«Das Publikum soll Künstler entdecken»

Die Münchensteiner Bluesnight versucht mit musikalischen Entdeckungen die Neugier der Besucher zu wecken. Für die Veranstalter ist dieses Unterfangen nicht ohne Risiko.

Charismatisches Urgestein: Mighty Mo Rodgers aus Chicago spielt am Samstag an der Münchensteiner Bluesnight.  Foto: ZVG
Charismatisches Urgestein: Mighty Mo Rodgers aus Chicago spielt am Samstag an der Münchensteiner Bluesnight. Foto: ZVG

Die Münchensteiner Bluesnight hat keine Angst vor dem Experiment. Die siebte Ausgabe des Festivals, das von heute Donnerstag, 9., bis Samstag, 11. Oktober 2014, auf dem Münchensteiner Walzwerkareal im stimmungsvollen Depot der Fahrbar stattfindet, zelebriert die Innovationskraft des Blues. Und für das Publikum wird das auch eine kleine Entdeckungsreise. Das dreiköpfige Team der Münchensteiner Bluesnight hat wieder die Fühler ausgestreckt und drei spannende Künstler für das kleine Festival gewinnen können.
Der junge, talentierte Däne Mike Andersen ist in Skandinavien bereits zum Shooting-Star avanciert und spricht ein breites Publikum an. Im deutschsprachigen Raum gilt er noch als Geheimtipp. Der 37-jährige Sänger und Gitarrist demonstriert, wie B. B. King oder Ray Charles heute klingen würden (Konzertbeginn 20.30 Uhr). Die eingängigen Songs sind auch bei den beiden Bluesnight-Tätschmeistern Brigitte Strahm und Stefan Jegge so richtig hängen geblieben. «Wir hören ihn fast jeden Tag im Auto», sagt Strahm. Dass Andersen den Eröffnungsabend bestreitet, passt: Mit seinem etwas kommerzielleren Sound ist er die passende Einstiegsdroge für angehende Blueser.
Etwas anspruchsvoller ist dagegen der deutsche Slide-Virtuose Richard Bargel; er hat keine Angst vor stilistischen Seiltänzen und zählt zu den innovativsten Vertretern seiner Zunft. Sein Mut wurde auch schon zwei Mal mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik belohnt. Mit seinem Engagement für den Freitagabend ist Brigitte Strahm ein Coup gelungen. «In dieser Formation ist Bargel noch nie in der Schweiz aufgetreten.»
Aus den Tiefen des Mississippi, in denen sich Bargel wohlfühlt, entführt uns am Samstagabend Mighty Mo Rodgers in den Norden, nach Chicago. Funky Rhythmen, eine soulige Stimme und viel Spontaneität zeichnen Rodgers Performances aus. Das charismatische Urgestein mit Motown-Vergangenheit weiss, wie man das Publikum von den Sitzen reisst. Seit einigen Jahren schon gewinnt Soul-Blues ungeheuer an Popularität in Europa. Diese Welle ist nun auch in der Schweiz angekommen. Dieses Konzert ist – wenig überraschend – bereits ausverkauft.


Auf steter Gratwanderung

Was das Veranstaltertrio der Münchensteiner Bluesnight in den letzten sechs Jahren, so aus dem Nichts und ohne einschlägige Erfahrung, auf die Beine gestellt hat, ist bemerkenswert. «Wir werden mittlerweile von Künstleragenturen angefragt», erzählt Strahm. Mit Konzerten von John Lee Hooker Jr., Layla Zoe oder dem erfolgreichsten Schweizer Blueser Philipp Fankhauser hat sich das Festival einen soliden Ruf erspielt. Das macht auch vieles möglich, aber nicht alles. «Ana Popovic wäre fast gekommen», erzählt Stefan Jegge. Wie auch andere Künstler immer nur fast kommen. Mal passt es mit dem Termin nicht oder dann wird man sich finanziell nicht einig. «Am Ende bleiben dann zwei, drei Bands, die ins Konzept passen und bezahlbar sind», so Strahm. Dabei entdeckt man so manche Perle. Unbekanntere Namen, die aber musikalisch zu überzeugen wissen. «Die Leute sollen bei uns Künstler entdecken», sagt sie. Und einige hält man sich warm für die Zukunft. Zum Beispiel die Gitarrenvirtuosin Popovic. Für die Veranstalter ist das kein risikofreier Weg, aber einer, der in den letzten sechs Jahren stets aufgegangen ist.

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