Gempner Stimmbevölkerung steht vor der angenehmen Qual der Wahl

Aus Unmut über frühere Entscheide und aus einem echten Interesse für das Dorf läuft in der Dorneckberger Gemeinde bis zum 21. Mai ein spannender Wahlkampf.

Kleines Dorf, grosse Auswahl: 14 Kandidierende auf vier Listen streiten um die fünf Sitze im Gempner Gemeinderat.  Foto: Edmondo Savoldelli
Kleines Dorf, grosse Auswahl: 14 Kandidierende auf vier Listen streiten um die fünf Sitze im Gempner Gemeinderat. Foto: Edmondo Savoldelli

Die Gemeinderäte von Gempen hatten es in letzter Zeit nicht leicht: Die Einnahmen der Gemeinde reichten nicht aus, um die Ausgaben zu decken. Mit Sparrunden und dem Antrag auf Steuererhöhung machten sich die Behördenmitglieder nicht beliebt beim Stimmvolk. An den Gemeindeversammlungen kam es zu Opposition. Drei Gemeinderäten ist die Freude an ihrem Amt trotzdem nicht vergangen. Gemeindepräsident Patrik Stadler und Finanzchef Stephan Sauter (beide FDP) als auch Gemeindevizepräsident Siegfried Bongartz (SP) stellen sich am 21. Mai zur Wiederwahl.

Patrik Stadler will sich weiterhin dafür einsetzen, «dass die Bedürfnisse von Gempen in der Nachbarschaft und in Solothurn Gehör finden.» Daneben hat er sich eine effiziente, kundenorientierte Verwaltung auf die Fahne geschrieben und «dass Gempen in gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht attraktiv bleibt.» Auch Sauter kämpft für die Eigenständigkeit der Gemeinde und für gute Rahmenbedingungen für die Einwohner und das Gewerbe.

Auch Gemeindeschreiberin Angela Weber möchte künftig im Rat mitentscheiden und kandidiert erstmals auf der FDP-Liste für den Rat. «Mir ist wichtig, dass die Kommunikation zur Dorfbevölkerung offener und unbürokratischer wird. Durch meine bisherige Tätigkeit bin ich bestens gewappnet für das Amt als Gemeinderätin.» Mit Nadine Siebenpfund schlagen die Freisinnigen eine weitere Frau vor für die Exekutive.

Der Gempner Gemeinderat soll kein reines Männergremium mehr sein, dafür wirbt öffentlich vor allem Sozialdemokrat Siegfried Bongartz und wünscht, dass Parteikollegin Antoinette Stocker den Sprung in den Rat schafft. «Gempen braucht neue, konstruktive Kräfte im Gemeinderat, damit unterschiedliche Ansichten zu gemeinsamen Lösungen führen», sagt Stocker. Sie wünsche sich eine «Demokratie, in der offen miteinander kommuniziert wird.» Bongartz möchte sein Wissen und seine Erfahrung nutzen, «um sich für ein lebendiges, attraktives und starkes Gempen einzusetzen.»


Wunsch nach Veränderung

Auch bei der SVP ist die Motivation gross, im Führungsgremium mitreden zu wollen. Sie tritt mit den fünf Kandidaten Christian Haefely, Siegfried Niederberger, Joelle Neuhaus-Ehrsam, Christian Zurflüh und Dominik Zimmermann an. Die Steuern und Gebühren wollen sie tief halten sowie die Finanzplanung verbindlicher machen. Niederberger sagt ganz offen, dass er kandidiert, weil er Gegensteuer geben will. «Der Unmut in der Bevölkerung ist zu gross. Ich möchte in den Gemeinderat, um zur Veränderung beizutragen.» Auch seine Parteikollegen werben für «Veränderung». Zimmermann meint: «Gempen soll vermehrt zusammenhalten und gemeinsam die Zukunft gestalten. Es sei wichtig, «dass der Gemeinderat bodenständig und volksnah ist und die Bevölkerung versteht.» Auch Joelle Neuhaus-Ehrsam spricht davon, dass ein Gemeinderat «unbürokratisch, effizient und bürgernah» sein soll. «Es ist wichtig, dass der Gemeinderat ein lebendiges Zusammenleben im Dorf mit vielen Angeboten von Vereinen und Kulturanlässen positiv unterstützt.»

Gegenwind erhalten die Parteien von einer neuen Kraft im Dorf. Eleonora Grimbichler betont zwar, dass die Freie Liste Gempen nicht «Konkurrenz, sondern Ergänzung» sei. Das Ziel ist jedoch klar, den Ortsparteien einen Sitz abzujagen. So tritt die Freie Liste gleich mit zwei weiteren Kandidaten an, mit Simone Gosteli und Benjamin Pachlatko. Sie stehen ein für eine offene Gesprächskultur im Dorf und für das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen.


«Lebendiges Dorf, echte Wahlen»

Die Vertreter der arrivierten Parteien machen gute Miene zum bösen Spiel: Man begrüsse die grosse Meinungsvielfalt und das Interesse für die Dorfpolitik, sagen einige Kandidaten. Sie befürchten keine grosse Verlagerung, sondern spüren Aufschwung in ihren Parteien. Es gebe viele Politiker, die sich klar positionieren wollten und dafür vom Stimmvolk geschätzt würden. Bongartz stellt fest, dass man auch als Parteivertreter im Gemeinderat frei entscheiden könne: «Meine Partei hat mir noch nie Vorgaben gemacht.»

Dass sich viele Einwohner darum reissen, ihre Freizeit in das Dorfleben zu investieren, sei in Gempen nicht aussergewöhnlich, sagen die Kandidierenden übereinstimmend und verweisen auf das Gempenfest, das ehrenamtlich zum Grosserfolg wird. Das Stimmvolk hat in Gempen am 21. Mai auf jeden Fall die Wahl. «Stille Wahlen könnten heissen, alles ist gut, sie können aber auch Hinweis sein für ein Desinteresse», sagt Stadler. «Ich denke, zu einem lebendigen Dorf gehören echte Wahlen.»

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