«Älterwerden in Münchenstein» – neues Leitbild gibt die Richtung vor
Mit einer einzigartigen Vernissage hat die Gemeinde das «Einlösen ihres Versprechens» gefeiert und das neue Altersleitbild vorgestellt. Für die Umsetzung braucht es alle.
Bea Asper
Das Altersleitbild als Bilderausstellung: Mit Plakaten präsentierte die Gemeinde der Bevölkerung ihr neues Grundsatzpapier zum Thema Alter und lud am Mittwochabend ein zur feierlichen Vernissage mit Apéro im Alters- und Pflegeheim Hofmatt. Dort wird eines der formulierten Ziele bereits gelebt: Das generationenübergreifende Zusammenleben. So sind in der Hofmatt Altersheim und Kindertagesstätte unter einem Dach.
Dass Münchenstein versuche, den Anforderungen älterer Menschen gerecht zu werden, sei nicht neu, sondern ein stetiger Prozess, betont Gemeinderätin und Ressortleiterin Heidi Frei im Gespräch mit dem «Wochenblatt». Mit den im Leitbild festgehaltenen Grundsätzen habe man aber ein Instrument geschaffen, das Klarheit bringe und sowohl zukunftsgerichtet wie bedarfsgerecht sei. «Das nun vorliegende Altersleitbild ist die Aufarbeitung der Inputs der Bevölkerung», so Frei. Sichtlich stolz sagt sie: «Wir halten Wort.»
Kein Papier für die Schublade
Die Gemeinde hatte die Bevölkerung vor einem halben Jahr zu einem Workshop eingeladen und nach ihrer Meinung befragt. «Jeden Wunsch können wir nicht erfüllen, aber Entwicklungen fördern, Hilfestellungen geben und koordinieren», zeigte sich Frei überzeugt. Für ein schönes «Älterwerden in Münchenstein» sei nicht die Gemeinde verantwortlich, sondern die Gesellschaft. Dass diese ihre Aufgabe wahrnehme, zeigten die bereits vielen guten Angebote im Alterssegment und das Beispiel des Seniorenfahrdienstes: «Mit etwas Unterstützung in der Bekanntmachung, Vernetzung und im Administrativen durch die Gemeinde stellte ein innovativer Bürger eine für die ältere Allgemeinheit sehr nützliche Dienstleistung auf die Beine», lobte Frei. Die Ressourcen von Seniorinnen und Senioren «zu erkennen und zu nutzen», ist ebenfalls ein Grundsatz des Altersleitbilds.
«Wir stärken dadurch ihre Integration in die Gesellschaft», ergänzt Kristine Sprysl, die als Leiterin der Sozialen Dienste wesentlich mitbeteiligt war an der Ausformulierung der Ideenbörse zum Alter. Sie will sich nun auch dafür einsetzen, dass der Leitfaden nicht in der Schublade verschwindet, sondern bei künftigen Projekten in die Gedanken einfliesst. Mit ihr wache eine Arbeitsgruppe darüber, dass es nicht bei Worten bleibe, sondern nach den formulierten Grundsätzen gehandelt werde, verspricht Sprysl.
Zwischen Wunsch und Realität
Bereits jetzt habe die Gemeinde bei Bauprojekten darauf geachtet, dass sie altersgerecht seien. In Zukunft halte man noch mehr den Finger darauf. Wobei Wünsche und deren Finanzierung immer eine Gratwanderung darstellen, wie Heidi Frei zu bedenken gibt. Die Gemeinde könne aber auch zum Beispiel mit im Baurecht zur Verfügung gestelltem Land dafür sorgen, dass Wohnraum geschaffen wird, der den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht wird und «Alteingesessene» in Münchenstein bleiben können. Die dadurch freiwerdenden Einfamilienhäuser seien wiederum eine Chance, jüngere Menschen anzuziehen. Denn strukturell hat Münchenstein einer der höchsten Anteile an älterer Bevölkerung, was sich für die Gemeinde finanziell mit hohen Pflegebeiträgen und tieferen Steuereinnahmen auswirkt. Weniger Einnahmen bedeuten weniger Handlungsspielraum beim Umsetzen formulierter Grundsätze.