«Nachtaktiv» – die Münchensteiner Jugendarbeit in Bewegung

Am Samstagabend öffnet die Turnhalle Lange Heid zum ersten Mal ihre Tore zum freien Sporttreiben. Das Projekt «Nachtaktiv» wurde von Jugendlichen selber lanciert und findet künftig jeden Monat statt.

Vor dem Jugend- und Kulturhaus «Trämli»: Philippe Anex (Gemeinde, links), daneben die beiden Co-Leiter der Jugendarbeit, Cyrill Rindlisbacher und Bastian Seelhofer (rechts), dazwischen Praktikantin Nicole Golaz.  Foto: Tobias Gfeller
Vor dem Jugend- und Kulturhaus «Trämli»: Philippe Anex (Gemeinde, links), daneben die beiden Co-Leiter der Jugendarbeit, Cyrill Rindlisbacher und Bastian Seelhofer (rechts), dazwischen Praktikantin Nicole Golaz. Foto: Tobias Gfeller

Tobias Gfeller

«Midnight Sports» gibt es mittlerweile in vielen Gemeinden. Dieses Angebot der im Winter offenen Turnhalle wird von einer externen Firma eingekauft. Nicht so in Münchenstein. «Nachtaktiv», wie das Projekt in Münchenstein heisst, entstand auf Initiative von Jugendlichen. Ab 20 Uhr öffnet die Turnhalle des Schulhauses Lange Heid ihre Türen und lädt Jugendliche gratis zum Sporttreiben ein. «Bei einer privaten Organisation etwas einkaufen, kam bei uns weniger infrage. Diese kommen hierhin, öffnen die Turnhalle und gehen anschliessend wieder nach Hause. Zwischen den einzelnen Sportabenden passiert aber nichts», sagt Philippe Anex, Leiter der Abteilung Kind, Jugend und Familie in der Gemeinde Münchenstein.

«Nachtaktiv» entstand im Jugendtreff in enger Zusammenarbeit zwischen den Jugendlichen selbst und den Jugendarbeitern. «Den grössten Teil der Arbeit erledigten die Jugendlichen. Wir standen beratend zur Seite und griffen, wenn nötig, ein», beschreibt Bastian Seelhofer, Co-Leiter der Jugendarbeit Münchenstein. Die Arbeitsgruppe suchte sich andere Jugendliche, die an den Sportabenden als Juniorcoaches fungieren und das Treiben in der Halle leiten. «Dass ich bei der Durchführung eines Abends mithelfen darf, ist toll. So kann ich meine Sportart anderen zeigen und näherbringen», freut sich zum Beispiel Parcours-Coach Thomas (18).

Verantwortung übernehmen
«Nachtaktiv» findet von September bis zum Mai jeden dritten Samstag im Monat in der Turnhalle Lange Heid statt. Immer steht neben dem freien Sporttreiben ein einzelnes Thema im Zentrum. Zum Start ist dies am Samstag Fitnesstraining und TRX, ein Training mit Schlingen. Auf Nachfrage erhielten die Jugendlichen vom Fitnessstudio Dy-Fit solche TRX-Bänder und sogar zwei lernende Fitnesscoaches zur Verfügung gestellt. «So lernen die Jugendlichen, was es heisst, einen Anlass vom Start bis zum Ende zu organisieren», erklärt Seelhofer. Die Arbeitsgruppe hat sich dazu verpflichtet, während der ganzen Wintersaison die Sportabende zu organisieren. Dafür erhalten sie einen kleinen Batzen und am Ende ein Diplom, das ihnen bei einer späteren Stellenbewerbung durchaus hilfreich sein kann.

«Nachtaktiv» ist das erste grosse Projekt, das im Rahmen des neuen Jugendbüros im Jugend- und Kulturhaus entstand. Dieser sich im 1. Stock befindende Raum war einst ein Kino, heute ein Sitzungszimmer für Jugendliche und ein wichtiger Rückzugsort für Gespräche zwischen Jugendlichen und Jugendarbeitern. Damit deckt die Jugendarbeit eines von vielen Bedürfnissen im Jugendbereich ab. «Solche Räume, in denen sich die Jugendlichen in Ruhe zusammensetzen und etwas besprechen oder planen können, sind rar gesät», erklärt Jugendarbeit-Co-Leiter Cyrill Rindlisbacher. Auch bietet das Jugendbüro den Raum für private, teils intime Gespräche zwischen einem Jugendlichen und dem Jugendarbeiter. «Es sind oft Themen, mit denen die Jugendlichen nicht zu den Eltern oder zu ihren Lehrpersonen gehen möchten. Sie haben zu uns ein anderes Verhältnis, das die Hemmschwelle bei gewissen Themen auch senken kann.»

Anlaufstelle Jugendbüro
Die Jugendlichen begrüssen das neue Jugendbüro. So auch die 16-jährige Samira: «Ich finde es gut, kann ich mich hier auch über Sachen informieren, die mir vor meinem Lehrer oder meinen Eltern peinlich wären. Es ist zum Beispiel spannend, dass ich mir hier alle möglichen Verhütungsmittel anschauen und dazu meine Fragen stellen kann.»

Die Jugendarbeiter würden aber keinesfalls ihre eigenen Kompetenzen überschätzen, stellt Cyrill Rindlisbacher klar. «Wir wissen, wo unsere Grenzen sind. Wir können den Jugendlichen den Weg zu Beratungsstellen aufzeigen und sie auch begleiten, wenn dies gewünscht wird.»

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