Eine blaue Zone ohne blaue Farbe am Boden

Aufgepasst: Dass eine Strasse zur blauen Zone gehört, kann auch am Beginn des Quartiers markiert sein, so etwa in Münchenstein.

Bussenfalle: Wer diesen blauen Strich übersieht, riskiert eine Busse.  Foto: Roland Schmid
Bussenfalle: Wer diesen blauen Strich übersieht, riskiert eine Busse. Foto: Roland Schmid

Julia Gohl

Wie immer stellt Stefan Huber (Name von der Redaktion geändert) sein Auto in der Schönaustrasse in Münchenstein ab, als er dort seine Eltern besuchen will. Da kommt ihm plötzlich seine Mutter entgegen und warnt: «Du musst deine Parkscheibe stellen, das hier ist jetzt eine blaue Zone.» Stefan Huber ist irritiert: Auf der Strasse sind keine Parkplätze eingezeichnet und auch ein Schild fehlt. «Woher soll man da wissen, dass es sich um eine blaue Zone handelt?», findet er.

Dass das Parkreglement der Gemeinde Münchenstein seit März auch für das Quartier nahe der Gartenstadt gilt, geht auf eine Bevölkerungsbefragung zurück. Diese hat ergeben, dass sich die Anwohner dies wünschen. Aus gutem Grund: Die Strasse wurde von Auswärtigen, zum Teil mit Nummernschildern aus Ungarn, Polen oder Österreich, zugeparkt. «Dieses Problem haben wir nun nicht mehr», erzählt Stefan Hubers Mutter. «Dafür renne ich jetzt immer nach draussen, um Besucher darauf hinzuweisen, dass sie die Parkscheibe stellen müssen. Diese reagieren fast immer völlig überrascht. Das geht hier in der Strasse vielen so.»

Die irritierende Situation geht laut Gemeinde auf die Anwohner selbst zurück. «Sie äusserten in unserer Befragung den Wunsch nach einem Parkregime für ihre Strasse, wollten aber weiterhin frei parkieren können, also keine eingezeichneten Parkplätze erhalten», berichtet Martin Strübin, Leiter Tiefbau bei der Gemeinde Münchenstein. «Wir waren zuerst unsicher, ob das überhaupt möglich ist, und haben es deshalb rechtlich abklären lassen.»

Vor lauter Ampeln übersehen
Die von der Gemeinde gewählte Lösung sei rechtens, weiss Strübin. Am Anfang des Quartiers ist mit einem dicken blauen Strich (Bild) markiert, dass nun eine blaue Zone beginnt. «Die meisten Leute kommen aber von der Kreuzung bei der Gartenstadt her zu uns», wirft Verena Huber (Name von der Redaktion geändert) ein. «Dort sind sie so beschäftigt damit, sich unter anderem auf die Ampeln zu achten, dass sie diese Markierung übersehen.»

Die Anwohnerin habe schon bei der Gemeinde darum gebeten, dass man zumindest bei der Einfahrt in die Schönaustrasse ein Schild aufstellen oder einen blauen Strich auf die Strasse pinseln könnte. «Aber für die Gemeinde ist das Thema erledigt», sagt sie. «Wir haben dieses System sicher nicht eingeführt, um Anwohnern oder auch Auswärtigen ein Bein zu stellen», verspricht Thomas Gerber, Teamleiter bei der Münchensteiner Gemeindepolizei. Natürlich komme es vor, dass die Signalisation übersehen wird. «Das ist eben Pech. Aber bisher hatten wir deshalb kaum Beschwerden. Dafür kriegen wir umso mehr positive Rückmeldungen, weil nun die Fremdparker verschwunden sind.» Sollte die Anwohnerschaft sich tatsächlich eingezeichnete Parkfelder wünschen, müsse diese die Initiative ergreifen. «Wegen so wenigen Einwänden wird die Behörde nicht gleich tätig.»

Die Schönaustrasse ist nicht die einzige Strasse, die zwar als blaue Zone gilt, aber keine eingezeichneten blauen Parkfelder hat. Das gleiche System wird in Münchenstein etwa auch in der Drosselstrasse, der Benkenstrasse oder der Sonnmattstrasse, die parallel zur Schönaustrasse verläuft, angewandt.

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