen Rucksack.

Sein grüner Mitherausforderer Sergio Viva ist zwar ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt. Der Blick auf die letzten Wahlen zeigt aber, dass Altermatts damaliger Grüner Herausforderer über 100 Stimmen Rückstand hatte. Das ist keineswegs viel. Viva hat allerdings das Manko wettzumachen, weniger bekannt als Altermatt zu sein. Zum Nachteil gereichen könnten ihm bürgerliche Wähler, die Altermatt auf das Ticket setzen, wenn sie einen allzu weiten Linksrutsch im Gemeinderat verhindern wollen. Immerhin ist klar, dass ein Sitz des bürgerlichen Blocks grün wird – ob mit oder ohne liberalen Suffix. In den Reihen von CVP und SVP bleibt derweil alles beim Alten. René Nusch tritt erneut für die SVP an und Gemeindepräsident Giorgio Lüthi (CVP) hängt ebenfalls noch mal eine Amtszeit dran. Nach vier Jahren Aufbauarbeit sei es noch zu früh zum Abdanken, meint er. Allerdings wird es vermutlich seine letzte Legislaturperiode, wie er auf Anfrage durchblicken lässt. Seine Wiederwahl und Bestätigung im Amt des Gemeindepräsidenten scheint unbestritten. Schon vor vier Jahren verbuchte Lüthi das beste Ergebnis.

Gemeinde im Wandel

Die kommenden vier Jahre wird Münchenstein weiter stark von seiner Entwicklungspolitik geprägt sein. Die Gemeinde hat noch viel Wachstumspotenzial, das sie freisetzen will. Nicht nur auf dem Dreispitzareal, dessen Entwicklung in vollem Gang ist. Grössere Umnutzungen zugunsten neuen Wohnraums stehen bei der ehemaligen Läckerlifabrik im Dychrain sowie auf dem Van- Baerle-Areal an. Zudem soll das Bahnhofsareal mit dem Gstad aufgewertet werden. «Geplantes umsetzen», lautet die Devise so Lüthi. Die Weichen für die Entwicklung werden schon bald mit dem neuen Zonenplan gestellt. Kann Münchenstein seine ambitionierten Wachstumsziele erreichen, wird sich auch die finanzielle Situation der Gemeinde substanziell verbessern. Die Richtung gibt der Finanzplan vor. Zurzeit hat die Gemeinde noch ein Finanzierungsproblem und sieht sich mit wachsender Verschuldung konfrontiert. Es stehen weiter auch grosse Investitionen im Bildungsbereich bevor, die bis 2020 rund 30 Millionen verschlingen.

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