«Die Welt ist aus den Fugen»

Für einmal stehen beim Theater Junges M drei Generationen auf der Bühne. Gespielt wird «Hamlet». Sandra Löwe hat sich für eine schlanke Version der Schlegelschen Übersetzung entschieden.

Der betende König: Claudius (Alissa Ueberwasser) lässt Hamlet (Tobias Schaller, hinten) zaudern.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Der betende König: Claudius (Alissa Ueberwasser) lässt Hamlet (Tobias Schaller, hinten) zaudern. Foto: Thomas Brunnschweiler

Die Bühne ist schwarz, die Kleider sind es auch. Ein düsteres Stück. Das Verhängnis schwebt unsichtbar über allem. Die Schauspielerinnen und Schauspieler sind bei der Karsamstagsprobe voll bei der Sache. Es ist eine heterogene Truppe. Von den zwölf auf der Bühne Agierenden sind fünf professionell oder semiprofessionell. Die Jüngste ist 12, die Älteste Mitte 50. Alle sind barfuss. Geerdet.

Die Regisseurin begann vor einem halben Jahr mit der Arbeit. Zwei Monate probten sie frei, vier Monate widmeten sie sich ausschliesslich dem Stück. Die zwölfjährige Chiara Müller sagt: «Ich kannte das Stück nicht und las es dann dreimal.» Die vierzehnjährige Linda Stefan findet es toll, mit Älteren zu spielen. «In ‹Hamlet› entdeckt man immer wieder Neues», erklärt sie. Auch für die älteren Mitspielenden war der Text eine Offenbarung. «Die Botschaft ist zeitlos», sagt Alissa Ueberwasser, die Claudius spielt. Für Noëmi Niederberger haben sich in den Proben neue Welten aufgetan «Vor allem emotional», sagt sie. Stavros Billios aus Griechenland hört im Kernsatz «To be or not to be» auf dem Hintergrund seines Herkunftslandes noch einen ganz anderen Unterton. In der Auseinandersetzung mit dem Stück wurden alle immer wieder mit existenziellen Grenzerfahrungen konfrontiert.

Elegante klassisch-moderne Inszenierung

Das Grübeln Hamlets ist für Theaterfreunde das, was Mona Lisas Lächeln für die Kunstliebhaber ist. «Hamlet» ist das wohl rätselhafteste Stück von William Shakespeare. In den Monologen Hamlets entwickelt sich das moderne Ich, das heute – bedingt durch die Erkenntnisse der Psychologie und der Neurowissenschaften – wieder in Auflösung begriffen scheint. «Das Stück gehört zu den grössten der Weltliteratur», erklärt Sandra Löwe. Für sie ist Hamlet ein sensibler Revolutionär, der entweder seiner Zeit voraus ist oder ihr hinterher eilt. Die Inszenierung sucht demnach eine elegante Schwebe zwischen klassisch und modern. Die Erscheinung des Geists des toten Vaters ist für die Regisseurin zentral. «Die unsichtbare Welt initiiert den Plot.»

Einige dramaturgische Kunstgriffe, die nicht verraten werden sollen, treiben die Handlung rasant voran. Im Zentrum stehen der Text, der oft schärfer ist als ein Messer, und intensives Spiel. Nebst wenigen Requisiten ist die Lichtführung von Cornelius Hunziker hervorzuheben, die dem Spiel zusätzliche Tiefe verleiht. Schliesslich wird auch der Musik eine Rolle zugeteilt.

Die Tragödie über Mord, Rache, vorgetäuschten Wahnsinn, Blutschande, Intrige, Liebe und Tod hat in dieser eindrücklichen Inszenierung durch das Theater Junges M eine neue Facette erhalten.

Donnerstag, 12. April, Premiere: «Hamlet» von William Shakespeare. Theater Junges M. Regie: Sandra Löwe, <link http: www.neuestheater.ch>www.neuestheater.ch beim Bahnhof, 19.30 Uhr.

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