Wohnen statt arbeiten

Auf dem Areal der Van Baerle AG wird eine Mischnutzung aus grösstenteils Wohnungen und leisem Gewerbe entstehen. Die Planungen laufen an.

Van-Baerle-Wegzug als Chance für Münchenstein: Das Gstad soll zu einem modernen Quartier entwickelt werden.  Foto: TOB
Van-Baerle-Wegzug als Chance für Münchenstein: Das Gstad soll zu einem modernen Quartier entwickelt werden. Foto: TOB

Tobias Gfeller

Das rund 20 000 Quadratmeter grosse Areal der Van Baerle AG im Gstad wurde Ende letzten Jahres an die Zürcher Rietpark Immobilien AG verkauft. Dies gaben vergangene Woche sowohl Van-Baerle-Firmeninhaber und CEO Daniel Schenk sowie die Halter AG aus Zürich bekannt, die für die Investorin das frei werdende Industrieareal entwickelt. Die Van Baerle AG zog 1898 auf das Werkareal in Münchenstein. Nebst den Produktionsanlagen der Bereiche Silikate und Hygiene befinden sich hier auch die Labors für Entwicklung, Anwendungstechnik und Qualitätssicherung sowie Lager und Administration.

Mehr Einwohner senkt Steuerfuss
Der Wegzug eines der letzten traditionellen Industrieunternehmen ist aufgrund der wegfallenden Arbeitsplätze zwar schade, bietet aber im Hinblick auf Steuereinnahmen und Siedlungsentwicklung für die Gemeinde Münchenstein grosse Chancen. Das sieht auch Gemeindepräsident Giorgio Lüthi (CVP) so. «Das Gebiet im Gstad kann so entwickelt und aufgewertet werden. Für die Gemeinde ist das positiv.»

Zum Erstaunen der Münchensteiner Behörden nannte der Kanton Baselland einst die Zahl 17 500 als ideale Einwohnerzahl für die Basler Agglomerationsgemeinde. Aktuell sind es rund 12 000. Zu wenig für die bestehende, qualitativ gut ausgebaute Infrastruktur. «Wir sehen in unserem Entwicklungsplan bis 2030 die Einwohnerzahl 15 000 als ideale Grösse für Münchenstein», betont Lüthi. Aufgrund der heute noch zu tiefen Bevölkerungszahl seien auch die Steuern entsprechend hoch. Die von der Investorin geplante Wohnbausiedlung ist damit ein Schritt zu mehr Einwohnern und somit vielleicht zu tieferen Steuern. In welchem Ausmass dies passieren wird, hänge von den Plänen der Investorin zusammen, sagt Lüthi.

Wohnungen im mittleren Segment
Wie das Areal künftig entwickelt wird, sei Bestandteil von Studien, bestätigt Markus Mettler, CEO der Halter AG, die in der ganzen Deutschschweiz solche Arealentwicklungen vorantreibt. «Wir streben ein neues, modernes Quartier für Münchenstein an.» Dies solle eine Zentrumsfunktion erhalten. Kleinere Gewerbebetriebe und Läden sollen für ein belebtes Quartier sorgen. «Wir möchten das bestehende Wohnquartier im Gstad ergänzen. Die Nähe zum Bahnhof und zum 10er-Tram ist dafür ideal.» Es soll noch mehr Leben und Identität hineinkommen und eine Aufwertung im Gebiet stattfinden.

Welche Art Wohnungen entstehen soll, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. «Der Umstand, dass es Neubauten werden, bringt die Wohnungen sicherlich ins mittlere Segment.» Wohnungen im Luxussegment seien aufgrund der Lage nicht möglich. Das Quartier geniesst bis heute als Wohnquartier nicht den allerbesten Ruf. Während der dreijährigen Entwicklung wolle man für grosse Transparenz sorgen und offen auf die Nachbarschaft zugehen. Mettler lobt ausdrücklich die Zusammenarbeit mit der Gemeinde.

Volk entscheidet über Quartierplan
Gemeindepräsident Giorgio Lüthi freut sich über den Beitrag zur Entspannung der Wohnungssituation in Münchenstein. «Man findet heute fast keine freien Wohnungen mehr», gibt er zu bedenken. Die nun angestossenen Entwicklungen werden in enger Zusammenarbeit mit dem neuen Zonenplan vorangehen, der aktuell der Baselbieter Regierung zur Kontrolle vorliegt. Zur definitiven Entwicklung des Areals ist ein Quartierplan nötig, dem die Gemeindeversammlung und womöglich das Stimmvolk an der Urne zustimmen müssen. Ob am Ende zwei Hochhäuser oder mehrere dreistöckige Bauten wie an der benachbarten Blauenstrasse zu stehen kommen, ist noch völlig offen.

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