Münchenstein wird zum internationalen Datenstandort
Die Quickline Business AG betreibt mit dem «Datacube» laut eigenen Angaben eines der modernsten Datacenter der Schweiz. Auch Unternehmen aus dem Ausland sollen ihre Daten dereinst im Birseck lagern.
Jetzt ist es fertiggestellt: Nach einigen Verzögerungen konnte die Quick-
line ihr neues Datacenter in Münchenstein per Anfang April in Betrieb nehmen. Direkt neben dem EBM-Areal am Birsufer gelegen, besticht das chromstahlveredelte Gebäude durch schlichte Eleganz. Der «Datacube» ist laut
Mark Thommen, Geschäftsführer der Quickline Business AG, «das modernste Datacenter der Schweiz.» Auf 2500 Quadratmetern können Unternehmen aus dem In- und Ausland künftig ihre Datensätze lagern. Dabei garantiert ihnen die Quickline «höchste Sicherheitsstandards.» Das Gebäude ist so erdbebensicher wie ein Krankenhaus und wurde auf einem fünf Meter hohen Betonsockel errichtet, damit die sensible Infrastruktur auch bei einem Jahrhunderthochwasser im Trockenen bleibt. Zutritt erhält nur, wer vorher durch einen Handvenen-Scan seine Identität bewiesen hat. Zudem wird die Anlage rund um die Uhr bewacht.
54 Pizza-Serverplätze
Auch in ökologischer Hinsicht erfüllt das Rechencenter hohe Standards: Gekühlt wird mit einem Ammoniakkühlsystem und nicht benötigte Energie in einen Wärmeverbund der EBM eingespeist. Das Ganze hat natürlich seinen Preis: Mindestens 1400 Franken im Monat muss ein Kunde bezahlen, wenn er seine Daten im Birseck lagern will. Dafür erhält er ein Rack oder 54 Pizza-Serverplätze, wie die schubladengrossen Einheiten im Fachjargon heissen. Thommen betont derweil die Vorteile des Standorts Münchenstein: Die Region sei politisch stabil und verfüge über eine ausgezeichnete Infrastruktur. Zudem seien die gesetzlichen Anforderungen bezüglich Datensicherheit in der Schweiz im internationalen Vergleich sehr hoch, was auch Kunden aus dem nahen Ausland anlocken würde.
Risiken wurden berechnet
Die Quickline liess sich das neue Datacenter eine hübsche Stange Geld kosten: Alleine die Gebäudekosten belaufen sich auf zwölf Millionen Franken, die Systemtechnik kostet noch einmal so viel. Über den Landpreis wurde mit der EBM Stillschweigen vereinbart. Die Investition sei nötig gewesen, weil man mit den bestehenden Anlagen an Kapazitätsgrenzen gestossen sei, sagt Thommen. Bis anhin hat sich jedoch nur ein einziger Kunde im «Datacube» eingemietet. Es handelt sich dabei um ein grösseres Pharmaunternehmen aus der Region, nähere Angaben dazu will die Quickline nicht machen. Bis Ende Jahr soll das Datacenter voll ausgelastet sein, so die Vorgabe des Verwaltungsrats. «Das ist ein ehrgeiziges Ziel», räumt Thommen ein, «aber wir sind zuversichtlich, es zu erreichen.»
Doch warum baut die Quickline ein solch sensibles Gebäude direkt an einem Fluss, noch dazu in einem erdbebengefährdeten Gebiet? Bauleiter André Oppermann verweist auf die hohen Sicherheitsstandards, die der «Datacube» erfülle. Zudem habe man sowohl das Erdbeben- als auch das Hochwasserrisiko in mehreren Jahrhundert-Szenarien durchgerechnet.