Münchenstein wächst über den Kanton hinaus

Auf dem Areal des Spengler-Parks plant eine Anlagegruppe der Credit Suisse einen 100 Meter hohen Wohnturm. Es wird das höchste Gebäude des Kantons, wenn die Bevölkerung dazu Ja sagt.

Hoch hinaus: Nach den Plänen einer Credit-Suisse-Anlagestiftung soll über dem Spengler-Park schon in wenigen Jahren ein 100 Meter hoher Wohnturm thronen. Zum Vergleich: der Messeturm in Basel misst 105 Meter. Foto: Lukas Hausendorf
Hoch hinaus: Nach den Plänen einer Credit-Suisse-Anlagestiftung soll über dem Spengler-Park schon in wenigen Jahren ein 100 Meter hoher Wohnturm thronen. Zum Vergleich: der Messeturm in Basel misst 105 Meter. Foto: Lukas Hausendorf

Lukas Hausendorf

Das Hochhausfieber hat mittlerweile auch das Baselbiet erreicht. In Pratteln sind zwei Turmbauten beim Bahnhof schon beinahe fertiggestellt und haben der Gemeinde ein neues, urbanes Gesicht gegeben. Die Agglomerationsgemeinde Münchenstein ist drauf und dran, ebenfalls einen bedeutend städtischeren Charakter zu erhalten. Das neue Quartier auf dem Dreispitzareal ist bereits städtisch und enthält mit dem Wohnhochhaus von Herzog & de Meuron und dem Campus der Hochschule für Gestaltung der FHNW bereits zwei vielgeschossige Bauten. In der Verlängerung des Areals auf dem Spengler-Park könnte bald schon ein Turm gebaut werden, der alles im Kanton bereits Stehende überragt.

Wie die «Schweiz am Sonntag» berichtete, plant die Anlagegruppe der Grossbank CSA Real Estate Switzerland auf dem Areal einen 100 Meter hohen Wohnturm. Dieser ist bereits im Hochhauskonzept des Kantons Baselland enthalten, welches nicht zuletzt durch die Pläne der CS ausgearbeitet wurde. Darauf basierend hat die Gemeinde Münchenstein ein eigenes Hochhauskonzept. Denn im Dorf sieht der Gemeinderat noch weitere Standorte mit vertikalem Aufwertungspotenzial. Etwa die Gartenstadt oder das Van-
Baerle-Areal im Gstad, das in einigen Jahren, nach dem Wegzug der Firma, als Wohnquartier entwickelt werden soll.

Bevölkerung weiss noch nichts
Noch sind dies alles nur Pläne. Das einzige derzeit tatsächlich im Bau befindliche Hochhaus im Dorf ist der Stoll- Turm bei der Zollweiden. Das Projekt der Credit Suisse bedarf noch des üblichen raumplanerischen Verfahrens inklusive kantonaler Vorprüfung, Bevölkerungs-Mitwirkung und Quartierplanverfahren. Zu Letzterem muss auch noch die Gemeindeversammlung ihren Segen geben. Das Projekt steckt noch einem derart frühen Stadium, dass auch die Anwohner des Spengler-Parks noch nicht über die Hochhauspläne informiert wurden, wie sich auf Nachfrage bei Gemeindepräsident Giorgio Lüthi in Erfahrung bringen lässt.
Das Quartierplanverfahren wird aber demnächst schon eingeleitet. «Das Verfahren erfordert viele kleine Schritte und wird einige Zeit beanspruchen. Wenn alles gut läuft, kann mit der Realisierung ab dem Jahr 2017 gerechnet werden», sagt Andreas Roth, Leiter der CSA Real Estate Switzerland auf Anfrage.

In vielen kleinen Schritten wird man auch darum bemüht sein, während des Mitwirkungsverfahrens eventuelle Projekt-Bedenken in der Bevölkerung zu zerstreuen. Denn damit muss bei einem solchen Bau, der einen markanten Einschnitt ins Ortsbild bedeutet, gerechnet werden. Auch Lüthi rechnet mit Kritik. Die Autoren des Baselbieter Hochhauskonzepts vom Planungsbüro Metron raten denn auch, solche Projekte mit Mitwirkungsverfahren zu begleiten, die über das gesetzliche Minimum hinausgehen.

Standort ideal erschlossen
Münchenstein ist für hochtrabende Baupläne ein gutes Pflaster. Die Gemeinde ist in mehrere Subzentren zerteilt und wird von zwei Hauptverkehrsachsen von Norden nach Süden durchquert. Der Spengler-Park liegt direkt an der Tramlinie 11 und am Zubringer zur kantonalen Autobahn H18. Die Geschäftsliegenschaft habe deswegen schon sehr gut neu vermietet werden können, so Roth. «Die Liegenschaft nun mit einer Wohnnutzung zu ergänzen und weiter auszubauen, ist ein logischer Schritt», sagt er weiter.

Die CSA Real Estate Switzerland ist seit 2005 Eigentümerin des ehemaligen Hauptsitzes des Modehauses Spengler und hat die Liegenschaft seither kontinuierlich aufgefrischt und ausgebaut. Die anderen potenziellen Hochhauszonen in Münchenstein sind ebenfalls entlang den öV-Achsen situiert.

Fragezeichen hinter Mehrwertabgabe
Noch ist unklar, ob das die Credit Suisse für ihr Hochhaus der Gemeinde eine Mehrwertabgabe entrichten muss. Die Kantonsregierung hatte die vom Münchensteiner Souverän im September 2013 beschlossene Abgabe erstinstanzlich als rechtswidrig beurteilt. Die Gemeinde hat dagegen aber Rekurs eingelegt. Am 15. April wird sich nun das Kantonsgericht mit der Beschwerde auseinandersetzen. Gemäss Lüthi ist der Ausgang des Rechtsstreits für die Pläne der Grossbank aber nicht relevant. «Die Credit Suisse beurteilt die Abgabe als akzeptabel», sagt er.

Bei der Aufzonierung ihrer Parzelle müsste die CS einen Viertel des realisierten Planungsgewinnes an die Gemeinde abführen. Dieses Geld müsste aber zweckgebunden in die Erschliessung desselben Areals investiert werden. Aber auch ohne Mehrwertabgabe könnte die Gemeinde im Rahmen des Quartierplans der Investorin die Auflage erlassen, Kosten zur Bereitstellung öffentlicher Infrastruktur selbst zu tragen.

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