Froschkönig, Kermit, Quaxi und Co.

Das wahnwitzige Kabinett von Elfi Hiss und Rolf Rindlisbacher ist einen Besuch wert und dokumentiert die Vielfalt menschlicher Kreativität.

Frösche, soweit das Auge reicht: Elfi Hiss und Rolf Rindlisbacher in ihrem einmaligen Froschmuseum.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Frösche, soweit das Auge reicht: Elfi Hiss und Rolf Rindlisbacher in ihrem einmaligen Froschmuseum. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Eigentlich ist das Froschmuseum gar kein Museum, vielmehr ein Kabinett von über 15 000 Froschfiguren in allen Farben und Formen. Ein Museum fokussiert den Blick auf wenige Objekte, das Froschmuseum erschlägt den Besucher beinahe mit seiner Fülle an Froschvarianten. Kitsch? Rolf Rindlisbacher streitet das gar nicht ab. Aber gerade diese nicht-wertende Sammlertätigkeit macht das Kabinett so sympathisch. Vor zwanzig Jahren, im September 1981, liess sich das Ehepaar Rindlisbacher-Hiss vom Kosenamen «Fröschli» inspirieren und kaufte einen Zinnfrosch in Freiburg i. Br. Dabei blieb es nicht. Bald waren die Flächen der Wohnwand mit Froschobjekten vollgestellt und die beiden Froschfreunde zu veritablen Sammlern geworden. Von ihrer USA-Reise brachten sie Hunderte von Fröschen mit nach Münchenstein und begannen sich systematisch mit anderen Sammlern zu vernetzen.

Durchhaltevermögen

Das Interesse der Sammler liegt nicht auf wissenschaftlichem Gebiet, obwohl biologisch gesehen die Froschlurche (Anura) ein weites Feld böten. Vielmehr hatte es den beiden die Darstellung des Frosches im Alltag angetan. «Der Frosch ist ein fröhliches, lustiges Tier», sagt Rindlisbacher. Ein Sympathieträger eben. Wer das Froschmuseum besucht, kann dem nur beipflichten. Bekannt sind Kermit, der Frosch aus der Muppet-Show, der seit 1956 durch das Fernsehen geistert. Aber auch der Froschkönig, der japanische Kero-Kero und Quaxi, der 2008 zum «Frosch des Jahres» gekürte Laubfrosch, sind ein Begriff. Der erste Schritt an die Öffentlichkeit war mit einer Gemeinschaftsausstellung in der «Alte Gmeini» im September 1988 gemacht. Kurze Zeit gastierte das Froschmuseum im Kleinbasel, bis Platzmangel die Sammler zwang, umzuziehen.

 In der Handwerk-Stadt in Münchenstein öffnete das neue Froschmuseum im April 1992 seine Pforten und konnte bis heute über 27 000 Besucherinnen und Besucher empfangen. Das Guinness Buch der Rekorde widmete 1993 dem Museum einen Eintrag. Bereits 2006 konnten die angefressenen Froschsammler «25 Jahre Sammlertätigkeit» feiern. 2009 und 2010 gab es grosse Wasserschäden. Aber auch diese Widrigkeiten taten der Begeisterung der beiden Museumsbetreiber keinen Abbruch.

Eine Hinweistafel ist überfällig

Was lässt sich hier nicht alles entdecken! Frösche aus unterschiedlichsten Materialien, Froschbücher, alte Stiche, Gebrauchsgegenstände in Froschform und einen speziellen Erotic Corner. Das Froschmuseum in Estavayer-le-Lac, das nur aus zwei Vitrinen besteht, muss da vor Neid erblassen! Das Froschmuseum Münchenstein organisiert auch Apéros für spezielle Anlässe. Umso mehr fragt man sich, warum die Gemeinde noch kein Hinweisschild zum Froschmuseum aufgestellt hat. Kermit würde der Gemeinde zuquaken: Sei kein Frosch und setz hier ein Zeichen der Solidarität mit zwei liebenswerten Kulturschaffenden!
Froschmuseum Münchenstein, Grabenackerstrasse 8. Öffnungszeiten: jeweils 1. Sonntag im Monat, von 14 bis 17 Uhr. 1. April: 20-Jahr-Jubiläum. Freier Eintritt, freiwilliger Austritt. Tel. 061 411 77 41. www.froggi.ch.

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