Zurück auf Feld 1: Kehrtwende in Sachen Umbau Gemeindeverwaltung

Der Gemeinderat sucht nun nach einem anderen Standort für ein Verwaltungsgebäude und nach einer neuen Nutzung für das Gemeindehaus.

Möglicher Standort: Ein Neubau für die Dornacher Gemeindeverwaltung gegenüber der BP-Tankstelle wurde geprüft.  Foto: Fabia Maieroni
Möglicher Standort: Ein Neubau für die Dornacher Gemeindeverwaltung gegenüber der BP-Tankstelle wurde geprüft. Foto: Fabia Maieroni

Das Projekt «Umbau Gemeindehaus» kostete Dornach bisher viel Geld und Zeit. Wegen des geplanten Umbaus zügelte im April dieses Jahres die gesamte Dornacher Gemeindeverwaltung in ein Provisorium in der ehemaligen Metalli und mietete hierfür Räumlichkeiten an. Seither ist es im Gemeindehaus in Oberdornach still. Der Gemeinderat hat im Sommer einen Baustopp verhängt. Jetzt wirft er gar die gesamte Planung über den Haufen. Er prüft andere Standorte für ein Verwaltungsgebäude und sucht nach neuen Nutzungsmöglichkeiten für das leerstehende Gemeindehaus. Der frühere Gemeindeversammlungsentscheid mit Bewilligungskredit für eine moderne Verwaltung im Gemeindehaus soll durch ein anderes Projekt ersetzt werden, geht aus einem Papier des Gemeindepräsidenten Christian Schlatter an die Gemeinderäte hervor. Der Gemeinderat hatte an seiner Sitzung vom 27. August unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Verwaltung den Auftrag gegeben, drei mögliche Varianten für den Standort von Verwaltung und Sozialregion Dorneck zu überprüfen. «Die Verwaltung hat sich diesem Auftrag angenommen und mit Urs Giger, Architekt aus Basel, die Situation vor der Gemeinderatsdebatte vom letzten Montag gemeinsam mit der Ortsplanungskommission intensiv diskutiert», ist dem Papier zu entnehmen. «In diese Diskussion sind neben der Standortfrage der Verwaltung weitere raumrelevante Fragestellungen eingeflossen», meinte Schlatter.

Umbau zu schwierig und zu teuer

Urs Giger war am Montag an der öffentlichen Gemeinderatssitzung als Gastreferent anwesend und teilte mit, dass das Gemeindehaus «gar nicht geeignet ist für eine moderne Gemeindeverwaltung». Das Gebäude sei ursprünglich als Schulhaus konzipiert worden. Entsprechend schwierig respektive überteuert sei eine zeitgemässe Umgestaltung. Wie von ihm verlangt, habe er abgeklärt, ob die Verwaltung in einem Neubau auf einer Gemeindeparzelle gegenüber der BP-Tankstelle untergebracht werden könnte. Dies könne Giger grundsätzlich bejahen – wie auch die Option einer Einstellhalle mit 60 Parkplätzen. Eine Detailplanung mit Kostenschätzung gebe es noch nicht.

Auf Nachfrage von SVP-Gemeinderätin Marisol Fürst bezifferte Schlatter die Ausgaben für die bisherigen Umbaupläne im Gemeindehaus mit einer Viertelmillion Franken. Schlatter schlug seinen Ratskollegen am Montagabend vor, «den Fächer der Möglichkeiten für die Frage des Standorts für die Verwaltung nochmals gänzlich zu öffnen». Er untermauerte dies mit Empfehlungen der Ortsplanungskommission. Deren Präsident Roland Müller war am Montag ebenfalls anwesend und legte dem Gemeinderat eine Gesamtschau nahe, «weil die Standortfragen der Gemeindeinfrastruktur in der laufenden Ortsplanungsrevision eine zentrale Rolle spielen und Umzonungen möglich sind». In diesem Sinn könnten auch die Standorte für den Werkhof, die Feuerwehr und die Sammelstelle Ramstel neu bestimmt und aufeinander abgestimmt werden.

Diskussion öffentlich führen

Gemeinderat Daniel Urech (FWD) sagte, das Vorgehen bereite ihm Mühe. «So geht es nicht.» Getroffene Abklärungen für die Gemeindeinfrastruktur seien dem Gemeinderat in schriftlicher Form auszuhändigen. Einig war sich der Rat, dass die Diskussion zum Standort der Gemeindeverwaltung wie auch zur Nutzung des Gemeindehauses für die Bevölkerung zu öffnen sei. Ein Mitwirkungsverfahren soll lanciert werden. Vielleicht gibt es auch eine Ideenbörse am Weihnachtsmarkt. «Gute Lösungen und kreative Ideen sind gefragt», hiess es an der Ratssitzung. Dazu verstärkte der Rat die «Projektgruppe Umbau» mit Barbara Vögtli (SP) und Daniel Müller (FDP) für den Gemeinderat und Urs Kilcher und Daniel Grossenbacher für die Bau-, Werk- und Planungskommission (BWPK).

 

Nachgefragt: Gemeindepräsident
Christian Schlatter nimmt Stellung

Wochenblatt: Warum sucht der Gemeinderat für das Gemeindehaus eine neue Nutzung, wenn dieses gemäss Gemeindeversammlungsbeschluss für die Gemeindeverwaltung umgebaut werden soll?

Christian Schlatter: Der Beschluss der Gemeindeversammlung bezieht sich auf ein konkretes Umbauprojekt. Dieses sah vor, dass alle Bereiche der Verwaltung nach Umbau wieder in den Bau an der Hauptstrasse 33 zurückkehren würden. Zwischenzeitlich ist uns mitgeteilt worden, dass die Platzengpässe nicht überzeugend verbessert werden können, respektive massivste bauliche Massnahmen umgesetzt werden müssten, die das Gebäude an den Rand des Zumutbaren bringen würden. Der Umbaukredit hätte bei Weitem nicht gereicht.

Wann und weshalb hat der Gemeinderat beschlossen, einen neuen Standort für die Verwaltung zu suchen?

CS: Drei Gründe haben den Gemeinderat dazu bewogen, über einen andern Standort mindestens von Teilen der Verwaltung zu diskutieren: Aufgrund des notwendigen Platzes für alle Mitarbeitenden und den gesetzlichen Erfordernissen an den Bau (behindertengerecht, feuerpolizeilich sicher, Grösse der Arbeitsplätze) ist die weitere Nutzung des Baus für die ganze Verwaltung auf Dauer nicht möglich. Im Legislaturprogramm 2017–2021 des Gemeinderates ist im Frühling 2018 beschlossen worden, die Sozialregion auszulagern. Die behördenverbindlichen Leitsätze des an der Juni Gemeindeversammlung verabschiedeten räumlichen Leitbildes fordern eine Belebung des Ortskerns Oberdornach und eine Bestimmung der Nutzung im Schlüsselraum Bruggweg Süd.

Wer oder was ist dafür verantwortlich, dass man erst nach jahrelanger Planung und hohen Ausgaben zum Schluss kommt: Das Gemeindehaus «eignet sich nicht für eine moderne Gemeindeverwaltung»?

CS: Die Planungen des Umbaus haben im Sommer 2016 damit begonnen, die Ansprüche an Büroarbeitsplätze (Grösse, Ausstattung, etc.), Sicherheit, Datenschutz und Verwaltungsabläufe zu beschreiben, den Beschrieb in ein Bauprogramm umzusetzen, die technischen Berichte erstellen zu lassen (Statik/Erdbeben, SGV, EDV/Elektrisch und Telefonie, Heizung/Lüftung/Sanitär und Sicherheit aufgrund Bedrohungssituation), eine Ausschreibung eines Architekturbüros vorzunehmen, die ganzen Arbeiten zu vergeben und den Umzug ins heutige Provisorium vorzubereiten und durchzuführen. Der dafür beauftragte Planer hat uns während des ganzen Planungsprozesses versichert, dass unsere Vorstellungen mit dem Kredit von zwei Millionen Franken umgesetzt werden können. Wir mussten diesen Aussagen Glauben schenken und haben nicht realisiert, dass es mit dem Gehalt der fachmännischen Aussagen von Seiten Planer wie auch Architekten nicht weither war. Urs Giger ist ein äusserst erfahrener Architekt, den wir erst im September 2018 hinzuziehen konnten.

In welcher Form wird man die Bevölkerung darüber informieren, dass die Planung für den Umbau des Gemeindehauses eine Fehlinvestition ist?

CS: Die Information an die Bevölkerung läuft über verschiedene Kanäle. Die Gemeindeversammlung am 28. November ist der Ort, an dem wir offiziell und life über den Stand des Projekts informieren werden. Zudem werden wir auf der Homepage der Gemeinde eine Rubrik «Umbauvorhaben Gemeindeverwaltung» aufschalten und über laufende Entwicklungen berichten. (Interview: Bea Asper)

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