Heimstatt für anthroposophische Kunst

Ende April eröffnete die Stiftung Trigon in Dornach das Kunst-Schau-Depot. Die Ausstellung umfasst über 100 Kunstwerke aus über 100 Jahren anthroposophischem Kunstimpuls.

«Der Welt entfremdet, aber nicht weltfremd»: Walter Kugler betonte in seinen Ausführungen, dass im Kunst-Schau-Depot die anthroposophische Kunst aus der Anonymität heraustrete.  Foto: zVg/Anna Krygier
«Der Welt entfremdet, aber nicht weltfremd»: Walter Kugler betonte in seinen Ausführungen, dass im Kunst-Schau-Depot die anthroposophische Kunst aus der Anonymität heraustrete. Foto: zVg/Anna Krygier

Am Eröffnungstag strömten über 100 Menschen an den Juraweg, um Dornachs neue Attraktion zu bestaunen. Mit den Ausstellungs- und Lagerräumen für die Kunstsammlung der Stiftung Trigon hat eine repräsentative Auswahl anthroposophisch inspirierten Kunstschaffens eine Heimstatt gefunden. Das Kunst-Schau-Depot, eine Mischung aus Galerie, Atelier und Begegnungsort, ist ein Ort, der einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich ist. Von aussen wirkt der Eingang zu diesen halb unterirdischen Räumen unscheinbar, doch wer eintritt, staunt über das helle Ambiente. Vier Lichtschachtbahnen lassen das Licht in den Raum strömen.

Ein Beitrag zur Kunstgeschichte

Im Kunst-Schau-Depot befinden sich bisher 20 Nachlässe von anthroposophisch geprägten Kunstschaffenden und Einzelwerke von vielen verstorbenen oder noch lebenden Künstlerinnen und Künstlern. John C. Ermel, Architekt,

Initiator und Leiter des Projekts, eröffnete den Raum und moderierte das Programm. Professor Walter Kugler hielt ein Kurzreferat zum Thema «Der Welt entfremdet, aber nicht weltfremd» und betonte, dass an diesem Ort die anthroposophische Kunst aus der Anonymität heraustrete und einen Namen bekomme. Darüber hinaus begegneten sich hier die Lebenden und die Toten. David Marc Hoffmann überbrachte die Grüsse des Rudolf-Steiner-Archivs und ging auf die Anthroposophie als Gesamtkunstwerk ein. Sowohl Kugler wie Hoffmann zeigten, dass sie den Kunstbegriff nicht auf eine anthroposophische Ausformung reduzieren. Insofern waren ihre Ausführungen weder selbstbezüglich noch ausgrenzend.

Ausleihe von Kunst ist möglich

Auch die Baselbieter Regierungspräsidentin Sabine Pegoraro und die Solothurner Nationalrätin Bea Heim waren anwesend. Sabine Pegoraro sprach über die Schwierigkeiten, Bauprojekte für Kultur zu realisieren. Sie wandte sich gegen planerischen Kleinmut und bezeichnete das Goetheanum als Glücksfall für Dornach. Solch herausragende Gebäude seien «wichtige Imageträger». Dem Kunst-Schau-Depot wünschte sie eine Bekanntheit über die Landesgrenzen hinaus. Bea Heim kritisierte die materialistische Rede von der «brotlosen Kunst» und traf einen wichtigen Punkt der Kunstdebatte. Nicht umsonst zitierte sie Kurt Marti mit dem Satz: «Sachzwang frisst Menschenfleisch.» Das Rennen im Hamsterrad sei kein Naturgesetz, darum sei Kunst wichtig. «Kunst öffnet die Augen, Kunst verändert.» Die Künstlerin Bea van der Steen sagte: «Ich weiss, dass meine Arbeiten hier sichtbar werden», und Imre Boejtes, der auch in der Sammlung vertreten ist, erklärte: «Es ist ein Treffpunkt für anthroposophisch schaffende Künstler.» In der «Artothek» kann man einzelne Werke für seine privaten oder institutionellen Räumlichkeiten ausleihen. Werke und Dokumente aus den Nachlässen stehen der Forschung zur Verfügung. In einer zweiten Bauetappe soll ein Raum entstehen, in dem sich auch künstlerisch arbeiten lässt und Veranstaltungen stattfinden können.

 

Öffnungszeiten im Mai und Juni: Montag bis Freitag, 17 bis 18.30 Uhr; Kontakt: 079 321 30 39.

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