Seniorenfahrdienst kann sich vor Aufträgen kaum retten

Vor einem Jahr lancierte Willy Toggenburger in Münchenstein einen Seniorenfahrdienst mit zurückhaltenden Erwartungen. Jetzt kann er die Nachfrage kaum abdecken.

Voller Erfolg: Willy Toggenburger auf einer seiner Seniorenfahrten.  Foto: Lukas Hausendorf
Voller Erfolg: Willy Toggenburger auf einer seiner Seniorenfahrten. Foto: Lukas Hausendorf

Lukas Hausendorf

Bereits an der Gemeindeversammlung im Juni deutete ein Stoss Flyer darauf hin, dass der Fahrdienst für Senioren Münchenstein (FSM) sich nicht über fehlende Nachfrage beklagen kann. Mit den Flugblättern suchte Gründer Willy Toggenburger nach freiwilligen Chauffeuren. Leider ohne Erfolg, obwohl an einer Gemeindeversammlung die Zielgruppe der über 60-Jährigen gut vertreten war. «Die Werbeaktion blieb leider ohne Wirkung», sagt er einige Wochen später. Zurzeit kann er auf 20 Fahrer zurückgreifen, die Betagte zu Botengängen, Arztterminen oder Familienbesuchen chauffieren.

Im ersten Halbjahr 2014 wurde der FSM insgesamt 383 Mal aufgeboten, wobei die Fahrer in 265 Stunden 3320 Kilometer zurücklegten. Mit 171 Fahrten sind soziale Aktivitäten an erster Stelle, vor medizinischen Terminen (160) und Fahrten für Heime (52). Etwa zwei Drittel der Kundschaft stammt aus den Alterswohnungen und -heimen Loog, Hofmatt und Lärchen. «Dass es so viele sind, ist für mich überrasched», sagt Toggenburger. Er habe anfangs Fahrdienste anderer Gemeinden für Vergleichswerte herangezogen und darum mit einer zurückhaltenderen Nachfrage gerechnet.

Die Helfer laufen am Limit
Die Fahrdienste werden zurzeit von drei Vermittlerinnen koordiniert, die sich im Monatszyklus ablösen. «Das ist eine ziemliche Belastung», sagt Toggenburger, der sich auch für den Telefondienst Verstärkung wünscht. Aber auch das Chauffeurteam braucht dringend Verstärkung. «Fünf bis sechs zusätzliche Fahrer wären ideal.» Bis jetzt habe man zwar alle Wünsche erfüllen können, aber Toggenburger muss mit einer wachsenden Nachfrage rechnen, wenn sich das Angebot weiter herumspricht, wovon auszugehen ist. Nicht zuletzt die demografische Entwicklung spricht dafür. Damit wird in absehbarer Zeit die Nachfrage das Angebot übersteigen. Ausser er kann mehr Freiwillige rekrutieren. Denn die Mitarbeit im FSM ist ehrenamtlich. «Benzin und Fahrzeugkosten sollen aber über die bescheidenen Tarife gedeckt sein.

Keine Konkurrenz für Taxi
Toggenburger betont immer wieder, dass der Seniorenfahrdienst kein Taxiservice ist. Angesichts der günstigen Fahrtkosten könnte man auf die Idee kommen, dass hier das Geschäft von Taxiunternehmern untergraben wird. Das ist mitnichten so. Der entscheidende Unterschied ist, dass der FSM nicht auf Abruf bereitsteht. «Die Fahrer sind ja nicht alle gleichzeitig verfügbar, die haben noch andere Verpflichtungen und machen das in ihrer Freizeit», so Toggenburger. Gewisse hätten zwar fixe Dienste und es komme auch zu bilateralen Vereinbarungen mit Fahrgästen. Etwa, wenn regelmässige Fahrten anstehen. «So können auch Freundschaften entstehen», sagt er. Aber sonst gilt, dass Fahrten 48 Stunden im Voraus vereinbart werden müssen. «Wir können keine Notfälle abdecken», betont Toggenburger. Dafür gibt es Taxis.

Viel Goodwill von der Gemeinde
Der Verein konnte seit der Gründung vor rund einem Jahr stets auf viel Unterstützung der Gemeinde zählen. Es fliessen zwar keine Mittel, aber der Sozialdienst stellt Arbeitskraft zur Verfügung, wenn ein grosser Versand gedruckt werden muss. Gemeinderätin Heidi Frei (FDP) figuriert zudem unter den Gründungsmitgliedern. www.fahrdienst-muenchenstein.ch

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