Einsteigen und aussteigen im Kloster

Für rund 3,5 Millionen Franken wurde das Kloster Dornach im vergangenen halben Jahr saniert und umgebaut. Mit dem offiziellen Eröffnungsfest am Samstag startet auch die neue Ausstellung unter dem Titel «Aussteigen».

Spektakuläres Raumerlebnis: Im aufwendig sanierten Gewölbekeller treffen sich Lorenz Altenbach, Präsident der Stiftung Kloster Dornach, Kirchenrektor Felix Terrier, Barbara van der Meulen, Leiterin Kultur, und Jonas Rapp, Leitung Gastronomie und H
Spektakuläres Raumerlebnis: Im aufwendig sanierten Gewölbekeller treffen sich Lorenz Altenbach, Präsident der Stiftung Kloster Dornach, Kirchenrektor Felix Terrier, Barbara van der Meulen, Leiterin Kultur, und Jonas Rapp, Leitung Gastronomie und Hotellerie. Foto: Thomas Kramer

Zum klösterlichen Kreuzgang hin gelegen, hinter einem Durchblick gewährenden Trennelement aus weiss gestrichenem Metall liegt die Sakristei. Noch vor einem Jahr entzündete sich an diesem kirchlichen Nebenraum ein veritabler Hauskrach zwischen der Kloster-Stiftung und dem Verein Freunde des Kloster Dornach. Vordergründig ging es um die Verlegung der Sakristei im Zuge der geplanten Umbau- und Sanierungsarbeiten, hintergründig um die Wandlung des ehemaligen Kapuzinerklosters zu einem modernen Gesellschafts- und Begegnungszentrum, das sich aus wirtschaftlichen Überlegungen auf die gewinnbringenden Pfeiler Gastronomie und Hotellerie fokussieren muss, um die zwei Bereiche Spiritualität und Kultur überhaupt tragen zu können. Ein Jahr später scheinen diese internen Wogen geglättet zu sein. Nachdem jetzt auch die Baumaschinen abgezogen sind, ist im Kloster endgültig wieder Ruhe eingekehrt.


Funktionale Verbesserungen

Der abgeschlossene Klosterumbau trug zu einer wesentlich funktionalen Verbesserung des Hotel- und Restaurantbetriebs bei – gut abzulesen an der neu gestalteten Eingangssituation. Die Rezeption, zuvor von den Gästen nur mit viel Orientierungssinn im Kreuzgang auffindbar, befindet sich nun dort, wo sie hingehört: am Eingang, unter einer modernen, den alten Mauern vorgelagerten Glaskonstruktion. Betritt man jetzt das Kloster, steht man nicht mehr unverhofft in der Küche zwischen Pfannen und Abwaschgerät. Ein Gewinn für die Gastronomie ist auch der Einbau eines Lifts, der die zwei Etagen nach oben und den Keller nach unten erschliesst. Die lichtdurchflutete Klosterbibliothek im zweiten Stock, die dank eines mintgrünen Anstrichs überraschend erfrischend daherkommt, kann noch besser als Speisesaal genutzt werden. Und mit dem nutzbar gemachten Gewölbekeller steht der Gastronomie gar ein zusätzlicher Raum zur Verfügung.

Gerade am Beispiel des einst kaltfeuchten Untergeschosses kann die Art und Weise der Sanierung, die eng von der kantonalen Denkmalpflege begleitet wurde, gut nachvollzogen werden. Wo immer möglich wurde der ursprüngliche Charakter des Baus beibehalten. Die Kapuziner, die ins 1673 gegründete Kloster einzogen, verstanden sich als Bettelorden, Prachtentfaltung widersprach ihren Idealen. Über die Jahrhunderte legten die Brüder meist selbst Hand an und gingen dabei sparsam zu Werke. Damit einhergehende Unzulänglichkeiten wurde vom verantwortlichen Architekturbüro Glaser Saxer Keller nicht wegsaniert. Im Gegenteil, sie werden ganz bewusst gezeigt und heben sich gegenüber zeitgemässen Elementen ab. Das uralte, nur mühsam begehbare Steinpflaster wurde nicht angetastet, sondern mit einem spektakulären Glasboden überdeckt. Neu eingezogene Betonträger unterscheiden sich augenfällig vom alten Steingemäuer. An diesem Raum dürfen alle Dornacher viel Freude haben, eignet er sich doch zusammen mit dem angrenzenden Vorraum hervorragend für eine runde Geburtstagsfeier oder die Durchführung einer Vereinsversammlung.

Neben der Betriebsoptimierung war die Feuergefahr wesentlicher Treiber der Klostersanierung. Wiederholt machte die Solothurner Gebäudeversicherung den Stiftungsrat auf die unzureichenden Brandschutzvorkehrungen aufmerksam. Hätte der Stiftungsrat in dieser Sache nichts unternommen und die sieben Brandschutztüren einbauen lassen, hätte er den Betrieb einstellen müssen, betont Lorenz Altenbach, Präsident des Stiftungsrats.

Finanziell ermöglicht wurden die Arbeiten dank eines Legats in Höhe von vier Millionen Franken des früheren Bürgerammanns Richard Boder und dessen Frau Dorothee. Daneben kommen 300000 Franken vom Solothurner Lotteriefonds und von der kantonalen Denkmalpflege hinzu. Die Erneuerung des Innenhofs beläuft sich auf weitere 140000 Franken, wobei hier die Kosten dank Sponsoring und körperlicher Arbeit des Rotary Club Laufen und des Lions Club Laufental-Thierstein tiefer gehalten werden konnten.


Eröffnungsfest und Vernissage

Wer sich selbst ein Bild über das «neue» Kloster machen will, hat diesen Samstag im Rahmen eines Eröffnungsfests die beste Gelegenheit dazu. Ab 12.15 Uhr bis 16 Uhr werden alle fünfzehn Minuten Führungen durch die sanierten Räumlichkeiten angeboten. Offiziell beginnt die Feier um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Klosterkirche. Im Anschluss wird Landammann Remo Ankli eine Festrede halten.

Mit der Wiedereröffnung des Klosters Dornach wird auch die Vernissage der von Barbara van der Meulen, Leiterin Kultur, kuratierten Ausstellung «Aussteigen» gefeiert. Die bis zum 26. März dauernde Schau zeigt Werke zweier Künstler. Der in Basel wohnhafte Solothurner Jan Hostettler unternimmt eine künstlerische Intervention in der Klosterkirche. Die historischen Altarbilder werden mit seinen zeitgenössischen Arbeiten «Lehm», «Holz» und «Knochen» überhängt – eine Installation, die auf den künftig engen Dialog zwischen Kirche und Kunst im Kloster Dornach hinweisen möchte. René Küng aus Schönenbuch, der sich selbst als «Franziskaner» beschreibt und damit auf seine Verwendung ärmlich anmutender Materialien verweist, bespielt mit seinen Skulpturen den Klostergarten. Zu sehen sein wird etwa seine sieben Meter hohe Leiter «Langeur», die den Betrachter über Sehnsüchte und Möglichkeiten einer Flucht aus dem Hier und Jetzt nachdenken lässt. Ganz konkret wird ein zwischenzeitlicher Ausstieg aus der Normalität im Kunst- und Kulturprojekt «Aussteigen-auf-Zeit». Die Stiftung Kloster Dornach gibt Menschen die Möglichkeit, für eine oder sogar bis vier Wochen in ein Klosterzimmer zu ziehen und dem angestammten Leben zu entfliehen. Als Gegenleistung ist ein sogenanntes «Gastgeschenk» zu erbringen – eine schriftliche, gestalterische oder auch anders gefasste Dokumentation über den Aufenthalt im Kloster. Bewerben kann man sich ab sofort, weitere Informationen zum Projekt und zu den Anmeldemodalitäten findet man im Internet unter www.klosterdornach.ch.

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