Kunst weiter auf Expansionskurs

Vernissagen, Performances, Konzerte und mehr standen im Zentrum der dreitägigen Neueröffnung des Hauses für elektronische Künste (H3K) und der Studios von Atelier Mondial.

Fensterplatz zum Freilagerplatz: Im Zentrum das neue Haus der elektronischen Künste (H3K) mit den Ateliers von Atelier Mondial im Obergeschoss. Hinten der fertiggestellte Turm von Herzog & de Meuron. Daneben der sich im Umbau befindliche Chillespitz
Fensterplatz zum Freilagerplatz: Im Zentrum das neue Haus der elektronischen Künste (H3K) mit den Ateliers von Atelier Mondial im Obergeschoss. Hinten der fertiggestellte Turm von Herzog & de Meuron. Daneben der sich im Umbau befindliche Chillespitz von Rolf Stalder Architekt. Links das entstehende Transitlager. Fotografiert aus dem Hochhaus der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK). Edmondo Savoldelli

Edmondo Savoldelli

Dass auf dem ehemaligen Gelände des Münchensteiner Zollfreilagers auf dem Dreispitzareal grosse Veränderungen vollzogen wurden und weiter anstehen, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Ein weiteres Kapitel dieser erstaunlichen Geschichte der Verwandlung eines Wirtschaftsraumes in einen Campus der Künste wurde am letzten Wochenende geschrieben: Neu eröffnet wurden das im Jahre 2011 gegründete Haus für elektronische Künste und die sieben Wohnateliers von Atelier Mondial – die neue Bezeichnung für die internationalen Austauschateliers (iaab), welche sich bis jetzt im St. Albantal, in Arlesheim und in Riehen befanden. Überdies öffnete die Hochschule für Gestaltung und Kunst/FNHW ihre Türen für das Publikum.

Aus HeK wurde H3K
2011 wurde das Haus für elektronische Künste an der Oslostrasse 10 eingeweiht und kam durch die erfolgreiche Arbeit seiner Direktorin Sabine Himmelsbach und ihres Teams schon bald an seine räumlichen und infrastrukturellen Grenzen. Nur eine Hausnummer weiter südlich hat man nun durch Umbau eine neue Hülle geschaffen, welche den Anforderungen des Hauses entspricht.

Für Ausstellungen stehen ca. 550 m2 zur Verfügung, ca. 60 m2 für Workshops und Vermittlungsarbeit. Ein grosser Vorplatz, ein öffentliches Café und vor allem ein multifunktionaler Veranstaltungsraum im Erdgeschoss bieten nun Gelegenheit für Konzerte, Tagungen und Performances. Aus dem Umzug des HeK von der nachbarlichen Oslostrasse 10 an den Freilagerplatz 9 resultierte aber nicht nur eine neue – auch auf Google-Maps neu geschaffene – Adresse. Mit dem neuen, etwas sperrigen Kürzel H3K für HeK signalisiert man auch die grundsätzliche Verbundenheit mit der Bildschirm- und Tastaturgeneration, bei welcher die 3 als umgekehrtes oder codiertes E gilt.

Auf dem Flachdach haben die beiden Künstler Achim Mohne und Uta Kopp mit dem überdimensionierten Schriftzug «Bild ? Kunst» eine weitere Station ihres nun über 20 Werke umfassenden Projekts «Remote Words» realisiert. Die über die ganze Welt verteilten, objektbezogenen Statements werden mit der Zeit auf Google-Maps oder ähnlichen Kartenwerken dokumentiert und womöglich weit über deren Laufzeit festgehalten.

Die erste Ausstellung im neuen H3K ist der Arbeit des Japaners Ryoji Ikeda gewidmet. Ikeda gehört zu den führenden Komponisten und Künstlern im Bereich der elektronischen Musik und der Auseinandersetzung mit digitalen Technologien. In seinem Hauptwerk «Datamatics», einer audiovisuellen Installation, verarbeitet der in Paris lebende Ikeda die Datenströme real existierender Wissenschaft – etwa der Astrophysik oder der Genetik – zu Klängen und Bildern von grosser Abstraktheit, Monumentalität und starker Suggestivität. Gerade in dieser Arbeit kommt der ungeteilte neue Ausstellungsraum in seiner Grösse voll zur Geltung.

Kunsthalle Baselland auf dem Dreispitz?
In der Zeit des Umbaus für das H3K hat sich an der ehemaligen Adresse des HeK, der Oslostrasse 10, ein Satellit des Kunsthauses Baselland niedergelassen. Während verschiedene Architekturbüros an einer Machbarkeitsstudie arbeiten, welche klären werden, ob das Kunsthaus sich neu in der Dreispitzhalle etablieren und damit den Kunstfaktor auf dem Dreispitz weiter erhöhen soll, probt dessen Leiterin Ines Goldbach während der drei Wochen Ausstellungszeit der «Regionale 15» mit dem Künstler Sylvain Baumann und den Künstlerinnen Gina Folly und Hannah Weiberger den Ernstfall. Wie fühlt es sich an auf dem Gelände? Wie wirkt die Nachbarschaft von Hochschule, Ateliers und HeK? «Ich fühle mich auf alle Fälle schon sehr gut hier», meint Goldbach lachend. Am 11. Dezember wird sich die Direktorin um 18 Uhr zum öffentlichen Gespräch über Nachbarschaften auf dem Campus treffen mit Sabine Himmelsbach und Chus Martínez, der Leiterin des Instituts Kunst an der Kunsthochschule.

Eine neue Buchreihe der CMS
Die ganze Transformation des 5,8 Hektaren grossen Freilagers wird von der Christoph Merian Stiftung mit einer Buchreihe begleitet. Die neuste Ausgabe heisst «Pionierbauten im Dreispitz – Vom Gewerbeareal zum Stadtquartier». Auf 190 Seiten wird die Geschichte des Areals aufgerollt und die bis zum heutigen Tag realisierten Projekte des Freilagers vorgestellt.

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