Umweltfreundliche Stromproduktion aus Gülle

Alle reden vom Rückbau von herkömmlichen Kraftwerken. «Wer sorgt für Ersatz?», fragt sich Seppi Vögtli und stellt sich vor, es könnten Bauernfamilien sein.

Die beiden Bauern der Betriebsgemeinschaft Langackerhof: Thomas Vögtli (r.) und Seppi Vögtli mit Kuh Lindsey.  Foto: Benildis Bentolila.
Die beiden Bauern der Betriebsgemeinschaft Langackerhof: Thomas Vögtli (r.) und Seppi Vögtli mit Kuh Lindsey. Foto: Benildis Bentolila.

Benildis Bentolila

Manchmal fragen mich Leute, welche die 148 Kühe und zwei Stiere im Stall sehen, ob die Anzahl Tiere nicht zu hoch sei für einen einzelnen Betrieb», schmunzelt Seppi Vögtli, Landwirt und Energieproduzent vom Langackerhof in Hochwald. Diese Tierhaltung zeige doch Richtung Riesenbetriebe in Holland oder gar den USA, werde befürchtet. Er gibt Entwarnung: «Ich kenne jedes Tier mit Namen; jedes verfügt über rund zwölf Quadratmeter Raum, was ihm das Label BTS, ‹Besonders tierfreundliche Stallhaltung›, einbrachte.» Zudem sei der Stall konzipiert für 160 Tiere; es gebe also noch Luft nach oben.

Seppi Vögtli mag Milchkühe, die viele Jahre auf dem Hof bleiben. Eigentlich hält er sich den ganzen Tag im Stall auf. Er sagt, auch wenn drei Melkroboter installiert seien, gelte es, die Herde stets zu beobachten. So könne er bei Unwohlsein einer Kuh rasch reagieren. Auch als aussenstehende Person spürt man die Zutraulichkeit der Tiere. Die Atmosphäre im Stall ist ruhig und friedlich. Die Stiere Puma und Jaguar sind nicht nur zur «Dekoration», sondern bei einem Grossteil der Tiere zuständig für den Natursprung.

Den Nachbarn im Dorf dankbar
Der Langackerhof ist eine Betriebsgemeinschaft zwischen Seppi Vögtli und Thomas Vögtli, der bis vor zwei Jahren mitten im Dorf bauerte. Es war keine Hofnachfolgerin in Sicht, da seine drei Töchter andere Berufsrichtungen einschlugen. So sah er vor, weiterzumachen bis zur Pensionierung, auch deshalb, weil die Nachbarn geduldig und nachsichtig waren. «Ich bin ihnen dankbar, dass sie sich nie wegen Lärm oder Gestank, die auf einem Bauernhof entstehen, reklamierten», sagt er.

Es war ihm selbst unangenehm, wenn der Traktor beim Heuabladen lange auf der Strasse stand. So kam es ihm gelegen, als 2013 Seppi Vögtli ihn fragte, ob sie nicht gemeinsam etwas Grosses aufbauen könnten. Thomas Vögtli war einverstanden, wenn sein Kollege baue, schliesslich habe er die Zukunft noch vor sich. Sie gründeten eine Betriebsgemeinschaft (BG) und führten vor rund zwei Jahren Vieh und Inventar zusammen. Seppi ist zuständig für den Stall; Thomas arbeitet nebst der Stallarbeit draussen auf den Feldern. «Wir kommen uns nicht in die Quere», lachen sie einander an. Beide beziehen Lohn von der BG; der Stalleigentümer zusätzlich eine Miete.

Hoffen auf die Politik
Stolz ist Seppi Vögtli auf seine Kraftwerke, nämlich die Biogasanlage und die Sonnenkollektoren auf den Stalldächern. Überzeugt sagt er: «Alle reden vom Rückbau von herkömmlichen Kraftwerken. Jemand muss doch für Ersatz sorgen. Weshalb nicht wir Bauernfamilien, die wir gratis über Sonnenenergie und Gülle verfügen, welche in Strom und Wärme umgewandelt werden können?» Gülle, die durch eine Biogasanlage verarbeitet wurde, ist umweltverträglicher, weil es bei deren Ausbringen kaum Ammoniakverlust gibt, also nicht übel riecht. Er vermutet, die langwierigen Bewilligungsverfahren würden viele davon abhalten, in diese Geschäfte einzusteigen.

Trotzdem ermuntert er dazu, Energie zu produzieren und damit die Um- und Mitwelt zu schonen: «Mit dem, was eine Kuh in 24 Stunden hinten rauslässt», erklärt er, «kann ich eine 40-Watt-Birne 143 Stunden lang brennen lassen (5750 Watt pro Tag pro Kuh).» Der Grundstein für eine umweltfreundliche Stromproduktion sei gelegt und könne mit Zahlen belegt werden.

Er hofft, Politiker und Politikerinnen würden sehen, welches grosse Potenzial hier vorhanden sei für die umweltfreundliche Stromproduktion. Es wäre wünschenswert, wenn sie der Landwirtschaft Hand böten, mit weniger Arbeitsaufwand Sonnenwärme und Gülle zu verwerten.

Biogasanlage einfach erklärt
Der Ersteller der Biogas-Anlage auf dem Langackerhof in Hochwald, Niklaus Hari von Reichenbach im Kandertal, präsentiert auf seiner gefälligen Website auch für Laien gut verständlich das Thema «Wärme und Strom vom Bauernhof». In einem Video erklärt er anschaulich, wie aus Hofdünger dank einer Biogasanlage Wärme und Strom erzeugt wird – eine nachhaltige, kostengünstige und umweltschonende Energieproduktion.<link http: www.quh-energie.ch external-link-new-window>  www.quh-energie.ch

 

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