Böllerschüsse in der Frühe

Die alljährliche Gedenk-feier zur Schlacht von Dornach hat sich verändert, geblieben sind bis heute die frühmorgendlichen Schüsse aus der Kanone.

Explosives Schwarzpulver: Nach jedem Schiessvorgang wird das Rohr mit einem Druckluftgerät gereinigt.  Foto: Bea Asper
Explosives Schwarzpulver: Nach jedem Schiessvorgang wird das Rohr mit einem Druckluftgerät gereinigt. Foto: Bea Asper

Am vergangenen Sonntagmorgen um sieben Uhr erinnerten Böllerschüsse aus einer uralten Kanone die Bevölkerung von Dornach und der Umgebung daran, was sich vor 519 Jahren im sogenannten Schwabenkrieg hier abgespielt hatte und die Geschichte der Eidgenossenschaft geprägt hat bis heute. Die lauten Erinnerungsstücke sind heute allerdings an die Moderne angepasst worden und es gibt keinen Umzug mehr durchs Dorf. Früher waren noch 22 Schüsse abgefeuert worden, «seit einigen Jahren sind es nur noch elf», erklären Christian Holzherr, Christian Richli, Marc Krauter und Manuel Cordoni. In ihrer langjährigen und ehrenamtlichen Tätigkeit als Kanoniers – ausgestattet mit einem offiziellen Auftrag des Gemeinderats – mussten sie schon einige Beschimpfungen über sich ergehen lassen. «Erfahrungsgemäss kommt nach dem dritten Böller der eine oder andere erboste Einwohner im Auto angerast und bringt seinen Ärger über die angebliche Ruhestörung zum Ausdruck.»

Diesmal war es anders. Schaulustige kamen die Strasse zur Ruine Dorneck hochspaziert und genossen sichtlich das Spektakel, zückten das Handy und verschickten später Videos vom Ausflug in die Dornacher Geschichte rund um den Globus. Früher folgten dem Kanonendonner noch andere Schüsse, wurde doch am geschichtsträchtigen Sonntag auch ein Schützenanlass durchgeführt, der vor drei Jahren aber beerdigt worden ist. Die Wiesen beim Schlosshof sollen gemäss neuer Umweltgesetzgebung vor weiterer Bleibelastung bewahrt werden.


Historisches Geschütz
«Elf ist die Solothurner Zahl, 22 Schüsse symbolisierten die Vertretung der Eidgenössischen Bünde, dank deren Hilfe das Schloss Dorneck vor der Besetzung durch die Schwaben bewahrt worden war», erklärt Holzherr. Die Kanone, mit welcher er am Fuss der Ruine die Böllerschüsse abfeuerte, stammt aus Solothurn. Das Geschütz aus dem Jahre 1777 befindet sich heute im Besitz der Gemeinde und steht im Werkhof. Einst wurde es wohl mit Pferden verschoben, heute lässt sich die Deichsel in die Anhängerkupplung des Gemeindefahrzeugs einklinken. Dank der Restaurierung vor zehn Jahren ist die Kanone wieder in bestem Zustand und erfüllt die Sicherheitsstandards des 21. Jahrhunderts.

Die Schützenmeister sind mit dem Abschluss eines eidgenössischen Kurses zum Abfeuern des Schwarzpulvers befähigt. Die Kanoniers legen grossen Wert auf die Sicherheitsvorkehrungen. Sie tragen Ohrenschutz und Handschuhe. Weil Schwarzpulver hochexplosiv ist, wird das Rohr nach jedem Schiessvorgang mit einem Druckluftgerät sorgfältig gereinigt. Dann stecken die Kanoniers wieder eine Tüte Schwarzpulver in das Zehntausende Franken teure Rohr und fädeln im vorderen Teil der Kanone eine Zündschnur in die kleine Öffnung. Nach dem Entzünden bringen sie sich in Deckung. In der Schlacht bei Dornach war mit dem Druck der Sprengung die Kugel in das feindliche Lager abgefeuert worden, am Sonntag flogen lediglich ein paar Papierfetzen durch die Luft – als Gegendruckmassnahme. Geblieben ist jedoch das ohrenbetäubende Geräusch, das einem die Geschehnisse von damals lebhaft vor Augen führt.
Den historischen Berichten nach war es in der Schlacht von Dornach sehr blutig zu- und hergegangen. Daran erinnert das Mahnmal (mit Schädeln im Glaskasten) beim Kloster sowie die Gedenkanlässe.

Am späteren Gedenkgottesdienst in der Klosterkirche waren die Bänke bis auf den letzten Platz besetzt und die Kranzniederlegung durch Militärangehörige zog viele Besucher an. Regierungsrat Remo Ankli und Ehrenkleidträger Hans Roth bezeugten mit ihrer Anwesenheit die Verbundenheit Solothurns. Diese kommt vor allem auch mit einer zahlreichen Vertretung der Studentenverbindung Dornachia Solodorensis zum Ausdruck. Mit erhobenen Fahnen gedenken sie zusammen mit den Mitgliedern der Dornacher Magdalenen-Zunft den gefallenen Kämpfern – und zwar bereits am Abend zuvor mit einem festlichen Anlass beim Heimatmuseum und später beim Schloss Dorneck.

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