Georg Darvas: «Dieser Monolog ist ein Sprachkunstwerk und Hörerlebnis»

Georg Darvas inszeniert Hermann Burgers Monolog «Der Orchesterdiener» mit Vincent Leittersdorf in der Hauptrolle. Vor der Premiere hat das «Wochenblatt» mit Regisseur Georg Darvas über das Stück und dessen Bedeutung gesprochen.

Erste Bühnenprobe: Regisseur Georg Darvas (links) und Schauspieler Vincent Leittersdorf als Orchesterdiener.
Erste Bühnenprobe: Regisseur Georg Darvas (links) und Schauspieler Vincent Leittersdorf als Orchesterdiener.

Wochenblatt: Hermann Burger war bis zur Neuauflage seines Werks im Jahre 2014 in der Schweiz fast vergessen. Warum haben Sie den «Orchesterdiener» gewählt?

Georg Darvas: Es gibt einige Gründe. Zum einen ist Burger der Autor, den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki als den bedeutendsten Nachkriegserzähler der Schweiz bezeichnete. Zum andern ist das Stück höchst amüsant und doch von menschlicher Tiefe. Drittens habe ich dafür den richtigen Schauspieler gefunden.


Was hat das Stück mit dem Schicksal des Autors zu tun?

Georg Darvas: Alles. In allen seinen Prosamonologen geht der Autor völlig in seinen Figuren auf. Er selbst steht hinter diesen nach Anerkennung suchenden Menschen, die gesehen werden wollen und nicht gesehen werden.

Was hat Sie an diesem Stück besonders gereizt?

Georg Darvas: Der Monolog ist das Empfehlungsschreiben von August Schramm, der als unmusikalisch, ja «seelisch tauber» Mensch der Kunst dienen will. Er will sich für die Kunst opfern und sieht in seinem verstorbenen Vorgänger Urfer, der das absolute Musikgehör besass, eine Fehlbesetzung. Dieser Monolog ist ein Sprachkunstwerk. Die Art, wie hier mit der deutschen Sprache umgegangen wird, ist mir sonst noch nie begegnet, ein Mix zwischen Thomas Mann, Franz Kafka und Samuel Becket. Es ist ein Hör-
erlebnis und es muss genau so sein, wie es ist.
Welche Herausforderungen ergeben sich bei einem Einmannstück wie diesem?
Georg Darvas: Ich habe innere Situationen in äusseren Situationen wiedergegeben, damit das Stück aktiv ist. Die Inszenierung ist das Resultat einer gemeinsamen Reise mit Vincent Leittersdorf, eines Prozesses also. Der Schauspieler ist bloss Projektionsfläche, auf der wir unsere eigenen Erfahrungen miterleben und mitfühlen können.


Wie sind Sie auf den Hauptdarsteller gestossen?

Georg Darvas: Ich kannte Leittersdorf bereits und der Text ist als radikale Herausforderung an den Akteur wie zugeschnitten auf ihn. Leittersdorf begann schon im Sommer den Text zu lernen, der hohe Anforderungen an das Memorieren stellt.


Wie erlebt das Publikum das Stück?

Georg Darvas:
Alle werden konfrontiert mit einem kleinen Menschen, der hoch hinaus will. August Schramm hat geniale Züge, gleichzeitig wird in seiner Ironie die Aargauer Kleinstädterei spürbar. Burgers Text oszilliert zwischen Realem und Irrealem. Es wäre wünschenswert, wenn Schulklassen sich das Stück ansähen, um einen grossartigen Schweizer Erzähler kennen zu lernen.
«Der Orchesterdiener» von Hermann Burger, Premiere: Dienstag, 26. 9., 19.30 Uhr; 28. 9., 19.30 Uhr; weitere Daten im Oktober, November 2017 und Januar 2018.

 

Tickets gewinnen

WoB. Das «Wochenblatt» verlost als Medienpartner 2 × 2 Tickets für die Premiere vom 26. September. Einfach bis Freitag, 14 Uhr, eine E-Mail an <link mail>wettbewerb@wochenblatt.ch mit dem Betreff «Orchesterdiener» senden. Name und Adresse nicht vergessen. Viel Glück!

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